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Ermittlungen: Benko als "Alleinherrscher" in Privatstiftungen

Von nachrichten.at/apa, 29. Jänner 2025, 15:31 Uhr
Masseverwalter: Benkos Lebensstil "ungeheuerlich"
Signa-Gründer Rene Benko Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER

WIEN/INNSBRUCK. Großinvestoren, ein Insolvenzverwalter und ein Ex-Stiftungsvorstand belasten den Signa-Firmengründer

Die Gründe für die über Signa-Mastermind Rene Benko verhängte U-Haft sind stichhaltig, wie nun bekanntgewordene Details zeigen. Investoren, ein Insolvenzverwalter und ein Ex-Stiftungsvorstand, E-Mails, Chats und Telefonprotokolle belasten den insolventen Tiroler schwer. So soll er etwa in der Laura Privatstiftung de facto "Alleinherrscher" sein. Dort ist millionenschweres Vermögen geparkt, das bisher vor dem Zugriff von Masseverwaltern und Gläubigern geschützt war.

Benko als faktischer Machthaber

Wie von den OÖNachrichten berichtet, werfen die Ermittler Benko vor, Investoren betrogen zu haben sowie in seiner persönlichen Insolvenz Vermögenswerte verschleiert und Gläubiger geschädigt zu haben. Er sei "faktischer Machthaber" der nach seiner Tochter Laura benannten Stiftung, heißt es in der fast 40-seitigen Festnahmeanordnung, über die "profil" und "Standard" berichten.

Über die Stiftung soll der Signa-Gründer Vermögen verheimlicht und so dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern entzogen haben. Offiziell ist Benko als Unternehmer seit 9. März 2024 auch privat zahlungsunfähig. Über seine Mutter als Strohfrau gewähre ihm die Stiftung aber erhebliche Zuwendungen und ermögliche ihm weiter ein Luxusleben, so der Verdacht.

Der deutsche Fressnapf-Geschäftsführer und Investor Torsten Toeller soll ausgesagt haben, dass Benko sowohl in der Signa-Gruppe als auch in der Firmengruppe rund um die Laura Privatstiftung "allmächtiger Alleinherrscher" gewesen sei. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien merke dazu an: "Seine Angaben werden durch vorliegende WhatsApp-Nachrichten gestützt." Daher gehe sie davon aus, dass Benko "einem Eigentümer gleich die Belange der Stiftung lenkt, unmittelbar über ihr Vermögen verfügt und sich finanzielle Zuwendungen in beträchtlichem Ausmaß zur Finanzierung seines aufwendigen Lebensstils aneignet". "Entlarvend" nennt die WKStA der Zeitung zufolge einen Chat zwischen Benko und einem Mitarbeiter, der fragte: "René, darf ich mir 1,5 Millionen aus der LPS (Laura Privatstiftung, Anm.) nehmen, um das Finanzamt auf den verschiedensten Ebenen zu bedienen?" Benko habe "nur binnen Sekunden" bejaht.

Weiters soll Benko, wei berichtet, ein Geldkarussell in Gang gesetzt und dabei Geldgeber betrogen haben - er habe vorgegeben zu investieren, dies in Wahrheit aber nicht getan. Die WKStA prüft einen Betrugs- und Untreueverdacht. Investoren sollen dazu verleitet worden sein, sich bei der Signa Holding an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen. Fälschlicherweise sei den Geldgebern vorgetäuscht worden, dass auch die Familie Benko Privatstiftung Geld einschießen werde. Dabei wurden - so der Verdacht - rund 35 Millionen Euro, die andere Investoren - laut Ermittler Eugster/Frismag - bereits einbezahlt haben, im Kreis geschickt.

Im Fokus der Ermittlungen steht auch die Villa Eden Gardone am Gardasee - die Besitzgesellschaft soll ohne ausreichende Gegenleistung an die Ingbe Privatstiftung, benannt nach Benkos Mutter Ingeborg Benko, verkauft worden sein.

"Die Mama schenkt es mir"

Einige Vorwürfe im Detail: Die WKStA soll aus abgehörten Telefonaten sowie aus der Auswertung von E-Mails und Handy-Chats geschlossen haben, dass die Stiftungskonstruktion der Laura Privatstiftung nur dazu diene, das vorhandene Vermögen dem Zugriff der Behörden, Masseverwalter und Gläubiger zu entziehen: Dabei stützen sich die Ermittler unter anderem auf Zeugenaussagen von drei Signa-Investoren, darunter des Strabag-Gründers Hans Peter Haselsteiner, sowie Einvernahmen eines Insolvenzverwalters und eines ehemaligen Vorstands einer Benko-nahen Stiftung. Haselsteiner habe die Vermutung geäußert, Benkos Mutter habe als Stifterin und Begünstigte der Laura Privatstiftung alles unterfertigt, was ihr Sohn vorgeschlagen habe. Der Bauunternehmer habe auf Aussagen von Benko wie "Die Mama kriegt immer von der Laura Privatstiftung das Geld" oder "Die Mama schenkt es mir" und "Die Mama kauft uns etwas ab" verwiesen.

