Diese Frauen haben in Österreichs Bundesliga das Sagen
WIEN. Mit Diana Langes-Swarovski von der WSG Tirol ist nach Brigitte Annerl vom TSV Hartberg eine zweite Frau bei einem Vertreter der Fußball-Bundesliga am Ball.
Die zwei Club-Präsidentinnen stehen aufgrund ihrer Ämter im Rampenlicht. Es gibt auch noch andere Anknüpfungspunkte zwischen Frauen- und Männerfußball.
Topfunktionärinnen am Ruder:
Im Juni 2017 wurde Katja Putzenlechner, im Vorstand des SC Wiener Neustadt tätig, als erste Frau in den Bundesliga-Aufsichtsrat gewählt. Bereits damals waren Brigitte Annerl und Diana Langes-Swarovski beim TSV Hartberg bzw. der WSG Wattens als Präsidentinnen im Amt. Unter der Wiener Unternehmerin Annerl (Lenus Pharma) schafften die Steirer von der Regionalliga aus den Sprung ins Oberhaus. Für sie war das Geschlecht nie Thema: "Es geht um den Menschen und seine Begeisterung und sein Engagement für das, was er macht."
Kam Annerl über die berufliche Schiene mit Hartberg in Kontakt, ist Wattens für Langes-Swarovski so etwas wie eine Familienangelegenheit. 2013 übernahm sie bei der WSG das Amt ihres Vaters Gernot. Die auch im Bundesliga-Aufsichtsrat sitzende Tirolerin sieht die Geschlechts-Causa ähnlich wie ihre Amtskollegin. "Es ist im Sport vollkommen unerheblich, welchem Geschlecht man angehört, woher man kommt, welche Hautfarbe man hat oder welche Sprache man spricht", meinte Langes-Swarovski, die eine Frau an der Spitze eines Clubs aber auch als "tolles Signal" versteht.
Vorreiterin Putzenlechner, sie war seit Ende 2017 Präsidentin in Wr. Neustadt, hat sich nach dem Zwangsabstieg des SCWN im Sommer aus ihrem Amt zurückgezogen.
Mögliche Trainerinnen im Männerfußball:
Irene Fuhrmann genießt im ÖFB Exotenstatus. Die Wienerin ist die einzige Frau mit der höchsten Trainerausbildung, die angeboten wird. Seit Oktober 2017 Inhaberin der UEFA Pro Lizenz, wäre sie berechtigt, in der Männer-Bundesliga einen Club zu betreuen. Wollen tut sie das nicht, "da ich im Spitzenfußball bei den Frauen arbeiten darf". Fuhrmann ist als Individualtrainerin in St. Pölten tätig. Demnach sind auch die Ambitionen, einen Frauen-Verein zu übernehmen, derzeit nicht gegeben. Im Frauen-Nationalteam arbeitet die 38-Jährige außerdem als Assistentin von Teamchef Dominik Thalhammer. Auf eine mögliche eigene Zukunft als Teamchefin angesprochen winkt Fuhrmann vorerst ab: "Darüber kann man sich noch Gedanken machen, wenn es einmal so weit ist."
Einzige Frau mit dem höchsten Trainerschein in Österreich sei sie "noch". "Insgesamt gibt es viel zu wenige Trainerinnen. Aber es tut sich etwas", berichtet Fuhrmann. So wird im ÖFB nun ein B-Lizenz-Kurs für Berufsspielerinnen angeboten. Unter den Teilnehmerinnen sind (Ex-)Nationalspielerinnen wie Nina Burger, Sarah Puntigam, Laura Feiersinger oder Nicole Billa. Aktuell sind in der Frauen-Bundesliga mit SKN-Sportchefin Liese Brancao und Südburgenlands Spielertrainerin Susanna Koch-Lefevre nur zwei weibliche Coaches am Werk.
Schiedsrichterinnen in den höchsten Spielklassen:
Der ÖFB will Schiedsrichterinnen keine Steine in den Weg zur Bundesliga legen. "Es wird grundsätzlich schon immer versucht, Frauen für dieses nicht einfache Amt zu gewinnen. Wir hätten nichts dagegen, wenn eine Frau in der Bundesliga pfeifen würde", sagt der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission, Robert Sedlacek. Das Grundkriterium sei aber, dass weibliche Referees auch körperlich dieselben Anforderungen wie ihre männlichen Kollegen erfüllen. Die vom ÖFB geforderten Lauflimits etwa, machten es für Frauen schon "rein biologisch schwieriger".
In Deutschland pfeift Bibiana Steinhaus Bundesliga-Spiele. In Österreich war die Kärntnerin Tanja Schett von 2008 bis 2011 in der Ersten Liga im Einsatz. In der neuen 2. Liga agierte die Niederösterreicherin Sara Telek im Frühjahr als erste Schiedsrichter-Assistentin. "Sie wollte es wissen, hat hart darauf hin gearbeitet, die Limits zu schaffen. Das ist ihr klar gelungen", berichtete Sedlacek. In den Regionalligen pfeifen weibliche Referees wie die Vorarlbergerin Biljana Iskin, die Niederösterreicherin Barbara Poxhofer oder die Salzburgerin Marina Aufschnaiter.
Bundesligisten und ihre Frauen-Sparten:
Sei es Bayern München, der FC Barcelona, Manchester United oder bald auch Real Madrid. In der Riege der europäischen Großclubs haben sich Frauen-Abteilungen vielerorts etabliert, das Rennen um internationale Titel steht auch hier im Zentrum. In Österreich stellen von den Vertretern der ersten beiden Leistungsstufen nur fünf Vertreter Teams in der obersten weiblichen Spielklasse: Die Austria mit USC Landhaus, Sturm Graz, Wacker Innsbruck, der SV Horn und St. Pölten. Die SKN-Damen sind dank der Anbindung an das Nationale Zentrum für Frauenfußball des ÖFB national kaum zu schlagen.
Während Salzburg weiter den vollen Fokus auf den männlichen Nachwuchs legen will, gibt es bei Rapid durchaus Interesse an der Etablierung einer Frauen-Sparte. "Es ist ein Thema, das bei uns intern immer wieder durchdiskutiert wird. Da ist es ganz wichtig, dass du zunächst einmal infrastrukturelle Bedingungen schaffen musst, um diesen nächsten Step als Club gehen zu können", sagte Sportchef Zoran Barisic. Pläne zum neuem Trainingszentrum, auf dem auch ein Frauenteam untergebracht werden könnte, werden derzeit im Hintergrund nach einem Stufenplan umgesetzt. Details dazu werde man "zu gegebenem Zeitpunkt" bekanntgeben. "Das wird dann relativ flott gehen."