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Ab sofort fließt Landstrom am Linzer Donaustrom

Von Christian Diabl, 09. April 2024, 15:20 Uhr
Linz: Donaupark soll für Busse gesperrt werden
Der Schiffstourismus soll durch den Landstrom umweltverträglicher werden. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Heute startete in Linz offiziell der Betrieb der ersten vier Anlagen, mit denen Kabinenschiffe mit Landstrom versorgt werden.

Mit lauten und stinkenden Dieselaggregaten bei liegenden Kreuzfahrtschiffen ist es ab heute weitgehend vorbei. Nach einer dreimonatigen Testphase sind die ersten vier Landstrom-Terminals an der Linzer Donaulände in Betrieb gegangen. Sie wurden von der Linz AG umgesetzt und versorgen ab sofort Flusskreuzfahrtschiffe, die sich länger als zwei Stunden in Linz aufhalten. Bislang liefen die Dieselaggregate der Schiffe einfach weiter, um den nötigen Strom zu erzeugen. Das verschmutzte nicht nur die Luft sondern führte vor allem in den Nachtstunden zu einer Lärmbelästigung der Anrainer. 

Mehr zum Thema: Landstrom beruhigt die Donauschiffe erst ab 2023

1000 Schiffsanlandungen pro Jahr

Ausgehend von rund 1000 Schiffsanlandungen pro Jahr mit einer durchschnittlichen Verweildauer von 14 Stunden rechnet die Linz AG mit einer Diesel-Ersparnis von 900.000 bis 1,6 Millionen Liter. Daraus ergibt sich eine Ersparnis von 2400 bis 4200 Tonnen CO2, 33,05 Tonnen NOx und mindestens 192 Kilogramm Partikelstaub. Zum Vergleich: Das entspricht den Emissionen von 11 bis 17 Millionen gefahrenen Dieselkilometern in der Stadt. Geht man von den aktuellen Preisen für Strom und Diesel aus, dürfte es für die Schiffseigner weder günstiger noch teurer werden. "Das Aus der Stromversorgung der anliegenden Schiffe mit Dieselaggregaten kommt rechtzeitig zum Saisonstart und wird uns Menschen, unserer unmittelbaren Umwelt und schließlich auch dem Schiffstourismus auf der Donau guttun“, sagt Erich Haider, Generaldirektor der Linz AG.

Zutrittskarte und Stecksystem 

Die Ladestationen funktionieren vereinfacht gesagt wie das Aufladen eines Elektroautos. Die Schiffsbesatzung bekommt eine elektronische Zutrittskarte und kann das Landstromkabel einfach einstecken. Versorgt werden die sieben Linzer Terminals von fünf Trafostationen etwas abseits des Ufers. Der Strom fließt allerdings nur in den laufenden Betrieb, denn Kabinenschiffe verfügen über keine Batterie. Gefahren wird weiterhin mit Diesel, solange noch keine andere Lösung wie etwa Wasserstoff verfügbar ist. Technisch war die Umsetzung durchaus herausfordernd, berichtet der Leiter Energie Dienstleistungen der Linz AG, Andreas Reinhardt. "Wir mussten mit speziellen Bergbaukabeln arbeiten, da sich die Anlegestellen mit dem Wasser bewegen", sagt er. Dazu kam der notwendige Schutz der Anlagen vor Hochwasser. 

PK Landstrom für Kabinenschiffe - offizieller Inbetriebnahme
Terminal für Landstrom an der Donaulände. Bild: WERNER KERSCHBAUMMAYR / FOTOKERSCHI / LINZ AG (WERNER KERSCHBAUMMAYR / FOTOKERSCHI / LINZ AG)

Letzte Terminals gehen Ende 2024 in Betrieb

Zehn Terminals wird es insgesamt geben, sieben davon in Linz und drei in Engelhartszell. Letztere sollen in den nächsten beiden Wochen in Betrieb gehen. Die fünfte Linzer Anlage folgt ebenfalls in Kürze. Lediglich die letzten beiden Terminals unterhalb des Schlosses, müssen noch bis Jahresende warten. Grund ist der Bau des Donauradweges Richtung Wilhering, der noch abgewartet werden muss. Im Vollausbau können in Linz bis zu 13 Kabinenschiffe gleichzeitig versorgt werden. Die Linz AG investiert 5,8 Millionen Euro, davon kommen 1,9 Millionen Euro von der EU. Das Klimaschutzministerium steuerte 814.300 Euro, das Land Oberösterreich 630.000 bei. 

PK Landstrom für Kabinenschiffe - offizieller Inbetriebnahme
Markus Achleitner, Doris Lang-Mayerhofer, Klaus Luger, Andreas Reinhardt, Erich Haider und Birgit Brandner-Wallner. Bild: WERNER KERSCHBAUMMAYR / FOTOKERSCHI / LINZ AG (WERNER KERSCHBAUMMAYR / FOTOKERSCHI / LINZ AG)

Insgesamt werden 41 Schiffsbetreiber die neuen Anlagen für ihre im Summe 182 Kabinenschiffe nutzen, die Nutzung ist obligatorisch. 