Nach der Erinnerung Haselsteiners habe sich die Laura Privatstiftung niemals von sich aus in einen Vertrag oder eine Vereinbarung eingebracht, vielmehr habe das immer Benko getan, schreibt "Der Standard".

Die Villa in Innsbruck-Igls, in der Benko zuletzt hauptgemeldet war, gehört ebenfalls der Laura Privatstiftung. Allerdings sei für die Villa monatelang keine Miete bezahlt worden, gehe aus der Festnahmeanordnung hervor. Früheren Medienberichten zufolge hatte Ingeborg Benko für das Domizil über eine Stiftung monatlich 238.500 Euro Miete gezahlt und ihren Sohn samt Familie dort wohnen lassen.

Überweisungen aus Privatstiftung

Neben der Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck soll jedenfalls auch die Ingbe Privatstiftung mit Sitz in Liechtenstein eine wesentliche Rolle für Finanzierungen gespielt haben. Am 22. November sowie am 12. Dezember 2023 überwies die Stiftung 5 Mio. Euro an Benkos Mutter. Und 4 Mio. Euro davon landeten auf einem Konto Benkos. Der Zeitpunkt der Transaktionen ist auffällig, denn am 29. November 2023 meldete die Signa Holding Insolvenz an. Die Pleite der Gesellschaft bildete den Auftakt zum Zusammenbruch der gesamten Signa-Gruppe.

Benko hätte laut Ermittlungen 2022 nur rund ein Viertel der Aufwendungen für sich und seine Familie aus eigenen Einkünften aufbringen können. Und von Jänner 2023 bis Februar 2024 hätten die eigenen Einkünfte nur rund 21 Prozent der Aufwendungen ausgemacht, merkte die WKStA an. Der Großteil der Einzahlungen auf Benkos Privatkonto seien letztlich "aus den Sphären der Laura Privatstiftung sowie der INGBE Stiftung" gekommen.

Schwester ebenfalls im Visier der Behörden

Bei einer Hausdurchsuchung in der Villa in Igls wurden angeblich 15 Schusswaffen sichergestellt, die an eine Firma der Laura Privatstiftung verkauft wurden. Bei drei Waffen mit einem Gesamtwert von 25.000 Euro bestehe der Verdacht, dass auf einen "Scheinverkauf" vergessen und eine nachträglich hergestellte Rechnung vorgelegt wurde. "Die WKStA hegt den Verdacht der Beweismittelfälschung - und sieht den Haftgrund der Verdunkelungsgefahr", so das "profil".

Konkret geht aus der Festnahmeanordnung laut "News" hervor, dass der dringende Verdacht bestehe, Benko habe "am 23. September 2024 ein falsches Beweismittel, und zwar eine inhaltlich unrichtige Rechnung über den vorgeblichen, tatsächlich nicht stattgefundenen Verkauf von drei (...) verheimlichten Schusswaffen von ihm an die Forstgut Steiermark GmbH & Co KG, datiert mit 18. Oktober 2023" in seinem Insolvenzverfahren vorlegen lassen. Durch einen seiner Rechtsvertreter.

Die Korruptionsermittler nehmen dabei angeblich auch die Schwester von Rene Benko ins Visier. Diese soll an diesem "vorgeblichen Schusswaffenverkauf" mitgewirkt haben. Und zwar "zu einem noch festzustellenden Zeitpunkt im Zeitraum 25. Juni 2024 bis 23. September 2024", so die Ermittler. Benkos enge Vertraute soll dem Dokument zufolge zur "angeführten strafbaren Handlung des René Benko beigetragen" haben, "indem sie die inhaltlich unrichtige Rechnung auf Anweisung des Genannten erstellte und so die Vorlage an die Staatsanwaltschaft ermöglichte".

Der gescheiterte Immobilien-Tycoon wurde vergangenen Donnerstag in Innsbruck in seinem Büro festgenommen und nach Wien überstellt. In der Justizanstalt Josefstadt, Österreichs größtem Gefängnis, sitzt er seit Freitag in Untersuchungshaft. Als Haftgründe wurden Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr genannt. Vorerst bleibt Benko bis 7. Februar in U-Haft. Sollte diese im Rahmen der nächsten Haftprüfung verlängert werden, muss der Signa-Gründer ein weiteres Monat in U-Haft verbringen. Beim darauffolgenden Haftprüfungstermin kann die U-Haft dann um zunächst weitere zwei Monate verlängert werden. Benko soll vergangenen Freitag zu den genannten Vorwürfen keine Angaben gemacht haben. Laut "Standard" sind auch vier weitere hochrangige Ex-Manager aus der Signa-Gruppe als Beschuldigte geführt. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

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14  Kommentare
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Coolman12 (522 Kommentare)
am 29.01.2025 19:00

Dafür haben sie fast 2 Jahre gebraucht. Sie haben ihm alle Möglichkeiten der Welr gegeben um noch mehr zu verstecken.

