Amag-Chef Kaufmann: "Forschung ist unsere industrielle Zukunft"
BRAUNAU. Nur mit Topforschung könne Österreich Spitzenprodukte anbieten und sich behaupten
Hohe Löhne und Energiekosten, strikte Umwelt- und Sicherheitsstandards: Der Ranshofner Aluminiumkonzern Amag agiert in einem anspruchsvollen Marktumfeld. Andere globale Aluminiumhersteller können oft kostengünstiger operieren. Deshalb setze die Amag vor allem auf Innovation und auf die Entwicklung nachhaltiger Premium-Aluminiumprodukte, sagt Amag-Vorstandsvorsitzender Helmut Kaufmann. Dafür greift der Konzern auch tief in die Tasche: Rund 25 Millionen Euro werden jährlich in die Forschung investiert. „Österreich kann nur erfolgreich und vorne mit dabei sein, wenn wir Spitzenprodukte exportieren können, und Spitzenprodukte sind Ergebnisse einer Spitzenforschung“, betont er.
Mehr Recyclinganteile
Forschung wird also in Ranshofen großgeschrieben und fokussiert sich nicht nur auf die Herstellung von Spezialaluminium, sondern vor allem auch auf die Nachhaltigkeit bei dieser Herstellung. Das Recyceln von Aluminiumschrott gilt als Ranshofner Kernkompetenz. Die Schrotteinsatzrate liegt bei 75 bis 80 Prozent. In Ranshofen gibt es eigene moderne Sortieranlagen und Messungen durch Röntgen und Laser. „Wir müssen bei der Analyse bis ins kleinste Atom gehen“, sagt Werner Fragner, Leiter der Amag-Unternehmenstechnologie. Denn gerade Aluschrott sei oft durch andere Metalle wie Eisen, Kupfer oder Zink verunreinigt.
Geforscht wird nicht nur daran, den Schrottanteil in bestehende Legierungen zu erhöhen, sondern diese „Verunreinigungen“ auch zu nutzen und neue Legierungen daraus zu entwickeln. Ein Beispiel ist eine Alufelge, die Autos von Audi bereits ziert: Erstmals wurden für dieses Rad nicht nur reine Schrotte verwendet, sondern eine Legierung, die einen höheren Recyclinganteil erlaubt, aber dennoch alle sicherheitsrelevanten und technischen Anforderungen erfüllt. Eine Forschungsarbeit, die nicht von heute auf morgen gelungen ist, wie Fragner betont: „Forschung muss längerfristig denken dürfen. Oft dauert die Forschungsarbeit fünf bis zehn Jahre.“
„Forschung fördern“
Das unterstreicht auch Amag-Vorstandsvorsitzender Helmut Kaufmann. Er fordert daher mehr Geld für den Ausbau und die Stärkung gut funktionierender Strukturen und nennt unter anderem bestehende technische Universitäten, die besser finanziert werden müssten, aber auch das FFG-Basisprogramm, das die höchste Erfolgsrate bei Forschung zu Innovation vorweist. „Die Mittel müssen gezielter eingesetzt werden und nicht nach dem Gießkannenprinzip“, fordert er. Zudem sei eine kontinuierliche und permanente Förderung unerlässlich.
Die Amag selbst fördert nicht nur hausinterne Forschung. Mit Amag-Spürnasen-Ecken, Schulkooperationen mit der HTL (Amag Robotics Raum), Mikroskopen für das Gymnasium oder Mentoring-Programmen soll eine Begeisterung für MINT-Fächer entfacht werden. Zudem wird auf Kooperationen mit Universitäten gesetzt: Unter anderem werden Dissertationen und Post-Doc-Studien vergeben, junge Wissenschaftler über CD-Labore gefördert und ein Amag-Zentrum, um Mikrostruktur noch besser zu verstehen, in der Montanuniversität Leoben eröffnet.