150 Jahre Alpenverein Linz: Tradition im Wandel
LINZ. Mit einem Festabend feierte der Alpenverein Linz sein 150-jähriges Bestehen.
Honorige Mitglieder, 116 an der Zahl, legten 1874 den Grundstein für den Alpenverein Linz. Gründungsvater war Johann Pollack, Sohn eines Leinwandhändlers und langjähriger Betreuer der Giselawarte. So steht es im Geschichtsbuch, der Festschrift zum heurigen Jubiläum.
150 Jahre später ist der Alpenverein Linz mit seinen 18 Ortsgruppen, die sich dem Erhalt der Bergwelt und damit auch dem Naturschutz verpflichtet fühlen und dem Bergerlebnis den Weg bereiten, mehr als 26.000 Mitglieder stark.
Rund 300 Gäste waren Freitagabend im Oberbank Donau-Forum in Linz zusammengekommen, um das Jubiläum zu feiern. Es wurde zurückgeblickt, die Gegenwart betrachtet und die Zukunft beleuchtet. Es warten viele Herausforderungen: Stichwort Klimawandel, Stichwort Infrastruktur, also Hütten und Wege in den Bergen, Stichwort Vermüllung.
"Unschätzbar, unbezahlbar"
Dem Team um Präsident Herbert Blauhut gratulierten Landeshauptmann Thomas Stelzer („die Natur ist ein Geschenk, das auch Verantwortung bedeutet, wofür die ehrenamtlichen Mitglieder des Alpenvereins unschätz- und unbezahlbar sind“), der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer („der Alpenverein ist durch die Hütten, die Wegeerhaltung und die Betreuung der Giselawarte außerhalb der Stadt imagebildend für Linz“), Bischof Manfred Scheuer, Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger, selbst begeisterter Berggeher und mit seiner Frau Gerti „seit 38 Jahren eine eingespielte Seilschaft“, und der neue Präsident des Alpenvereins Österreich, Wolfgang Schnabl, der die Festrede hielt.
Schriftführerin Gerti Gasselsberger freute sich darüber, dass unter den Mitgliedern heute so viele Frauen wie Männer sind, was in der langen und stolzen Geschichte des Vereins lange Zeit nicht so war. Zudem sei es gelungen, den Verein zu professionalisieren. „Wir sind seit 20 Jahren ein hochprofessioneller Dienstleister.“ Nachsatz: „Die Stärke des Vereins liegt in seiner Vielfalt der vielen klugen Köpfen.“ Köpfe, die sich immer noch zum größten Teil ehrenamtlich engagieren, um Menschen das besondere Naturerlebnis in den Bergen zu ermöglichen.
Tourismus verändert
So sehr die Bergwelt immer noch als Schatzkammer der Ruhe und der Natur gilt, so stark lastet die Veränderung auf jenen, die ihre Begeisterung auch anderen ermöglichen wollen. Bergsteigen ist vom einstigen Abenteuer zu einem höchst fragwürdigen Massen-Bergtourismus-Phänomen geworden, in dem sich Menschen, die es sich leisten können, im Eilzugstempo auf die höchsten Berge der Welt schleppen lassen.
Wie es war, hat Fred Pressl, Erstbesteiger der Chocolisa, in Bildern und Worten beschrieben („mein großer Erfolg im Leben ist, überlebt zu haben“). Der mittlerweile 74-Jährige hat aber auch gezeigt, welcher Wahnsinn heute etwa am Mount Everest los ist, wo allein schon das Basislager wie eine Außenstelle des Ballermanns wirkt.
Tradition mag also verpflichten, aber Tradition heißt auch, sich den Anforderungen der Zeit zu stellen. So wird die Mitglieder des Alpenvereins Linz in seinen nächsten Jahren und Jahrzehnten auch viel damit zu tun haben, den alpinen Raum als Freizeitraum zu erhalten. Zerstörung droht nicht nur durch Naturkatastrophen wie Starkregen oder Wirbelstürme, die als Folge des Klimawandels „Wanderwege regelrecht wegspülen oder ganze Wälder ummähen“ (Präsident Schnabl), sondern auch von den Menschen, die in die Berge stürmen und ihre Spuren mit Müllbergen hinterlassen.
Die Umsetzung der Klimastrategie, die der Alpenverein einstimmig verabschiedet hat, wird eine Aufgabe sein. So wie es auch der Erhalt der Berghütten ist, die in die Jahre gekommen sind, saniert werden müssen, um die Energiekosten zu minimieren, wie es der Vizepräsident des Linzer Alpenvereins, Gottfried Seisenbacher, formulierte. Damit man auch in Zukunft noch von Hütte zu Hütte wandern kann.
"Chocolisa" gefällt mir, ist das eine Mehlspeise?
(der Fred hat natürlich die Chogolisa erstbestiegen)