Die Leiden der schönen Donau
WIEN / LINZ. Die weltweit größte Flussuntersuchung "Joint Danube Survey" attestiert der Donau einen verbesserten Zustand. Mikroplastik, resistente Keime und eine reduzierte Fischpopulation trüben jedoch die Freude
Blau war sie nie, schön ist sie immer noch. Als Johann Strauß junior 1867 den Walzer "An der schönen blauen Donau" komponiert hatte, war der Zustand des 2857 Kilometer langen Stroms aber mit Sicherheit noch deutlich besser, als es vor sechs Jahren der Fall war.
Denn hätte die Internationale Kommission zum Schutz der Donau (IKSD) ihre dritte umfangreiche Flussuntersuchung im Jahr 2015 benennen müssen, sie hätte wohl "An der braunen, trüben Donau" heißen müssen.
Verbesserung und neue Probleme
Forscher aus 14 Donauländern untersuchten damals rund 2375 Kilometer des Flusses penibel. Die Ergebnisse zeigten gleich mehrere große Probleme auf: Fischarmut, exzessive Flussverbauung und antibiotikaresistente Keime.
Bei Klosterneuburg entdeckten die Wissenschafter sogar die mit Abstand höchste Konzentration von Medikamenten und illegalen Drogen in der gesamten Donau. Forscher vermuteten damals, dass die Probe wenige Tage zuvor in Linz "belastet" wurde.
Heute erscheint der Endbericht der vierten umfangreichen Flussuntersuchung, der sogenannte "Joint Danube Survey 4". An der Untersuchung waren erneut alle 14 Donauländer, mehr als 1000 Experten, 140 Labors und die Europäische Kommission beteiligt. Kostenpunkt: 800.000 Euro.
Von 51 Messstellen liegen fünf in Österreich, darunter mit Jochenstein (Bezirk Schärding) und Enghagen (Bezirk Linz-Land) auch zwei in Oberösterreich. Bis ins kleinste Detail sind die Daten noch nicht bekannt, eines steht aber fest: Der Donau scheint es, zumindest in Österreich, besser zu gehen. Der Zustand des Flusses hat sich im Vergleich zur vergangenen Untersuchung verbessert.
Die Befürchtung der Wissenschafter, dass es durch die Donauschifffahrt auch in Österreich zu hohen Fäkalbelastungen kommt, bewahrheitete sich nicht. Mit 1050 Escherichia-coli-Bakterien pro 100 Milliliter Wasser lag lediglich eine heimische Probe über dem Höchstwert für moderate Belastung (1000). Die fäkalen Belastungen nahmen im Vergleich zum Bericht von 2013 deutlich ab. Auch die Konzentration an illegalen Drogen war diesmal gering.
In der gesamten Donau wurde mit 72 Fischarten das fast vollständige natürliche Artenspektrum festgestellt, in Österreich davon 40 Arten. Der Gesamtbestand ist jedoch weiterhin stark reduziert. Dafür sind vor allem eingeschleppte Fremdarten, die Parasiten mitbringen, mit denen die heimischen Spezies nicht zurechtkommen, und Effekte des Klimawandels verantwortlich.
Mikroplastik in jeder Probe
Die Analyse antibiotikaresistenter Bakterien in der Donau zeigte eine signifikante Zunahme der Multiresistenz im Vergleich zur letzten Untersuchung. Leider wurde auch eine Resistenz gegen Reserveantibiotika festgestellt– Antibiotika, die nur eingesetzt werden, wenn alle anderen keine Wirkung gezeigt haben.
Zum ersten Mal untersuchten die Forscher auch das Vorkommen von Mikroplastik im Donausediment und in Muscheln: Die Konzentration ist zwar gering, doch Mikroplastik war in allen Proben vorhanden. "Für einen derart großen Fluss mit vielen Nutzungen ist die Donau in einem guten Zustand. Dass überall Mikroplastik im Sediment nachgewiesen wurde, ist ein klarer Auftrag, in allen Ländern dagegen aktiv zu werden", sagt die für Wasserwirtschaft zuständige Bundesministerin Elisabeth Köstinger (VP).
Die Donau
- 350 Kilometer ist die Donau in Österreich lang. Ihre Gesamtlänge beträgt 2857 Kilometer.
