125 Todesopfer bei Massenpanik in Indonesien
DJAKARTA. Es ist das schwerste Unglück im weltweiten Fußball seit mehr als 50 Jahren.
Bei einer Massenpanik nach einem Fußballspiel in der indonesischen Provinz Ost-Java sind mindestens 125 Menschen gestorben, mehr als 320 Menschen wurden verletzt. Der Großteil von ihnen dürfte im Stadion überrannt bzw. niedergetrampelt worden sein, wie es hieß. Polizeichef Nico Afinta sagte, Fans der Heimmannschaft Arema FC hätten am Samstagabend aus Verärgerung über eine Niederlage ihres Teams das Spielfeld gestürmt.
Die Polizei habe daraufhin Tränengas eingesetzt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Das habe zu einer Massenpanik geführt, bei der zahlreiche Menschen, die zum Ausgang drängten, erstickt seien.
Polizei: "Anarchische Situation"
Bei dem Erstliga-Spiel hatte der Arema FC sein Match gegen Persebaya Surabaya mit 2:3 verloren. Nach dem Abpfiff sei die Situation in dem Stadion in Ost-Java "anarchisch" geworden, betonte Polizeichef Afinta. Fans hätten Beamte angegriffen und Autos beschädigt.
Auf Videoaufnahmen lokaler TV-Sender war zu sehen, wie zahlreiche Stadionbesucher auf das Spielfeld liefen und es zu Handgreiflichkeiten kam. Tränengasnebel lag in der Luft. Am Rand des Spielfelds lagen größere Polizeifahrzeuge mit zertrümmerten Scheiben auf der Seite, aus einem der Fahrzeuge stieg Rauch auf. Die Bilder zeigen auch Personen, die offenbar das Bewusstsein verloren haben und von Helfern weggetragen werden.
Der indonesische Sicherheitsminister Mohammad Mahfud Mahmodin schrieb auf Telegram, das Stadion sei über seine Kapazität hinaus gefüllt gewesen. Es seien 42.000 Eintrittskarten verkauft worden, das Stadion sei aber nur für 38.000 Besucher zugelassen. Ost-Javas Gouverneur Khofifah Indar Parawansa sagte, die Verletzten und Familien der Opfer könnten mit finanzieller Hilfe rechnen.
Immer wieder Ausschreitungen
Bei Spielen in Indonesien ist es in der Vergangenheit wiederholt zu Ausschreitungen und auch Gewalt unter Anhängern verschiedener Vereine gekommen. Sportminister Zainudin Amali sagte dem Sender Kompas TV, er werde die Sicherheit bei Fußballspielen neu bewerten und dabei auch erwägen, zunächst keine Zuschauer mehr in Stadien zuzulassen.
Präsident Joko Widodo sagte, die Behörden müssten die Sicherheit bei den Spielen gründlich überprüfen. Er hoffe, dass dies "die letzte Fußballtragödie in diesem Land" gewesen sei. Wikodo wies den Fußballverband an, alle Spiele der obersten Liga bis zum Abschluss von Ermittlungen auszusetzen.
Der Weltfußballverband FIFA forderte vom indonesischen Fußballverband einen Bericht über das Unglück an. Dessen Regeln schreiben vor, dass Ordner und Polizisten in Stadien keine Schusswaffen oder Reizgas bei sich tragen oder einsetzen dürfen.
Arema: Keine Heimspiele mehr
Die Fußballklubs Arema und Persebaya sprachen unterdessen den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus. "Das Management von Arema FC ist auch für den Umgang mit den Opfern verantwortlich, sowohl für die Toten als auch für die Verletzten", sagte Vereinschef Abdul Haris. Der Klub werde ein Krisenzentrum einrichten. "Bei den Familien der Opfer entschuldigt sich das Management von Arema FC zutiefst und ist bereit, eine Entschädigung zu leisten. Das Management ist bereit, Vorschläge für den Umgang mit der Katastrophe anzunehmen, damit viele gerettet werden", sagte Haris.
Indonesiens Fußballverband setzt den Betrieb in der ersten Liga für eine Woche aus; Arema wurde die Austragung von Heimspielen für den Rest der Saison untersagt.
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