Nach Geiselübergabe ließ Israel palästinenische Häftlinge mit Verzögerung frei
GAZA. Zuvor hatte es chaotische Szenen bei der Übergabe von Hamas-Geiseln ans Rote Kreuz gegeben.
Die Terrororganisation Hamas hat am Donnerstag zwar wie vereinbart acht weitere Geiseln freigelassen. Bei der Übergabe des 80-jährigen Gadi Moses und der 29-jährigen Arbel Yehud an das Rote Kreuz in Chan Yunis kam es aber zu chaotischen und bedrohlichen Szenen.
Israel setzte daraufhin die geplante Freilassung palästinensischer Gefangener „bis auf Weiteres“ aus – die Busse mit den freigelassenen Palästinensern fuhren schließlich erst gegen Abend los.
Bei der Übergabe der deutsch-israelischen Geiseln Moses und Yehud hatten zuvor von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad die Geiseln durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rotkreuz-Fahrzeugen geschoben. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.
Ursprünglich war geplant, dass im Gegenzug für die acht Geiseln 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen, darunter 30 Minderjährige. Statt wie vorgesehen gegen Mittag fuhren die Busse mit den palästinensischen Häftlingen erst gegen Abend aus dem israelischen Ofer-Gefängnis nahe Ramallah los. Videobilder zeigten, wie die Busse von israelischen Militärfahrzeugen begleitet wurden.
"Souvenirs" für Soldatin Berger
Schon am Donnerstagmorgen war die Soldatin Agam Berger von der Hamas freigelassen worden. Sie wurde von Hamas-Kämpfern im Norden des Gazastreifens durch die Menge auf eine Bühne geführt und aufgefordert, den schreienden Menschen zuzuwinken, was sie zögernd tat, während sie von einem Hamas-Kämpfer gefilmt wurde. Ihre Geiselnehmer übergaben Berger eine Tasche mit „Souvenirs“ und eine goldgerahmte Freilassungs-„Urkunde“.
Die Übergabe der übrigen sieben Geiseln - neben den Israelis Moses und Yehud wurden fünf Thailänder freigelassen – fand später in Chan Yunis vor den Überresten des Hauses statt, in dem der im Oktober vergangenen Jahres von israelischen Soldaten getötete Hamas-Militärchef Yahya al-Sinwar aufgewachsen war.
Nächste Freilassung am Samstag
Nach der Rückkehr der Geiseln aus dem Gazastreifen war der Jubel unter ihren Angehörigen in Israel groß. Die Regierung veröffentlichte Aufnahmen der jungen Soldatin Agam Berger, auf denen sie in tränenreichen Umarmungen mit ihren Eltern und später auch mit ihren Geschwistern zu sehen ist.
Israels Regierung verbreitete zudem ein Video des 80 Jahre alten Gadi Moses, das ihn in den Armen seiner Kinder beim Wiedersehen der Familie zeigt. Moses sagt in dem Video, dass er alles dafür tun werde, um seinen Heimatort wieder aufzubauen. Terroristen hatten den Kibbuz Nir Oz am 7. Oktober verwüstet.
Die nächste Geiselfreilassung ist für Samstag geplant.