- 72 Fischarten wurden im aktuellen Bericht in der Donau nachgewiesen, 40 Arten davon in Österreich. Bei den wirbellosen Tieren wurden 484 verschiedene Arten festgestellt.
- 50tausend Tassen Donauwasser müsste man trinken, um denselben Wert an Koffein zu konsumieren, den eine herkömmliche Tasse Kaffee beinhaltet. Koffein ist zwar in der Donau vorhanden, aber in unbedenklichen Mengen. Auch der Wert an illegalen Substanzen ist nicht besorgniserregend – obwohl in allen elf Proben aus Kläranlagen Spuren von Kokain entdeckt wurden.
Hohe Stromkosten zwangen Gemeinden zum Sparen – aber heuer gehen wieder die Lichter an
"Wir hoffen auf ein ambitioniertes Ziel": Ennserin auf der Klimakonferenz
Ibmer Moor: Lichtblick für bedrohte Vogelart
Blauzungenkrankheit: Erste Fälle in Oberösterreich
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
Dass die Donau 1857 in besserem Zustand als 2015 war, möchte ich glatt bezweifeln. Damals wurde noch alles ungeklärt in der Fluss gekippt, Hauptsache weg damit! Von Färbereien über Gerbereien, Gießereien und ganz zu schweigen von menschlichen und tierischen Ausscheidungen ist alles über die kleinen Nebenflüsse abgeleitet worden. Die Fließgeschwindigkeit war sicher höher, da ist der ganze Dreck nicht so aufgefallen. Fische gab es sicher mehr als heute, Ratten aber auch.
Fischarmut - und dann ist noch immer die Netzfischerei in OÖ erlaubt, Fische die möglicherweise kontaminiert sind, werden so auch noch munter in Verkehr gebracht. Natur- und Klimaschutz sind nur Lippenbekenntnisse bestimmter Landespolitiker, die halt ihr Klientel versorgen.
Naja, "in Verkehr gebracht" ... die paar? Werden handverlesen weiter gegeben und sind zu teuer.
Die große Masse der Menschen frisst sowieso chemieverseuchten Zuchtlachs, aus dem Gefrierblock geschnittenen und vorpanierten Polardorsch oder überfischten Thunfisch. Und alles inklusive Schwermetalle und Mikroplastik aus den Meeren.
Ich hab in der Donau schwimmen gelernt, ein US Soldat hat es mir beigebracht, wer kannte das steinerne Brückerl ? Oder das schwimmende Bad in Urfahr?
nach dem Hochwasser 1954 wurde die Donau so dreckig, es dauerte Jahre um sie wieder sauber zu bekommen
Man findet auch anderes im Donauwasser, z.B. Calciumkarbonat, Kohlendioxid, freien Sauerstoff und Stickstoff. Wen juckt´s ?
"50tausend Tassen Donauwasser müsste man trinken, um denselben Wert an Koffein zu konsumieren, den eine herkömmliche Tasse Kaffee beinhaltet"
Unglaublich was man im Qualitätsblatt erfährt
Gratis Frühstuck Möglichkeit für Leute die Koffeinfreien Kaffee trinken.😛😛😉
Vor einiger Zeit gab es eine Doku über die Wasserverschmutzung in Norddeutschland. Problematisch wurden z.B. die Bestandteile von Flüssigwaschmitteln gesehen. Diese sind zwar biologisch abbaubar, müssen dazu aber aus dem Wasser geholt werden. Der Chef einer Großkläranlage erklärte aber, dass man in der Kläranlage etwa eine Woche brauchen würde, um das Zeug aus dem Abwasser zu bekommen. Man hätte aber nur einen Tag Zeit. So gelangt eine erheblicher Teil in die Elbe und weiter in die Norsee und braucht dort im kalten Salzwasser sehr lange zur Zersetzung.
Man berichtete auch über den häufig verwendeten synthetischen Süßstoff Acesulfam-K. Dieser kann kaum aus dem Abwasser gefiltert werden, ist nicht biologisch abbaubar und findet sich inzwischen schon im Grundwasser. Ein Experte erklärte, dass selbst, wenn man das Zeug sofort verbieten würde, man es noch in 1000 Jahren im Wasser finden werde.