Die Wiener Straße: Hier ist Linz besonders multikulturell
Linz hatte lange den Beinamen "an der Landstraße". Das war kein Zufall. Denn die Landstraße war und ist Zentrum des Linzer Einzelhandels. Ein Ort solider Geschäfte war auch die Wiener Straße. Doch Handel bedeutet Wandel. Sowohl in der Landstraße als auch in der Wiener Straße ist das ablesbar.
- Der Wandel: Hier gibt es seit einiger Zeit etliche Geschäfte und Gaststätten für den fremdländischen Geschmack
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Zwischen Musiktheater und Bulgariplatz merkt man besonders, wie sich die Linzer Bevölkerungsstruktur geändert hat.
Linz hatte lange den Beinamen "an der Landstraße". Das war kein Zufall. Denn die Landstraße war und ist Zentrum des Linzer Einzelhandels. Ein Ort solider Geschäfte war auch die Wiener Straße. Doch Handel bedeutet Wandel. Sowohl in der Landstraße als auch in der Wiener Straße ist das ablesbar.
Die Wiener Straße im Bereich zwischen Musiktheater und Bulgariplatz ist freilich zum multikulturellen Viertel geworden. Die wenigen österreichischen Kaufleute, die noch hier sind, sehen in der im September 2004 eröffneten Mini-U-Bahn die Hauptursache für diesen Wandel. "Seither fehlt die Laufkundschaft", sagt Oskar Hofer, der seit 1957 sein Uhren- und Juwelengeschäft an der Wiener Straße betreibt, dazu das Interview auf dieser Seite.
Der Wandel entlang der Wiener Straße ist freilich auch Ausdruck der Veränderung der Linzer Bevölkerungsstruktur. Kein anderer Stadtteil von Linz hat einen höheren Migrantenanteil als das an die Wiener Straße angrenzende Makartviertel. 33 Prozent der Bewohner dieses Stadtteils sind Ausländer.
Die Wiener Straße hat freilich ihre Reize. Mit dem Bau der Mini-U-Bahn wurde die Oberfläche neu gestaltet, so dass jetzt im Sommer viel Platz für Schanigärten ist. Verschwunden sind wegen der Verlegung der Straßenbahn unter die Erde allerdings die alten Bäume.
Wer authentische fremdländische Genüsse abseits hochglanzpolierter Lokalitäten mag, ist in der Wiener Straße am richtigen Ort. Im Thai-Markt (Wiener Straße 13) schmeckt das Curry-Gericht tatsächlich wie in Thailand. Eine Frage: Wo in Linz gibt es Kuttelsuppe? Antwort: im Dürümce (Wiener Straße 23).
Unterwegs in der Wiener Straße
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Die Unionkreuzung ist ein Linzer Verkehrsknotenpunkt: Straßenbahnlinie 1 und 2, Obus 41 und 43 sowie Regionalbusse halten hier. Die Straßenbahn fährt seit 2004 unterirdisch, zum Leidwesen von Geschäftsleuten.
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1968: Die Wiener Straße in Linz verläuft vom Musiktheater stadtauswärts durch Ebelsberg hinaus bis zur Stadtgrenze mit Asten. Bis 1968 hieß dieser Straßenzug Wiener Reichsstraße
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Tagsüber tummeln sich rund um die Unionkreuzung viele junge Menschen, die die nahegelegene Hamerlingschule besuchen und nach Schulschluss verschiedene Cafés und Lokale frequentieren.
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Auch bei älteren Menschen ist die Wiener Straße durchaus beliebt. Das liegt daran, dass sie an die Straßenbahn angebunden ist. Zudem befindet sich hier das Haus der „Linzer Bürger“, das seit 1923 als Altenwohnheim genützt wird.
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7 Tage pro Woche geöffnet hat das Pub Phönix, das im Theaterhaus untergebracht ist. Umgeben von einem türkischen, einem kroatischen und einem albanischen Lokal treffen hier einander vor allem Österreicher
Die ehemals Wilden aus der Vorstadt
Einst waren sie die Wilden aus der Vorstadt. Doch schon längst ist das Theater Phönix ein wesentlicher Bestandteil der Linzer Kulturszene, eine immer wieder auch bundesweit wahrgenommene Spielstatt für neue Bühnenkunst und Theaterklassiker.
Als die Mitglieder der „Spielstatt Junge Bühne Leonding“ 1988 sagten, dass sie künftig eine Heimstatt in Linz wollten, kam das zwiespältig an. „Aus der Politik gab es das Angebot für ein Quartier in Ebelsberg. Aber da hätten wir gleich in Leonding bleiben können“, sagt Harald Gebhartl (56), der künstlerische Leiter des Theater Phönix. Der ehemalige Poly-Lehrer gehört zu den Theatergründern, ebenso der aus der TV-Serie „Soko Kitzbühel“ bekannte Schauspieler Ferry Öllinger und der international renommierte Theater- und Opernregisseur Georg Schmiedleitner (inszenierte den "Ring" in Nürnberg).
Mit Wagemut, einer Prise Anarchie und Unterstützung der Medien (allen voran das Kulturressort der OÖN) bekam die Theatertruppe 1989 das Haus Wiener Straße 25. Zunächst besetzten die Theatermacher das ehemalige „Phönix“- Kino des SP-Vereins Arbeiterheime. Der Verein wollte das Gebäude partout nicht den Theatermachern geben. Doch diesen gelang es, das Haus zu kaufen. „Wir Spielstatt-Leute haben persönlich Kredite aufgenommen, um die 6,5 Millionen Schilling aufzutreiben.
Das war ein enormes Risiko“, sagt Gebhartl. Schon 1990 erregte das Theater im ganzen deutschsprachigen Raum Aufsehen, weil es das Aufführungsverbot von Thomas-Bernhard-Stücken durchbrach. Das Theater Phönix ist ein kompletter Theaterbetrieb mit eigenen Werkstätten und zehn Zimmern für Gastkünstler. Geblieben ist das Phönix, was es von Anfang an war: ein Karrieresprungbrett. „Ich habe schon von so manchem Theterprofi gehört: Ohne das Phönix wäre ich nicht zum Theater gekommen“, sagt Gebhartl.
Uhrmachermeister Oskar Hofer im Interview
Seit 57 Jahren: 1957 gründete der Uhrmachermeister und Juwelier Oskar Hofer sein Geschäft an der Wiener Straße.
- Herr Hofer, warum sind Sie noch im Geschäft? Denken Sie nicht ans Aufhören?
Ich habe das Geschäft ja schon vor mehr als 20 Jahren meinem Sohn übergeben. Aber ohne Arbeit will und kann ich nicht sein. Schauen Sie meine Hände an, sie zittern noch immer nicht. - Verraten Sie uns bitte Ihr Alter und wie man sich so fit wie Sie halten kann?
Nein, mein Alter verrate ich nicht. Jedenfalls habe ich mich im Jahr 1957 selbstständig gemacht mit meinem Geschäft an der Wiener Straße. Da war ich bereits Uhrmachermeister. Und ich habe immer den Eissport geliebt, das Eistanzen. Jetzt machen leider die Knie Probleme. - Wie hat sich die Wiener Straße aus Ihrer Sicht in den vergangenen zehn, 15 Jahren entwickelt?
Uns fehlt die Straßenbahn an der Oberfläche. Durch die 2004 eröffnete Mini-U-Bahn ist Laufkundschaft weggefallen, so dass wir weniger Kunden haben. Besonders hart war die Zeit während des Baus der Mini-U-Bahn. Da haben so manche Geschäftsleute aufgegeben, so dass nur wenige eingesessene hier sind.