"Wir brauchen mehr autofreie Zonen"
LINZ. Viel Grün, weniger Verkehr: Kunstuni-Professor Siegfried Atteneder darüber, was moderne Stadtgestaltung auszeichnet.
Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig Erholungsräume in der Stadt sind – und auch, wie viel Bedeutung einer vorausschauenden Stadtentwicklung zukommt. Warum dafür eine Vision, mehr Grün und weniger Autoverkehr wichtig wären, sagt Siegfried Atteneder, Architektur-Professor an der Linzer Kunstuniversität, im Interview.
OÖNachrichten: Wenn Sie an moderne Stadtgestaltung denken, was darf nicht fehlen?
Siegfried Atteneder: In erster Linie wäre es wichtig, die vorhandenen Grünräume zu schützen. Es gibt überall Begehrlichkeiten, diese für das Klima und die Natur wichtigen Grünzüge anzuknabbern und sie zu verbauen. Diesen Wünschen darf aber nicht nachgegeben werden. Zudem sollte nachbegrünt werden, die Linzer Baumpflanzaktion ist hierfür eine gute Sache.
Der Hauptplatz wird noch diesen Sommer mit 30 Bäumen in Trögen begrünt – wie sinnvoll sind solche mobilen Lösungen?
Ich sehe mobiles Grün nicht kritisch, aus städtebaulicher Sicht haben Flächen wie der Hauptplatz einen unglaublichen Wert für die Stadt, abgesehen von den Autos, die darüberfahren. Ein Hauptplatz ist kein Hauptpark, der sollte auch für Veranstaltungen freigemacht werden können, das ist legitim.
Stichwort Autos: Für Sommer ist das Pilotprojekt autofreier Hauptplatz geplant – braucht es künftig mehr solcher Vorstöße?
Ich bin ein absoluter Verfechter davon, das nicht nur temporär, sondern dauerhaft einzurichten. Wir brauchen mehr autofreie Zonen in der Stadt, das würde die Lebensqualität für alle steigern. Es ist eine Katastrophe, dass in Linz nach wie vor Autobahnen mitten durch die Stadt gebaut werden, da sind wir im Vergleich zu anderen Städten Jahrzehnte zurück. Es bräuchte dringend ein Bekenntnis zum öffentlichen Verkehr und eine klare Hierarchie.
Wie könnte die umgesetzt werden?
Indem klargestellt wird, dass die Schwächeren Priorität haben. Das heißt, zuerst kommen Fußgänger, dann Radfahrer und dann Autos. In vielen Städten wird das seit langem so gelebt, in London wurden etwa schon vor zehn Jahren Radhighways gebaut, auf denen man von den Vororten direkt und ungehindert ins Zentrum kommt. Solche Ansätze sind zukunftsgerichtet, auch bei uns wäre die Stärkung des Radnetzes zu empfehlen.
Die Corona-Krise hat unseren Alltag durch Home-Office und Co. durcheinandergewirbelt – was bedeutet das für das künftige Wohnen und Arbeiten?
Die aktuellen Ereignisse zeigen uns gerade bei Kleinstwohnungen, die ich immer schon kritisch gesehen habe, Grenzen auf. Aber das ist natürlich eine ökonomische Frage, weil Wohnraum immer teurer wird, je zentraler er ist. Wichtig ist, hier mit sozialem und leistbarem Wohnbau gegenzusteuern, damit auch Menschen in prekärer Lage eine ordentliche Wohnsituation zur Verfügung gestellt wird. Wichtig ist, keine Ghettos zu schaffen, sondern auf Durchmischung zu setzen. Was das Arbeiten angeht, sollten wir uns, trotz der Probleme, die zum Teil damit verbunden waren, überlegen, was wir uns von der Fernlehre und dem Home-Office erhalten. Angesichts der Verkehrs- und Pendlerproblematik sollten wir hier umdenken und die bisherigen Systeme hinterfragen.
Braucht es künftig auch mehr dezentrale Arbeitsplätze?
Absolut, wenn man dezentralisiert, ist schon viel geschafft. Co-Working-Spaces sind ein Gewinn, für jeden, der nicht pendeln muss, für die Umwelt und auch für die Wertschöpfung im Ort. Solche zukunftsgerichteten Modelle sollten, gerade am Land, nicht fehlen, damit es gar nicht so weit kommt, dass die Menschen in die Stadt pendeln müssen. Das wahrscheinlich Wichtigste bei einer Stadtenwicklung ist, dass es eine Vision für die Zukunft gibt und eine Strategie dafür, wie man dort hinkommt. Daran müssen alle Maßnahmen, die gesetzt werden, gemessen werden. Gibt es diese politische Vision nicht, regelt nicht eine vorausschauende Planung, sondern der Markt die Stadtentwicklung.
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atteneder,verzieh dich auf ne alm,da hast dann deine ruhe.
Alles schön und gut. Jedoch wird im Großraum Linz noch immer viel zu wenig in ernsthafte Öffis und für Radler investiert.
Da sind andere Städte viel weiter, zB Salzburg.
Autos haben in Linz nach wie vor Vorrang!
Solange u.a. der Herr Hein (Fpö) was zu sagen hat wird sich da - fürchte ich- auch nicht viel ändern..
Auch für die Pendler wird zu wenig gemacht- ewige Warteschleife- ist aber im Zuständigkeitsbereich vom Land OÖ. Steinkellner (auch Fpö...)...
