Damals – als Erzherzog Karl im Schloss Pfaffstätt nächtigte
PFAFFSTÄTT. Im Sommer 1798 hatte Erzherzog Karl sein Quartier im Schloss Pfaffstätt aufgeschlagen.
Die Franzosenzeit brachte 15 Jahre lang für das Innviertel viele Belastungen, die insbesondere das niedrige Volk zu spüren bekam. Es musste vor allem für die Einquartierung und Verpflegung der kämpfenden Soldaten aufkommen. Einmal waren die Österreicher zu versorgen, ein anderes Mal die Franzosen. Plünderungen und Beschlagnahmen waren an der Tagesordnung, außerdem wurden der Bevölkerung hohe Kontributionszahlungen abverlangt.
Im Sommer 1798 sammelten sich tausende kaiserliche Soldaten auf einem Feld in der Nähe von Feldkirchen, wo sie von ihrem Anführer Erzherzog Karl, dem späteren „Helden von Aspern“, inspiziert wurden. Sein Quartier hatte er am 7. August 1798 im Schloss Pfaffstätt aufgeschlagen, wo er mit seinem Stab auch die Nacht verbrachte. Anschließend zog er weiter über Braunau nach Bayern bis zum Rhein, da der Kaiser des hl. römischen Reiches, Franz II., Napoleon den Krieg erklärt hatte.
Drei verschiedene HerrenIn den weiteren Kriegsjahren bis 1815 musste das Innviertel drei verschiedenen Herren dienen. Nachdem es 1779 nach dem „Kartoffelkrieg“ von Bayern an Österreich abgetreten werden musste, kam es 1810 kurz unter französische Herrschaft und dann übergab es Napoleon dem bayrischen König, der sich mit dem Franzosenkaiser verbündet hatte.
Erst nach dem Wiener Kongress kam es wieder zum Habsburgerreich.
Pfaffstätt ist eine der ältesten Ansiedlungen im ehemaligen Mattiggau des Herzogtums Bayern. Der Name „Phaphstetti“ wird in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 796 genannt, in der ein gewisser Odalschalk seinen Besitz in dieser Gegend der Domkirche St. Stephan zu Passau vermacht. Hier soll auch ein Taufkirchlein von Schülern des hl. Rupert errichtet worden sein. In der Zeit der Magyareneinfälle entstand auf einem vorspringenden Sporn des Siedlberges eine Fluchtstätte für die Bewohner des Tales. Diese Stelle trägt heute noch den Namen „Burgstall“. Deutlich zu erkennen sind noch drei tiefe Gräben, die die Fliehburg gegen Westen absicherten. Daraus entstand ein kleiner Edelsitz, verbunden mit der niederen Gerichtsbarkeit, den ein „Herrant von Pfaffstetten“ innehatte. Im Falle von Kampfhandlungen hatte er die Verpflichtung, mit einem „gerüst Pferd“ seinem Herzog zu Hilfe zu eilen. Nach dem Verfall der Burg bauten die Haunsperger ein Schloss im Tale an der Mattig.
Schloss hatte viele BesitzerIm Laufe der Zeit hatte das Anwesen viele Besitzer. 1617 wurde es an einen Freiherrn von Vieregg verkauft, wobei es in einer Beschreibung heißt: „mit einem Weyer woraus allerhand gemeine Fisch zu haben sind, zierlich umgeben.“ 1721 erwarb Gräfin Maria von Wartenberg das Schloss und baute es – angeblich nach Plänen des berühmten Baumeisters Fischer von Erlach – so um, wie es sich jetzt zeigt. Als Wohltäterin der Kirche hat sie auch die Barockisierung derselben vornehmen lassen, weshalb am Spitzbogen das Wappen der Wartenberger angebracht ist. Da sie hier ihre letzte Ruhestätte fand, ist auf einer Grabplatte in der Pfarrkirche zu lesen:
Maria Joanna geborene Prinzessin von Melun und Epinois, des Ferdinand Grafen von Wartenberg Ritter des goldenen Vließes Gattin, erwartet hier den Tag der Auferstehung um zu hören: Kommet, denn sie hat Kirchen geziert, Arme gespeist, Niemanden beleidigt. Tritt herzu Wanderer, erflehe ihr Ruhe. 18 Jahre Jungfrau, 28 Jahre Gattin, 24 Jahre Witwe. Starb im Alter von 70 Jahren am 10. November 1754.
Die Wartenberger waren Nachkommen des bayrischen Wittelsbacher Herzogs Ferdinand I., der durch eine nicht standesgemäße Heirat diese sich nach Wartenberg bei Erding nennende gräfliche Linie begründete. Sie besaßen in diesen Jahren auch das Schloss Tüßling (zwischen Altötting und Mühldorf am Inn) und einige andere Schlösser im Innviertel.
Weitere Besitzer waren die Grafen von Taufkirchen, Freiherr von Peckenzell und Herr Heinrich Klinkosch, der auch einige Zeit das Bad in Mattighofen besaß. 1923 erwarb Prinz Albrecht zu Schaumburg Lippe das Schloss und vererbte es 1942 seinem Sohn, Prinz Max. Nach dessen Tod 1974 war seine Gattin Prinzessin Helga Claire Lee, geborene Roderbourg, Besitzerin, ehe es 1978 Heinrich Lohberger erwarb. Im Jahre 2002 kauften Aaron und Barbara Jakob das Anwesen.