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Die Lederergasse mutiert auf knapp zwei Kilometern vier Mal

11. Juli 2014, 05:54 Uhr
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Bildergalerie Linzer Lederergasse
Bild: VOLKER WEIHBOLD

LEDERERGASSE. Von der malerischen, engen Gasse zum Wohn-gebiet, zur Industriezone und schließlich zur Wohnhaussiedlung Die Lederer, die einst am so genannten Ludlarm ihr Handwerk verrichteten, gaben der Gasse ihren Namen.

Zwischen Pfarrplatz und der Mühlkreisautobahn verläuft die Lederergasse, die ihren Namen so eigentlich gar nicht verdient, weil Gassencharakter hat sie nur im "Oberlauf". Auf rund 1,6 Kilometern Länge wechselt die Gasse ihr Gesicht immer wieder. Zunächst malerisch eng, dann wird sie zur großzügig angelegten Wohnanlage – dort wo bis 2006 die Frauenklinik (Lederergasse 47) situiert war.

Die Klinik wurde übrigens unter Kaiser Joseph II. im Jahre 1788 als "Gebär- und Findelanstalt" gegründet und war in der Anfangszeit im Prunerstift untergebracht. 1833 wurde das Haus in das Lazarettgebäude (heute Lederergasse 33) verlegt. Zigtausend Kinder kamen hier zur Welt.

Marillen an der Autobahn

Weiter östlich geht die Gasse in ein Industriegebiet über – mit Betrieben wie Landhof, Spedpack, Sema oder Kamleitner & Kraupa. Und dann passiert noch etwas sehr Eigenartiges mit einer der längsten Gassen der Stadt. Dort, wo die Mühlkreisautobahn schon gut hörbar ist, tauchen Einfamilienhäuser auf. Teils mit schönen, gepflegten Gärten, saftig-reife Marillen werden hier gerade geerntet. Ab Anfang der 60er-Jahre entstand Stück für Stück die Verbindung zwischen der A1 in Ansfelden und dem Mühlviertel.

Die Lederergasse steht auch für Bildung (Kindergartenpädagogik- und Europaschule) und Ämter. Hier ist das Eichamt situiert, ebenso das Oberlandesgericht, die Oberstaatsanwaltschaft und die Rechtsanwaltskammer. Zu Beginn der Gasse, gegenüber dem Pfarrplatz, ist ein "alter" Treffpunkt der Jugend beheimatet – das Ann & Pat. In der Lederergasse 10 soll 1611 bis 1612 Johannes Kepler gewohnt haben. Bis 1943 hieß der Straßenzug auch Keplerstraße.

„Die Autobahn, die hör’ ich nimmer“

"Die Autobahn, die hör’ ich nimmer"
Berta Thaller in ihrem schönen Garten. Den Lärm der A7 hört sie nicht (mehr). (att) Bild: (att)

Wenn es an der A7 staut, dann genießt diesen Umstand kaum ein Mensch so sehr, wie Berta Thaller. Die 85-Jährige wohnt am Ende der Lederergasse – keine 30 Meter neben – eigentlich unter – der Mühlkreisautobahn. „Diese Momente der Ruhe sind halt selten, aber man gewöhnt sich ohnehin an den Lärm. Allerdings wären wir schon froh, wenn die Lärmschutzwände höher wären“, sagt die Linzerin.

1960 waren die Thallers übersiedelt - von der hochwassergefährdeten Heimlhofstraße beim Hafen in die Lederergasse. Berta Thaller und ihr Mann Robert bauten sich ein Idyll, pflanzten Bäume im geräumigen Garten. „Es war wirklich ein Paradies hier“, sagt Berta Thaller. Dann kam die Autobahn. Zwischen 1962 und 1979 wurde die A7 Stück für Stück realisiert. Die Seniorin lebt dennoch gerne da: „Es gefällt mir hier einfach“, sagt sie und schaut hinüber zu ihrem Marillenbaum, der heuer besonders viele Früchte trägt.

Seit 1982 lebt Berta Thaller allein. Ihr verstorbener Mann Robert war weit über Linz hinaus bekannt. Als Kapellmeister und Trompeter der Linzer Buam unterhielt er Tausende Linzer – etwa beim Urfahraner Jahrmarkt, bei der Welser Messe – aber auch international, so in Chicago oder Nürnberg, spielten die Buam auf – und bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom. Ein Höhepunkt war ein Konzert für Papst Johannes XXIII. in Castelgandolfo.

Dazu kam noch der eigene Maler- und Anstreicherbetrieb, den die Thallers schupften. „Aber das ist lange her“, sagt Berta Thaller. Was ihr am Ende der Lederergasse besonders gefällt, ist die Infrastruktur, die in den vergangenen Jahren entstanden ist. Einst waren nur ein Greißler und ein Fleischhauer in der Nähe, „heute haben wir hier alles, von Supermärkten über Wirtshäuser bis hin zur Apotheke. Das schätzen wir hier in der Lederergasse sehr.“

Nächste Woche in den Linzer Nachrichten: Die Unionstraße

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