Laut Foto soll man sich dann in den Rasen neben Mörtelkübeln setzen?
Ich kann es kaum erwarten...
Wenn man solche Ideen in die Öffentlichkeit trägt, sollte man sich auch über die Präsentation Gedanken machen...
An Lentio
Der Hauptplatz ist ein Platz und wird es auch bleiben.
Und das ist gut so.
Wenn Sie in der grünen Wiese sitzen wollen fahren Sie ins Mühlviertl oder sonst wohin...
Da muss man gar ned gleich ins Mühlviertel fahren...ein paar Meter zu Fuß ist man an der Donaulände und kann im Grünen sitzen...
Anstatt nach der Sperre der Eisenbahnbrücke und dem damit verbundenen Megastau endlich über ein neues Verkehrskonzept für Linz nach zu denken, ging die gesamte Politik beharrlich in Deckung. Kein Mucks, kein gar nichts. Aufgetaucht sind die Politiker erst wieder als es um die Freigabe des Autobahnbrücken-Bypasses ging. Motto: Wir lösen jetzt das Linzer Verkehrsproblem (Das sie selbst ausgelöst haben).
Die Lösungsansätze während der Mega-Stau-Zeit haben völlig gefehlt. Keine zweite Straßenbahnachse, keine neuen Radwege, keine zusätzlichen Parkplätze für Einspurige. Letztendlich eine Bankrott-Erklärung der Linzer Politik.
Ja Herr gscheidle von der Uni. 1.gibt es in linz viel grünen. I'm Gegensatz zu Wien. 2.linz muss Wohnungen bauen, weil viele asylos hier bleiben duerfen. Und daher braucht man einen Grund dazu. 3.linz ist eine Industriestadt, daher gibt es auch viele Pendler. Ihr Umweltschützer redet immer nur, daß euch der Mund nicht zuwaechst.
Linz zerstört sich selbst. Derzeit sprengt man gerade eine der landschaftlich schönsten Stellen der Stadt weg (Urfahrwände) um eine Autobahn mitten durch die Stadt zu bauen. Mit dem Westring und den Bypassbrücken entstehen derzeit 8 (!) neue Autobahnspuren über die Donau. Damit werden 100.000 Pendlerautos pro Tag Tür und Tor geöffnet. Hingegen gibt es kaum Fortschritte beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs in Linz (keine neuen Straßenbahnlinien, keine dichteren Intervalle auf Buslinien, nichts). Eine Verkehrspolitik wie in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts. Wenn die Linzer Politiker dann ankündigen, mit ein paar Topfpflanzen am Hauptplatz das Klima retten zu wollen, dann ist das offensichtlich nur ein Ablenkungsmanöver davon, dass sie die Stadt in Sachen Klima- und Umweltschutz mit Vollgas gegen die Wand gefahren haben!
wir brauchen mehr Handyfreie Zonen,
das Geschnatter rundherum was die Leute so bewegt u weswegen sinnlos telefoniert wird wenn man im Grünen etwas Ruhe haben will ist sehr interessant
Sollten wir als gastfreundliches Land für unsere neuen Bewohner nicht tatsächlich mehr Grünflächen schaffen?
Man schaue sich im Sommer nur die überfüllten Parks an (z. B. Volksgarten).
Die Österreicher dürften Ihnen ziemlich egal sein.... aber hetzen gegen Ausländer tut natürlich immer gut, wenn man es nötig hat.
Hast du keinen Senf zum eigentlichen Thema oder brauchst du vielleicht einen Reibebaum?
Ja, bei den Themen Stadtgestaltung, Verkehr und Lebensqualität muss Linz im Vergleich zu anderen Städten wirklich noch sehr, sehr viel aufholen!
Leider sind aber in Linz die aktuell verantwortlichen Personen gedanklich zu sehr in den 1970er-Jahren verankert. Es gibt in Linz beim Thema Verkehr derzeit daher weder ein politisches Bekenntnis, noch fortschrittliche Denker in der Verwaltung, um vernünftige Stadtgestaltung umzusetzen. Diesbezüglich hat sich Linz sogar in den letzten Jahren rückwärts entwickelt, denn es war schon einmal besser.
Mehr autofreie Zonen wären durchaus möglich und erstrebenswert. Aber bereits beim Wort „Verkehrsberuhigung“ setzt bei den Verantwortlichen in Linz Schnappatmung ein. Daher ist und bleibt leider (momentan noch) das Auto das Maß aller Dinge.
Traurig, aber so ist’s nun ‘mal im innovativen und klimafreundlichen Linz.
Das wäre genau das Thema zum Anhören
https://play.acast.com/s/falter-radio/bf1f294e-bf9e-4a77-ae9c-7f8131792ab1
Knoflacher's Buch "Wie lange fahren wir noch?" erschien bereits 1984"
Seit dem hat sich nichtsWesentliches geändert - im Gegenteil - wir fahren mehr denn je.
wir brauchen vor allem ein STOP beim ständigen vernichten von grünflächen u rücksichtslosem zubauen, zuasfaltieren u zubetonieren !
in linz , linz süd aber auch urfahr bis zur uni verschwinden in rasender geschwindigkeit wertvoller boden ! hab noch keine demos erlebt von den klimaaktivisten von den grünen ganz zu schweigen! IN LINZ wäre dringender handlungsbedarf! glaub in keine landeshauptstadt (ausser wien vielleicht?) wird rücksichtslos in den wertvollen grüngürtel hineinbetoniert!