Felix Gall wurde das Punkte-Trikot ausgezogen
CAUTERETS. Tadej Pogacar hat sich bei der 110. Tour de France eindrucksvoll zurückgemeldet und die erste Bergankunft gewonnen.
Der Slowene siegte am Donnerstag nach 144,9 Kilometern in Cauterets-Cambasque vor Titelverteidiger Jonas Vingegaard und dem Norweger Tobias Johannessen. Bora-Kapitän Jai Hindley, der als Führender in die sechste Etappe gegangen war, wurde Sechster. In der Gesamtwertung liegt Vingegaard 25 Sekunden vor Pogacar und ist neuer Träger des Gelben Trikots. Hindley ist 1:34 Minuten zurück Dritter. Felix Gall musste das gepunktete Trikot für den besten Bergfahrer an den US-Amerikaner Neilson Powless abgeben. Der Osttiroler, der sich erst am Mittwoch an die Spitze der Bergwertung gesetzt hatte, liegt nun mit 28 Punkten acht Zähler hinter Powless.
Gall beendete die fünfte Etappe mit 3:22 Minuten Rückstand auf Pogacar auf Platz 15 und ist Gesamt-20 (+8:19). Als zweitbester Österreicher kam Felix Großschartner an die 30. Stelle (+5:22), was auch Gesamtrang 30 (31:14) bedeutet.
Auf dem Berg, der Legenden schreibt
Der zweifache Tour-Sieger Pogacar hatte am Vortag schon auf der ersten Bergetappe ungewohnte Schwächen gezeigt und über eine Minute auf Vingegaard verloren. Der 24-Jährige hatte sich Ende April das Kahnbein gebrochen und war mit Trainingsrückstand und ohne große Rennpraxis zur Tour gekommen. Sein Kahnbein ist noch immer bandagiert. Bereits am legendären Tourmalet, dem vorletzten Anstieg des Tages, ging es zur Sache. Vingegaard attackierte, der Attacke folgte nur Pogacar, der keine Schwäche zeigte.
Hindley hatte bereits am Gipfel des Tourmalet zwei Minuten auf das Favoriten-Duo verloren. Vingegaards nächster Vorstoß folgte dann am 16 Kilometer langen Anstieg nach Cauterets-Cambasque, der trotz seiner Länge nicht zu den größten Schwierigkeiten im Hochgebirge zählt. Erst auf den letzten fünf Kilometern wuchs die Steigung auf zweistellige Prozentzahlen, was Vingegaard zu einer Attacke nutzte. Doch er wurde Pogacar nicht los, wurde von dessen Konter offenbar komplett überrascht und verlor letztlich wertvolle Zeit.
Ohne Revanchegelüste
"Ich würde nicht sagen, dass es Revanche war. Ich fühle mich einfach erleichtert. Als Jonas am Tourmalet schon attackierte, dachte ich, ich kann meine Sachen packen und nach Hause fahren. Aber ich hatte zum Glück gute Beine", sagte Pogacar. "Der Abstand zu Jonas ist jetzt fast perfekt. Es wird eine große, große Schlacht bis zum Ende."
Nach den zwei Pyrenäen-Etappen sind am Freitag wieder die Sprinter am Zug. Von Mont-de-Marsan geht es überwiegend flach über 169,9 Kilometer nach Bordeaux.