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Barbara Kaudelka: "Wahrheit weist eine große Komplexität auf"

Von Reinhold Gruber, 18. September 2024, 07:46 Uhr
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Schauspielerin Barbara Kaudelka ("Cop Stories", "Janus") spricht in Wilhering über die Wahrheit. Bild: Johannes Siglär/Sapralot

WILHERING. Auf den Weg zur Wahrheit ist heuer das Thema der "Expedition für Humanismus" in Wilhering. Schauspielerin Barbara Kaudelka ist dabei.

Das Forum Humanismus Wilhering macht sich auf den Weg zur Wahrheit. Wie ist das mit der Wahrheit? Wollen wir die Wahrheit wirklich hören? Damit wird sich Barbara Kaudelka, Schauspielerin, Moderatorin und Autorin, am 19. September am Vorabend der "Expedition für Humanismus" auseinandersetzen. Den OÖN gab die 43-jährige Wienerin zuvor Einblick in ihr Denken.

OÖN: Wie definieren Sie für sich persönlich die Wahrheit?

Barbara Kaudelka: Das ist gar nicht easy zu beschreiben, weil Wahrheit so viele Realitäten auf unterschiedlichen Ebenen und in so unterschiedlichen Kontexten betreffen kann. Im Versuch, es möglichst treffend zu beschreiben, bedeutet Wahrheit für mich die Kongruenz zwischen dem Innen und dem Außen. Übereinstimmung zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was subjektiv gesehen, jedoch ehrlich empfunden besteht.

Warum tun wir uns als Gesellschaft schwer mit der Wahrheit?

Ich denke, weil Wahrheit eine unglaubliche Komplexität aufweist, eben aufgrund so vieler unterschiedlicher Wahrnehmungen, die auch stets mit subjektiven Wertesystemen korrelieren und darin eingebettet sind. Befindlichkeiten, Bedürfnisse, Wertvorstellungen, all das spielt da hinein. Da eine objektive und allgemeingültige Wahrheit herauszulösen, ist schlichtweg unmöglich. Dazu sind die Lebensrealitäten zu divergent. Unnachgiebigkeit und das Verteidigen der eigenen Wahrheit als die eigentlich tatsächliche macht die Sache nicht einfacher.

Wie löst man das Dilemma?

Wir als Gesellschaft sind gut beraten, uns im Bestreben des Allgemeinwohls auf einen für möglichst viele hinlänglich annehmbaren Modus operandi zu einigen. Und das gelingt nur in "Häppchen". Puzzlesteinchen, die man im Weiteren zusammenzufügen versucht und die im gegenseitigen Kompromiss hoffentlich möglichst ineinandergreifen.

Ist der Verlust des Vertrauens in Experten möglicherweise ein Grund für die Krise, in der die Wahrheit steckt?

Vertrauensverlust ist immer ein Problem. Allerdings lohnt es sich im Umkehrschluss auch auf Ursachenforschung für diesen Verlust zu gehen.

Hören wir also die Wahrheit nur deshalb nicht, weil wir sie gar nicht hören wollen?

Ich bin keine Freundin davon, so über einen Kamm zu scheren. Das wäre auch nur wieder der Versuch, eine einfache Lösung für ein komplexes Problem zu finden. Sich anderen Sichtwinkeln auf eine Problematik, für die man selbst vermeintlich bereits die Erklärung gefunden hat und die man auch argumentieren kann, zu verwehren, mag aktuell die Reaktion weiter Teile der Gesellschaft sein. Die eigenen Standpunkte und Überzeugungen aufzugeben, ist immer unbequem, führt aber letztlich entweder zu neuen Blickwinkeln, sprich erweitertem Horizont, oder aber zur positiven Überprüfung und somit Festigung der eigenen Haltung und somit Wahrheit. In meinen Augen ist das eine Win-win-Situation.

Wie begegnen Sie notorischen Wahrheitsverdrehern?

Das ist situations- und kontextabhängig. Entweder mit Gesprächsbereitschaft, Zeit und Interesse oder aber mit freundlicher Absenz jener Dinge.

Was braucht es Ihrer Meinung nach, um wieder zu einem Klima des menschlichen Miteinander zu kommen?

Es braucht viele, die einen Konsens finden wollen, Zusammenhalt, Kompromissbereitschaft. Ich fürchte nur, solange eine Bedrohungslage existiert, ist der Drang des Sich-verteidigen-Wollens am Ende stärker. Zumindest im globalen, politischen Kontext.

Muss einem beim Blick auf den momentanen Zustand der Gesellschaft nicht angst werden, was die Zukunft betrifft?

Ja und nein. Es gibt Tage, da habe ich das Gefühl, diese Welt ist schlecht, verdorben, hoffnungslos. Das kennen wir alle. Doch sich in solchen Absolutismen zu ergehen, tötet das Wichtigste und Kostbarste, das jeder und jede von uns in diese Welt mitbringen kann, nämlich die Hoffnung, den Glauben an das Gute und, noch viel wichtiger, das "Ins-Tun-Kommen". Wir alle können in unserem direkten Umfeld positiv wirken. Ich verehre den großen Viktor Frankl zutiefst, der da sagt: "Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, die Situation zu ändern, besteht die Herausforderung darin, uns selbst zu ändern."

Warum haben Sie die Einladung zur "Expedition für Humanismus: auf dem Weg zur Wahrheit" in Wilhering angenommen?

Weil ich das Thema sehr spannend finde und weil Peter Weixelbaumer und sein Team mit dem Aufruf zum Dialog genau das tun, was wir als Gesellschaft brauchen: miteinander reden, neue Perspektiven kennenlernen, gemeinsam ein Thema beleuchten und neue Erkenntnisse schöpfen.

Die Expedition für Humanismus

Das vor zwei Jahren vom Stift und der Gemeinde als gemeinnütziger Verein ins Leben gerufene „Forum Humanismus Wilhering“ will neue Sichtweisen gewinnen, Brücken bauen und Zukunft gestalten. Diese Woche geht es um das Thema Wahrheit. Es sind zwei Fragestellungen, die das Team um Organisator Peter Weixelbaumer dabei interessiert: „Wie machen wir die Gesellschaft resilienter für die Angriffe auf die Wahrheit, und welcher Wahrheitsbegriff bringt uns als Gesellschaft weiter?“

Bevor am 20. September die „Expedition für Humanismus“ startet, wird am 19. September ab 18.30 Uhr in der Theaterscheune des Stiftes Wilhering die Wahrheit thematisiert. Meinhard Lukas wird über den „Mantel der Wahrheit“ sprechen, Barbara Kaudelka über „Hört ihr die Wahrheit...?“. Nach einer Performance von Tricky Nicky folgt eine Talkrunde u.a. mit Bischof Manfred Scheuer, Karate-Ass Bettina Plank, Faktenchecker Andre Wolf und KI-Professor Ulrich Bodenhofer. Ticketreservierung via E-Mail unter ticket@humanismus-wilhering.com

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber

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