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Der schlechte Ruf des Fürsten Lamberg

Von Hannes Fehringer, 29. Juli 2020, 00:04 Uhr
Gustav Joachim Lamberg
Gustav Joachim Lamberg Bild: Prochazka

STEYR. Die Vorschau auf die OÖ. Landesausstellung beschreibt Gustav Lamberg als Verschwörer bei einem Attentat auf den Thronfolger. Experten sehen eine frei erfundene Romanfigur.

"Ferdinand, der unfähige Tollpatsch! Wir können nicht zulassen, dass uns diese armselige Figur führt", ereiferten sich die Verschwörer bei einem Geheimtreffen. Mitten unter ihnen: Fürst Gustav Joachim Lamberg, dem die italienische Diplomatengattin Giovanna Montecuci den Kopf verdreht und Umsturzgedanken eingeflößt hat. Lamberg fährt am 9. August 1832 in einer Kutsche mit nach Baden, wo im Morgengrauen der der Trunksucht verfallene Hauptmann Franz Reindl auf den Thronfolger Ferdinand schießt, die schlecht geladene Munition bleibt aber in dessen Mantel stecken. Ferdinand, genannt der "Gütige", der mit einer leichten Prellung davonkommt, wird seinem Ruf gerecht und verschont Lamberg vorm Galgen. Stattdessen wird der Steyrer Fürst in den niederen Grafenrang degradiert und darf sich an keinem Platz mehr länger als zwei Monate aufhalten. Als Zeichen des Thronfolgers Gnade, für seine Freveltat nicht gehängt worden zu sein, musste Lamberg grüne Schnüre um den Hals tragen. Die Geschichte wird so von Frantisek Prochazka in dessen Geschichtsroman "Knezna Kaca" (2003) erzählt und findet sich ebenso auf Wikipedia wieder. Auch bei einer Pressekonferenz von Landeshauptmann Thomas Stelzer vor zwei Wochen wurde die Story von der Beteiligung eines Lambergs an einem Schussattentat auf das Kaiserhaus als eines der Kapitel der Landesausstellung "Arbeit, Wohlstand, Macht" nächstes Jahr in Steyr angekündigt.

Die Geschichte hat nur einen Haken: Es ist höchst unwahrscheinlich und durch nichts belegt, dass sie stimmt. Der Steyrer Buchautor Hans Stögmüller hat in seiner Schublade das druckreife Manuskript einer Biografie der Lambergs liegen. Bei den Verstrickungen des Steyrer Adelsgeschlechtes in die Zeitgeschichte der Jahrhunderte kennt er sich wie kein Zweiter aus: "Ich habe alle Archive durchstöbert. Es ist ganz klar, dass Reindl ein Einzeltäter war. Hätte es eine Beteiligung eines Fürsten an einem Komplott gegen das Kaiserhaus gegeben, wären die Zeitungen damals vor Berichten und Kommentaren übergegangen." Lambergs Rückversetzung in den Grafenstand habe auch nichts mit irgendeinem Attentatsversuch zu tun, sagt Stögmüller, sondern damit, dass Gustav Joachim nicht standesgemäß geheiratet hat.

Roman Sandgruber, emeritierter Professor an der Johannes Kepler Universität, will wegen der Episode um Lambergs angebliche Verschwörungstat beim Kuratorium der Landesausstellung intervenieren: "Das ist alles frei erfunden, diese historischen Romane gehen mir schon auf die Nerven." Bei der Erzählung, dass Lamberg als begnadigter Galgenvogel grüne Bänder um den Hals tragen musste, kann der Historiker nur lachen: "Bei einem Kapitalverbrechen wäre ein Adeliger wie Lamberg geköpft oder erschossen, nie aber gehängt worden." Sandgruber appelliert eindringlich, die Passage über Gustav Joachim aus der Ausstellung zu streichen: "Es stimmt nicht."

Katerina Hradkova
Katerina Hradkova Bild: Prochazka

Muzeum Lamberska in Zihobce verleiht Katerina-Bild

Die nicht standesgemäße Braut Katerina Hradkova, nach deren Heirat Fürst Gustav Joachim Lamberg um seinen Fürstentitel kam, lächelt von den Plakaten und Katalogen der Landesausstellung 2021 in Steyr mit freundlicher Genehmigung des Lamberg-Museums von Zihobce. Dorthin wurde das Gemälde der „Gänsegräfin“ schlussendlich verkauft, nachdem die Stadt Steyr an dem Porträt, das um 2000 Euro im Antiquitätenhandel angeboten worden war, kein Interesse gezeigt hatte.

„Für uns ist das heute ein großer Glückstag, weil wir bis heute kein Original und auch kein Bild der Fürstin im jugendlichen Alter hatten. Katerina war nichtadelig und wurde daher in ihren Jugendjahren fast nicht porträtiert“, sagte die Kuratorin des Muzeum Lamberska, Veronika Koci, bei der Enthüllung des Bildes aus Steyr im Februar.

Lange wird das Bildnis von Katerina Hradkova im Museum in der 575-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Pilsen nicht hängen. Das Gemälde, das nicht signiert ist, aber die Merkmale der österreichischen Biedermeier-Malerei trägt, wird als Leihgabe bei der OÖ. Landesausstellung in Steyr zu sehen sein. Das Versäumnis der Stadt, das Bild obendrein bei einer günstigen Gelegenheit nicht gekauft zu haben, hat die Diskussion über die Kunstankäufe weiter befeuert, nachdem die drei auf dem Stadtplatz aufgestellten Mönchsfiguren von Manfred Kielnhofer Gesprächsstoff lieferten.

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Autor
Hannes Fehringer
Lokalredakteur Steyr
Hannes Fehringer
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