Mehr Akzeptanz für Kreuzfahrttourismus

Vom Ende der laufenden Dieselaggregate versprechen sich Landesrat Markus Achleitner (VP), Bürgermeister Klaus Luger (SP) und Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer (VP) eine höhere Akzeptanz für den Schiffstourismus in der Bevölkerung. Vor- und Nachteile wurden in den letzten Jahren, wie berichtet, immer wieder kontrovers diskutiert. Kritiker bemängeln, dass Schiffe und die Busse, mit denen Touristen abgeholt werden, die Aufenthaltsqualität für Linzer an der Donaulände beeinträchtigen würden und verlangten eine Verlegung der Anlegestellen.  Zuletzt führte aus diesem Grund die geplante Verbreiterung der Busspur unterhalb des Lentos zu Diskussionen.

Lesen Sie auch: Breitere Busspur für Schiffstouristen beim Lentos kommt nun doch nicht

Auch die Wertschöpfung für die Stadt wird unterschiedlich eingeschätzt. Lang-Mayerhofer spricht heute von 17 Millionen Euro, die durch die Kabinenschifffahrt in Linz erwirtschaftet wird, die Umsätze der Schiffswerft sind da allerdings eingerechnet. Rund 200.000 Schifffahrtstouristen waren laut Lang-Mayerhofer im Vorjahr Linz, vor Corona waren es 300.000. 

Eine europäische Angelegenheit 

Mit der Landstromanlage ist Linz ein Vorreiter in Österreich, Niederösterreich und Wien werden folgen. Luger spricht von wichtigen Impulsen für andere Städte. Vor fünf Jahren hat Oberösterreich alle Beteiligten an einen Tisch geholt, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten, damit nicht jedes Bundesland mit Donauanlegestellen ein eigenes Konzept verfolgt. Der Prototyp steht nun in Linz, erst letzte Woche war eine Delegation der Wien Energie zu Besuch. Dort sollen die Landstromanschlüsse in zwei Jahren in Betrieb gehen. Stromaufwärts in Deutschland läuft aktuell ein Ausbauprogramm, in den Niederlanden sind bereits flächendeckend Anlagen in Betrieb.    

Kritik von Wandel-Gemeinderat Brandstetter

Zu Wort gemeldet hat sich der Linzer Gemeinderat Clemens Brandstetter (Wandel). Zwar begrüßt er, dass es diese Landstromanlagen nun gibt, allerdings heiße das nicht, dass die Flusskreuzfahrt jetzt umweltfreundlich sei. Auch die Wirtschaftlichkeit stellt Brandstetter infrage. Linz solle stattdessen einen stärkeren Fokus auf den Radtourismus legen. 

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Autor
Christian Diabl
Christian Diabl
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10  Kommentare
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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 10.04.2024 09:16

na endlich!

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robertma (119 Kommentare)
am 09.04.2024 21:16

Komisch, das sollte schon seit 20 Jahren möglich sein!!!

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transalp (11.289 Kommentare)
am 09.04.2024 17:42

Feine Sache und sehr wichtig... 👍

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transalp (11.289 Kommentare)
am 09.04.2024 17:47

Und als nächstes Oberleitungsfahrdrähte über die Donau spannen damit alle Schiffe elektrisch angetrieben werden können... 😊🤪

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CedricEroll (12.438 Kommentare)
am 09.04.2024 18:04

Die Zukunft ist Wasserstoff. Auch in der Binnenschifffahrt. Einen Proto-Typen gibts schon.

https://www.dvz.de/unternehmen/binnenschifffahrt/detail/news/erstes-wasserstoff-binnenschiff-in-den-niederlanden-zertifiziert.html

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transalp (11.289 Kommentare)
am 09.04.2024 18:15

Das ist mir bekannt.
Ja, Wasserstoff ist eine tolle Sache, hat Potential 👍👍
Auch für LKW und nicht elektrifizierte Bahnstrecken (entsprechende Loks sind teilweuse schon unterwegs).

Falls Sie es nicht gemerkt haben- Die "Oberleitungsdrähte über der Donau " waren ein Witz.. 🤪

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CedricEroll (12.438 Kommentare)
am 09.04.2024 18:40

Hab ich bemerkt. Ich weiß auch was Emojis sind.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (30.036 Kommentare)
am 09.04.2024 15:40

Was lange währt...

Warum gibt es eine Ausnahme unter 2h?
Ich hoffe, die Nutzung ist verpflichtend.

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CedricEroll (12.438 Kommentare)
am 09.04.2024 16:00

Ist verpflichtend.

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CedricEroll (12.438 Kommentare)
am 09.04.2024 17:23

Die 2h-Ausnahme ist logisch. Es dauert einfach eine gewisse Zeit, die Schiffsmotoren herunter- bzw. hinaufzufahren und die Energie umzuswitchen. Dafür reichen Kurz-Aufenthalten einfach nicht. Die sind aber ohnehin die Ausnahme.

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