Rieder wollte Böller herstellen, Explosion als Brandursache, große Gefahr für Einsatzkräfte
RIED. Hauseigentümer Benno Wageneder: "Mein großer Dank gilt der Feuerwehr für diesen riskanten Einsatz"
Montag, 13 Uhr: Im ersten Stock des Hauses mit der Adresse Promenade 3 in Ried, wo die Rechtsanwaltskanzlei von Hausbesitzer Benno Wageneder untergebracht ist, hat eine Sanierungsfirma bereits die Arbeiten aufgenommen. Von der Decke tropft es, die Holz-Büromöbel sowie der Schreibtisch von Wageneder werden mit großen Plastikfolien vor der Nässe geschützt. Weniger als 24 Stunden sind seit dem Ausbruch des offenen Dachstuhlbrandes einen Stock darüber erst vergangen. "Am Dienstag kommt wahrscheinlich der Gutachter der Versicherung. Es ist davon auszugehen, dass ein neuer Dachstuhl gebaut wird", sagt Wageneder, während er durch sein Haus, in dem insgesamt vier Wohnungen untergebracht sind, führt.
Ein Brandsachverständiger war bereits am Vormittag vor Ort, sein Gutachten wird wahrscheinlich auch für die Staatsanwaltschaft Ried von Bedeutung sein. Die Wohnung eines 38-Jährigen, in der offenbar mit Schwefel, Kalium und Schwarzpulver hantiert wurde, ist völlig zerstört. Abgesehen von einer völlig verkohlten Stereoanlage und einer Waschmaschine ist so gut wie nichts mehr zu erkennen, die Fensterscheiben wurden bei der mutmaßlichen Explosion durch die Druckwelle zerstört. Im Innenhof liegen heruntergefallene Teile und sichergestellte Behälter mit Kaliumnitrat und anorganischem Schwefel herum.
Der 38-jährige "Böllerbauer" hatte großes Glück im Unglück: Er wurde nur leicht verletzt. Ein 27-Jähriger, der sich auch in der Wohnung befand, musste ebenfalls im Spital behandelt werden. Laut Polizei hat der 38-Jährige zugegeben, dass er in der Wohnung mit einer selbst gebauten Kugelmühle Böller herstellen wollte. Dabei entzündete sich offenbar das Chemikaliengemisch mit einem Gewicht von 800 Gramm in der Kugelmühle und führte zu einer Explosion, die das Feuer verursachte. Der Knall war, wie berichtet, in Teilen des Rieder Stadtgebiets zu hören und sogar spürbar. Auch die zweite Wohnung im Obergeschoß samt wunderschöner Dachterrasse ist nicht mehr bewohnbar. Wann die Familien im Erdgeschoß wieder ins Haus einziehen können, steht noch nicht fest. "Sogar im Keller ist Wasser", sagt Wageneder.
Video: so sieht es im oberen Stockwerk des Gebäudes aus
"Die Lage war wirklich sehr angespannt. Zum Glück hat uns der Mieter gewarnt, wenigstens das hat er richtig gemacht", sagt Florian Schmidbauer, Kommandant und Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Ried. "Wichtig ist, in so einer Situation kühlen Kopf zu bewahren. Die Sicherheit der Einsatzkräfte geht vor. Wir haben geschaut, dass wir genug Wasser haben. Dann wurden die umfassenden Löscharbeiten in Angriff genommen. Nach einer Zeit hat sich die Lage dann Gott sei Dank entspannt", sagt Schmidbauer. Durch die in der Wohnung offenbar gelagerte "explosive Mischung" sei der Einsatz mit Sicherheit einer der gefährlichsten in diesem Jahr gewesen, betont er.
"Haben Gesundheit riskiert"
"Mein großer Dank gilt der Feuerwehr. Die Einsatzkräfte haben ihre Gesundheit riskiert, meine Hochachtung dafür", sagt Hauseigentümer Wageneder. Die Staatsanwaltschaft Ried hat Ermittlungen gegen den mutmaßlichen "Böllerbauer" eingeleitet. "Wir warten auf das Gutachten des Brandsachverständigen. Eine Anklage wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst steht im Raum", sagt Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried.
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Sehr geistreich, selbst einen Böller zu basteln.....🤦♂️
"Nett", dies eingemietet in einem Mehrfamilienhaus zu verbocken. Wie kommen die anderen dazu?