Sie fand die goldrichtige Kombination
ATTNANG-PUCHHEIM. Johanna Bassani ist eine der Pionierinnen in der letzten Nordischen Männer-Bastion
Die Tage der Nordischen Kombination als letzter Männer-Bastion im Skisport sind gezählt. Bald sind dort wohl auch die Damen groß im Geschäft, 2021 sollen bei der WM in Oberstdorf erstmals Medaillen bei einem Großereignis vergeben werden. Und dann könnte auch die 17-jährige Attnang-Puchheimerin Johanna Bassani mittendrin statt nur dabei sein. Sie zählt zu den heimischen Pionierinnen in der noch jungen Sportart für Frauen.
Vor drei Jahren kam sie ans Nordische Ausbildungszentrum (NAZ) in Eisenerz mit dem Wunsch, das Skispringen zu erlernen. "Für ihr Alter war das eigentlich schon relativ spät, doch als frühere Leichtathletin brachte sie beste Anlagen mit", erzählt ihr Trainer Bernhard Aicher. Nach einem schweren Sturz in Seefeld, der Wirbelbrüche und eine Operation nach sich zog, schien die Karriere aber schon wieder vorüber.
Nicht aber für Bassani, die nur noch motivierter an die Sache heranging. Die Kombination aus Springen und Langlauf war fortan ihre Triebfeder, in Eisenerz erkannte man das Zukunftspotenzial der jungen Sportart für Damen als einer der Ersten in Österreich. "Wir haben auch in der Loipe von null weg begonnen, doch es ging schnell etwas weiter bei ihr", sagt Aicher zu Bassanis Fortschritten. So viel, dass sie mittlerweile wie ihre Freundin und Trainingspartnerin Lisa Hirner zu den besten Kombiniererinnen hierzulande zählt und im Jänner bei den Olympischen Jugendspielen in der Schweiz antritt.
Weltcupbewerbe des Internationalen Ski-Verbandes (FIS) soll es spätestens ab der Saison 2020/21 für sie und ihre Mitstreiterinnen geben. Doch noch läuft die Entwicklung der jungen Disziplin nicht völlig reibungsfrei. Die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking gehen sich im Fahrplan nicht mehr aus. Das ging selbst dem auf Geschlechtergleichstellung bedachten Internationalen Olympischen Komitee (IOC) etwas zu schnell. Spätestens 2026 aber sollen die Nordischen Kombiniererinnen – nach jetzigem Stand – das erste Mal um olympische Medaillen kämpfen dürfen.
Olympiastart als Ansporn
Für ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher ein wichtiger Schritt. Dann sei ein weiterer Ansporn für den Einstieg in die durchaus schwierig zu trainierende Sportart gegeben. Man müsse jedoch weiterhin Geduld haben. "Der Fortschritt geht sicher nicht von heute auf morgen, aber auch im Skispringen hat es längere Zeit gedauert."
Diese Disziplin ist seit 2014 olympisch und aus dem Wettkampfprogramm heute nicht mehr wegzudenken. Ähnliches soll nun auch mit der Damen-Kombination gelingen.
Zwei Wohngenossen wollen beim Ramsau-Weltcup hoch hinaus
Zwei Nordische Kombinierer des ÖSV genießen beim Weltcup am Wochenende in Ramsau am Dachstein (erstes Einzel Samstag 11/14.15 Uhr, zweites Einzel Sonntag 11/15.45 Uhr) Heimvorteil. Franz-Josef Rehrl und Martin Fritz wohnen im WM-Ort gemeinsam in einem Haus.
Rehrl gehört zu den stärksten Springern, auf seiner Heimschanze will der dreifache Dritte der Heim-WM in Seefeld dem Saisondominator Jarl Magnus Riiber Paroli bieten. „Ich weiß nicht, ob ich ihn biegen kann. Aber wenn ich gut springe, kann ich ihn unter Druck setzen“, sagte der 26-Jährige, der im Sommer auch mit dem früheren ÖSV-Langlauf-Koordinator Trond Nystad aus Norwegen an der Lauftechnik feilte.
Fritz zeigte zuletzt im Weltcup mit den Rängen acht und zehn in Lillehammer auf. Er profitiert von der Zusammenarbeit mit Rehrl: „Er ist sehr strukturiert und öffnete mir die Augen im Training.“
Ramsau steckte im Sommer eine Million Euro in die Loipen-Infrastruktur. Die Kombinierer erwarten bei den Weltcup-Rennen unter anderem schwerere Anstiege.