Israel setzt Freilassung von Palästinensern "bis auf Weiteres" aus
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JERUSALEM. Israel hat die geplante Freilassung palästinensischer Gefangener im Zuge des Waffenruheabkommens mit der Hamas "bis auf Weiteres" ausgesetzt.
Das gab der israelische Armeerundfunk unter Berufung auf Sicherheitskreise und ohne Angabe von Gründen am Donnerstag bekannt. Zuvor waren unter chaotischen und bedrohlichen Umständen acht israelische Geiseln im Gazastreifen freigekommen. Die Geiseln sollten gegen 110 palästinensische Gefangene ausgetauscht werden.
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"Schockierende Szenen"
Die Übergabe der Geiseln wurde von den Islamisten am Donnerstag als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Jihad schoben zwei Geiseln durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu Fahrzeugen des Roten Kreuzes. Ein 80-jähriger Mann wurde dabei hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit" der Islamisten seien.
Im Zuge des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas haben islamistische Kämpfer im Gazastreifen acht Geiseln freigelassen. Zwei Israelis und fünf Thailänder wurden am Donnerstagnachmittag an das Rote Kreuz übergeben, erklärte die israelische Armee. In der Früh war bereits die israelische Soldatin Agam Berger nach Israel zurückgekehrt. Nach der Übergabe wurden die Geiseln von der israelischen Armee nach Israel gebracht, um zunächst medizinisch untersucht zu werden.
Die Soldatin Berger war in der Früh von Hamas-Kämpfern in Jabaliya im Norden des Gazastreifens durch die Menge auf eine Bühne geführt und aufgefordert worden, den schreienden Menschen zuzuwinken, was sie zögernd tat, während sie von einem Hamas-Kämpfer gefilmt wurde. Die Freilassung der übrigen sieben Geiseln fand später in Khan Younis vor den Überresten des Hauses statt, in dem der im Oktober vergangenen Jahres von israelischen Soldaten getötete Hamas-Militärchef Yahya al-Sinwar aufgewachsen war. Die freigelassenen Geiseln sollen zunächst in ein israelisches Militärlager am Rande des Gazastreifens und von dort aus in vier verschiedene Krankenhäuser in Israel gebracht werden. Im Gegenzug sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die "abstoßenden" Szenen. Er verwies darauf, wie ein "alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen". "Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen", schrieb Seibert im Onlinedienst X. Israelische Fernsehkommentatoren sprachen von einer "Via Dolorosa".
Palästinensische Häftlinge kommen im Gegenzug frei
Mehr als 30 der 110 Häftlinge sollen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sein. Israelischen Medienberichten zufolge ist darunter auch Zakaria Zubeidi, der während der zweiten palästinensischen Intifada Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Jenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 rund 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis kamen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Vor einigen Jahren waren er und weitere Häftlinge durch einen Tunnel aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis entkommen, wurden aber wieder gefasst. Freikommen soll Medien zufolge außerdem Mahmoud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde.
Geisel-Deal sieht Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor
Das am 19. Jänner in Kraft getretene Abkommen über eine Waffenruhe im Gazastreifen sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 israelische Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Drei Zivilistinnen und vier Soldatinnen kamen im Rahmen der Vereinbarung bereits frei. Weitere Geiseln sollen am Samstag freigelassen werden. Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die ebenfalls freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.
Wenn man sich die Bilder dieser Terrormiliz und deren Inszenierung anschaut verstehe ich die Israelis die sagen dass man die Hamas bis zum letzten Mann ausrotten muss. Mit denen ist kein Deal möglich.
Es war ein grundsätzlicher Fehler, den ungleichen Geiseldeal einzugehen. Mittlerweile gestehen ja selbst die hartnäckigsten Leugner ein, dass nicht "einige hundert", sondern ganze 1.904 palästinensische Verbrecher gegen nur 33 unschuldige Israelis "getauscht" werden sollen.
Die UNO sieht es immer noch anders.