Karel Schwarzenberg im Alter von 85 Jahren gestorben
PRAG/WIEN. Der frühere tschechische Außenminister und Ehrenvorsitzende der rechtsliberalen Partei TOP 09, Karel Schwarzenberg, ist im Alter von 85 Jahren gestorben.
Dies teilte mit sein Parteikollege, der frühere Finanzminister Miroslav Kalousek auf X, früher Twitter, mit. Schwarzenberg war in den letzten Tagen in einem Wiener Krankenhaus hospitalisiert. Laut dem Internetportal "Echo24.cz" starb Schwarzenberg am Samstag.
"Karel Schwarzenberg ist gestorben. Es war klar, dass es sich nähert. Trotzdem ist das ein Schlag. Er war einer der wichtigsten und liebevollsten Menschen in meinem Leben. Möge er im Frieden ruhen. Die Tschechische Republik sollte ihm für immer dankbar für alles sein, was er für sie selbstlos getan hat", schrieb Kalousek, der einst mit Schwarzenberg die TOP 09 mitbegründet hatte.
- ZIB: Karel Schwarzenberg ist tot
- Aus dem Archiv vom 10. Dezember 2022: Karel Schwarzenberg: Ein Europäer feiert Geburtstag
"Echo24.cz" schrieb unter Berufung auf eine Quelle aus Schwarzenbergs Familie, der Politiker habe sich seit zwei Tagen in einem kritischen Zustand und im künstlichen Schlaf befunden. "Er ist im Kreise seiner Familie gestorben", hieß es auch auf der Website.
Schwarzenberg war vor wenigen Tagen in ein Wiener Krankenhaus geflogen worden. "Fragen Sie die Ärzte, warum sie mich hierher verlegt haben. Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass es hier mehr Spezialisten gibt als in der Tschechischen Republik. Ich schätze, dass es ungefähr gleich sein wird, aber hier werde ich es sehen können. Auch werde ich meine Kinder und Enkelkinder sehen können", sagte damals Schwarzenberg, der einen großen Teil seines Lebens in Wien verbrachte.
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Schwarzenberg war nach der "samtenen Revolution 1989" Chef der Präsidentenkanzlei von Václav Havel. Später war er Senator und Außenminister. 2009 gründete er mit Kalousek die TOP 09 und war bis 2015 Chef der Partei. Seitdem war er ihr Ehrenvorsitzender. 2013 kandidierte er für das Amt des Staatspräsidenten, in der Stichwahl unterlag er jedoch Miloš Zeman.
Jahrelang gehörte der Nachkomme der berühmten Adelsfamilie zu den bedeutendsten Figuren der tschechischen politischen Szene. Hierzulande ist auch wegen seiner pointierten Aussagen bekannt. Geboren wurde Schwarzenberg am 10. Dezember 1937 in Prag. Ein symbolisches Datum, wie er selbst immer wieder betonte, ist dies doch der Tag der Menschenrechte. "Und so ist es vielleicht symbolisch, dass ich in diesem Bereich lange gearbeitet habe", sagte er.
Reaktionen
Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf X, dass Europa mit seinem Tod "ärmer" geworden sei. "Sein Leben und Wirken war von Verantwortung und Klarsicht geprägt. Liberal, konservativ, weltoffen und patriotisch, so widersprüchlich diese Begriffe wirken, in Karel Schwarzenberg fanden sie zueinander." Van der Bellen erinnerte daran, dass er Schwarzenberg erst vor wenigen Wochen getroffen und ein "bereicherndes" Gespräch geführt habe.
