Drehort Steyrtalbahn: Simon Morzé und Bruno Ganz in der Verfilmung des "Trafikanten"
STEYR. Robert Seethalers Roman über den Dorfjungen, der sich im braunen Wien mit Sigmund Freund anfreundet, bekommt eine Kinofassung.
Der Dampfbummelzug der Steyrtalbahn war damals keine Museumsbahn, sondern das Fortbewegungsmittel der Bevölkerung, Abschiede am Bahnsteig mit Tränen und Taschentuch inbegriffen. Am 10. Oktober wird der Lokalbahnhof in Steyr in den Originalzustand zurückversetzt. Viel braucht es dazu nicht, die "Epo-Film" lässt die eingemottete Stube der Bahnhofsgaststätte nur von einer Reinigungsfirma gründlich putzen und räumt ein paar Requisiten ein.
Dann schreibt das Skript das Jahr 1937, die Handlung spielt nicht in Steyr, sondern in Nußdorf/Attersee. Dort, in der Bahnhofsrestauration, wird Franz Huchel (Simon Morzé) seine Mutter noch einmal halsen und herzen, dann muss der 17-Jährige hinaus in die Welt, deren Wirrungen mit der Machtergreifung der Nazis und dem bevorstehenden Einmarsch Hitlers in Österreich immer ärger werden.
2012 hat Robert Seethaler seinen Roman über den jungen Burschen vom Land veröffentlicht, der Lehrbub bei einem Kriegsinvaliden in einer Trafik in Wien wird. In der Großstadt, in der die Stiefel der Braunhemden der SA immer lauter über das Pflaster krachen, verliebt sich Franz Huchel unglücklich in ein böhmisches Mädel und findet bei einem älteren Tabakkunden Trost: Sigmund Freud. Als letztem Freundschaftsdienst gelingt es Huchel, die Gestapo schon an den Fersen, dem Psychoanalytiker noch eine seiner Lieblingszigarren "Hoyo de Monterrey" zuzustecken.
Projekt mit Wartezeit
Die Verfilmung stand bei Regisseur Nikolaus Leytner ("Schwarzfahrer", "Drei Herren") schon länger auf dem Plan, vergangenes Jahr wurden die nötigen Filmförderungsmittel bewilligt. Gedreht werden in Steyr und entlang der Museumsbahnstrecke Einstellungen aus der Jugendzeit des Franz Huchel. "Es steht schon fest, wo die Kameras postiert werden", sagt Harald Süß, Betriebsleiter der Steyrtalbahn. Die Eisenbahnfreunde werden am 10. und 11. Oktober die Kessel der Lokomotiven eigens für die Filmdreharbeiten aufheizen. In den ruckelnden und zuckelnden Waggons sind laut Drehbuch auch Dialoge vorgesehen, was für die Tontechnik und die Kameraführung eine Herausforderung bedeutet. "Diese Sprechpassagen sollen während der Fahrt auf einer Geraden durch ein Waldstück gedreht werden", weiß Süß.
Der Weltstar des Castings, Bruno Ganz, wird am Set im Steyrtal wohl kaum zugegen sein. Sigmund Freud, den er verkörpert, tritt ja erst in der Großstadt in das Leben des Filmhelden. Die Freude über die Wahl des Drehortes für die Vorgeschichte ist aber bei den regionalen Touristikern riesengroß: "Natürlich sind wir ein bisserl stolz darauf, dass wir mit der Steyrtalbahn in einem Kinofilm vertreten sind", sagt die Steyrer Tourismuschefin Eva Pötzl. Wenn man so will, könne man es Produktplatzierung nennen, merkt sie an: "Einen Werbewert für unsere Region und unsere tolle Museumsbahn der ÖGEG hat der Film allemal." Die Gesamtdreharbeiten sollen von 2.10. bis 22.11. dauern.