Hugo Simon: Mit 80 Jahren immer noch sattelfest
WEISENHEIM AM SAND. Österreichs Springreit-Legende feiert heute runden Geburtstag, die Liebe zu den Pferden hält ihn weiter auf Trab.
Die große Geburtstagsparty wird bei ihm zu Hause in Weisenheim in der Pfalz heute nicht steigen. Österreichs Springreit-Legende Hugo Simon will anders als zu früheren runden Ehrentagen nur mit seiner Frau Margit, die er vor zehn Jahren heiratete, auf den 80er anstoßen. Doch ansonsten ist der Jubilar kein bisschen leise. "Ich habe so viel um die Ohren, ich mache alles im Laufschritt. Es geht rund um die Uhr", sagt "Hugo Nationale". Sein Immobiliengeschäft halte ihn voll auf Trab und natürlich, wie soll es anders sein, seine Lebensliebe, die Pferde. "Ich reite selbst nicht mehr, trainiere sie aber."
Der am 3. August 1942 in Krummwasser im heutigen Tschechien geborene Sohn eines Pferdehändlers, der mit seinen Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland flüchtete, begann mit acht Jahren mit dem Reitsport. Er betrieb zunächst Vielseitigkeit und Dressur, ehe er zum Springreiten wechselte. In dieser Disziplin avancierte er zu einem der ganz Großen.
Alleine 77 Autos gewonnen
1972 wurde Simon nur als deutscher Ersatzmann für die Olympischen Spiele in München berücksichtigt, weshalb er die österreichische Staatsbürgerschaft annahm und für sein neues Land dort sogleich Vierter wurde. Simon hatte in seiner jahrzehntelangen Karriere stets kongeniale vierbeinige Partner. Ohne Lavendel (WM-3., Olympia-4. und -5.), Flipper (156 Siege), Gladstone (Weltcup 1979, Ersatz-Olympia 1980), Apricot (Olympia-Team-Silber 1992) und den legendären Hannoveraner Fuchs E.T. (Olympia-4. 1996, Weltcupsiege 1997, 1998) wären die Erfolge nicht möglich gewesen. Allein E.T. sprang 3,6 Millionen Euro an Prämien ein, ein Rekord für ein Springpferd. Und nicht weniger als 77 Autos gewann Simon als Extraprämien bei Springen.
Doch so oft er auch bei Großen Preisen und wichtigen Turnieren triumphierte, bei Großereignissen fehlte in Einzelbewerben meist das nötige Glück. Simon gewann 1980 mit Gladstone bei den Weltreiterspielen in Rotterdam den Einzelbewerb der "Ersatz-Olympiade" – die Springreiter hatten die Spiele in Moskau boykottiert –, Goldmedaille gab es dafür aber keine. Im Zeichen der Fünf Ringe bilanzierte Simon im Einzel zweimal als Vierter (1972 und 1996) und einmal als Fünfter (1976). 1988 endete der Auftritt in Seoul vorzeitig im Wassergraben. Zusammen mit Thomas Frühmann, Boris Boor und Jörg Münzner gelang ihm 1992 in Barcelona im Teambewerb aber der große Überraschungscoup, als er mit seinen Gefährten Silber hinter Holland errang. Im Oktober 2016 schloss er seinen letzten Start bei einem internationalen Turnier in Wiener Neustadt mit einem zweiten Platz ab. Zwei Jahre davor schrieb er in der Arena Nova bereits Geschichte, weil er sich mit 73 Jahren als bisher ältester Sieger eines Großen Preises auszeichnete. Doch aufgehört hat er ohnehin nie.
Österreichs Springreitsport, den er so maßgeblich wie kaum ein anderer mitprägte, verfolgt Simon immer noch interessiert. Wenige Tage nach seinem Jubiläum wird er zur WM nach Herning reisen. "Wenn man meinen Rat braucht, bin ich gerne dazu bereit", lässt Simon wissen. Gefragt ist dieser nach wie vor, wie auch sein Engagement für den deutschen Springreiter Richard Vogel beweist. "Hugo Nationale" genießt so am liebsten seinen reiterlichen Unruhestand.