"Mit seinem Ableben verlieren wir einen überzeugten Europäer und Politiker, der sich für Menschenrechte, Freiheit und die Werte der Europäischen Union stark gemacht hat. Er hat die europäische, die tschechische, aber auch die heimische Politik geprägt. In diesen schweren Stunden gilt unser Mitgefühl seiner Familie und seinen Freunden", postete Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) Sonntagvormittag auf X.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) drückte Schwarzenbergs Familie in einem Tweet sein Mitgefühl aus. "Karl Schwarzenberg war ein standhafter und unbeirrbarer Verfechter von Demokratie, Menschenrechten und des europäischen Gedankens. Er war ein Zentraleuropäer im besten Sinne, der europäische Geschichte nicht nur durch und durch kannte, sondern sie auch lebte", schrieb Schallenberg auf X.
Mit großer Trauer reagiert NEOS-Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger: "Mit Karel Schwarzenberg verlässt uns ein aufrechter Demokrat, ein visionärer Denker und großer Europäer. Ich durfte ihn persönlich kennenlernen und bin dankbar für all unsere Begegnungen."
"Mit Karel Schwarzenberg ist ein großer Europäer, dessen Engagement und Einsatz maßgeblich zur europäischen Einigung beigetragen hat, verstorben. Er verstand es, die Hoffnung auf Freiheit und Frieden für viele begreifbar und damit erstrebenswert zu machen", erklärte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf X.
Kardinal Schönborn würdigt Karel Schwarzenberg
Als "großen Europäer" und "Politiker mit festen christlichen Werten" hat Kardinal Christoph Schönborn den früheren tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg gewürdigt. Er denke mit Dankbarkeit und großem Respekt an Schwarzenberg zurück, so Schönborn ebenfalls auf X. Der Kardinal hob die Bereitschaft Schwarzenbergs hervor, nach der "samtenen Revolution" seine Talente für die tschechische Heimat einzusetzen.
"Gott vergelte ihm all das Gute, das er zum Allgemeinwohl weit über Tschechien hinaus beigetragen hat", so Schönborn. Schwarzenbergs Familie gelte in diesen schweren Stunden des Abschieds sein aufrichtiges Mitgefühl, so der Kardinal abschließend.
Programmhinweis
- In memoriam Karl Schwarzenberg sendet ORF 2 heute ab 23.10 Uhr den "dokFilm: Mein Vater, der Fürst".
- Ö1 ändert das Programm von "Logos" (19.05 Uhr) am 18. November und bringt die Sendung "Karel Schwarzenberg - Was glauben Sie?", in der der "Homo politicus" über die existenziellen Motive seines Lebens spricht.
Ein großer Österreicher, ein großer Europäer, ein großer Tscheche Ein Mensch der verzeihen konnte und trotz aller widerwärtigkeiten seiner zweiten Heimat diente ganz einfach gesagt einfach ein großerMensch.
Ja er hat mehr gekonnt als viele andere weil er hat seine Gueter in Tschechien zurueckbekommen, sonst niemand (Benes Dekrete) . Wie hat er das gemacht?
Er war und blieb Tscheche,
auch wenn er vorübergehend nach Österreich ausgewandert ist.
Damit ist er nicht aufgrund der Benes Dekrete um sein Land gekommen,
sondern wurde dieses im Kommunismus "nur" verstaatlicht.
Außerdem dürften ihm seine guten Kontakte zur tschechischen Politik
bei der Wiedererlangung seines Eigentums geholfen haben.
Fürst Karl Schwarzenberg hatte auch einen Oberösterreich-Bezug, denn er war in seiner Jugend Externist am Gmundener Gymnasium. Er war eine interessante Persönlichkeit und ein vielseitig gebildeter Mensch. Möge er in Frieden ruhen!
Ein wirklich großer Mann, er ruhe in Frieden.
Ein liberaler christlich Sozialer.
Ihn bedrückte das Erstarken der Neofaschisten in Europa und das niemand wirklich dagegen ankämpft. Ja, leider ist aus purem Machthunger und Einfältigkeit oft das Gegenteil der Fall.
Welche armseliger Vergleich dazu das aktuelle nationale und globale demokratiepolitische Angebot.
R.I.P. "Karel"
Ein Mann von Welt ! RIP
Ein selten weitsichtiger homo politicus.
Ein großer Europäer. R I P