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LASimon (16.423 Kommentare)
am 30.01.2025 12:12

Mutmassungen allein genügen nicht. Es bedarf schon eines begründeten Verdachts. Aber gemach: Wie ein kundiger Jurist heute früh im "Morgenjournal" erklärte, wird die Klärung des Sachverhalts eine gerichtsanhängige Causa werden und die Verfahrensdauer wird wohl in Jahren zu messen sein. Bis eine rechtskräftige Entscheidung vorliegt, wird Herr Benko längst wieder ein freier Mann sein, denn U-Haft ist mit 2 Jahren begrenzt.

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2020Hallo (5.223 Kommentare)
am 29.01.2025 18:17

Ob der kurz seinen Geschäftskumpl besucht nun hätte er nicht weit……..🙈🤮 in Wien !

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betterthantherest (39.856 Kommentare)
am 29.01.2025 18:34

Gusenbauer (SPÖ) stand ihm sicher bedeutend näher.

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MaxXI (1.910 Kommentare)
am 29.01.2025 20:18

Sein Jagdfreund Georg Dornauer, SPÖ hat ihn bestimmt besucht, um Benko den geliehenen Hut und das Jagd-Gewehr zurückzubringen.....

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kirchham (2.748 Kommentare)
am 29.01.2025 17:31

Umsonst ist der Haftbefehl in Italien nicht.
Sind ja schon Mafia Methoden.
Endlich sind mal alle erwacht der hat doch alle verarscht.

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Kopfnuss (11.947 Kommentare)
am 29.01.2025 17:24

Das Alleinherrschertum bzw. die faktische Geschäftsführung diverser Gesellschaften hat ein bzw. "der" Zeuge schon vor 15 Monaten im TV so erklärt.

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LASimon (16.423 Kommentare)
am 30.01.2025 12:22

Herr Haselsteiner hat seine Eindrücke vermittelt. Dabei ging es aber um die Gesellschaften. Hier geht es aber um die Stiftungen.

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linz2050 (7.842 Kommentare)
am 29.01.2025 16:21

Mal zum nachdenken: welche Parteien sind in Österreich gegen die Auswertung von Mobiltelefonen? Besonders nach der Ära Kurz und dem Ibiza Video?

Dank den Grünen, speziell Frau Dr. Zadič! Die hat das sie standhaft sind und für eine freie unabhängige Justiz eingetreten sind und es gegendie ÖVP durchgesetzt hat.
Sonst hätten noch mehr Verbrecher Freiheit in Österreich.

Sollte diese 2 Partei eine Regierung bilden ist Benco und Co. gleich nach der Angelobung ein freier Mann.

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betterthantherest (39.856 Kommentare)
am 29.01.2025 16:30

Wie es NICHT geht, das hat Fr. Zadic' Justizministerium eindrucksvoll bewiesen.

Es wurden Handys ausgewertet, äußerst medienwirksam hat dann die WKStA Verfahren gestartet, diese monate- und jahrelang hingezogen. Politische, wirtschaftliche Karrieren zerstört.

Und am Ende blieben so gut wie immer:
Verfahrenseinstellungen und Freisprüche.

Genauso funktioniert ein Rechtsstaat NICHT.

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LASimon (16.423 Kommentare)
am 30.01.2025 12:21

(1) Gäbe es kein Interesse in der Bevölkerung, könnten Ermittlungen nicht "medienwirksam" aufgenommen werden.
(2) Verdächtige / Beschuldigte sind nicht verpflichtet, an der Aufklärung mitzuwirken. Dann dauern diese eben länger; im Fall KHG waren das mehr als 10 Jahre. Nur darf sich dann kein Verdächtiger / Beschuldigter über die Verfahrensdauer beklagen.
(3) Bis dato wurden nur einige kleinere Bereiche der äusserst voluminösen Causa abgeschlossen. Dass Verfahren eingestellt wurden, zeigt doch, dass die Staatsanwaltschaft in alle Richtungen und unparteiisch ermittelt.
(4) Die grossen Brocken (zB Beinschab-Österreich-Tool) stehen noch zur Anklage an.
(5) Die Handy-Auswertung muss laut VfGH-Erkenntnis auf neue rechtliche Beine gestellt werden. Das sollte im Zuge einer grösseren Strafrechtsreform geschehen. Wogegen sich die ÖVP querlegte; die will nur erreichen, dass Mobiltelefone de fakto nicht mehr ausgewertet werden dürfen. Ein Schelm, wer Böses dabei vermutet.

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Kopfnuss (11.947 Kommentare)
am 29.01.2025 21:57

Die übliche Tatsachenverdrehung.

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linz2050 (7.842 Kommentare)
am 29.01.2025 16:12

Wenn er eh mittellos ist sollte ihm der Staat eine Wohnung in Stein, Josefstadt oder Asten auf Lebzeiten bekommen.

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betterthantherest (39.856 Kommentare)
am 29.01.2025 15:51

Alleinherrscher?

Geh bitte.
Der arme Herr Benko hatte nirgends etwas zu sagen. Weder in der Signa Gruppe. Noch bei den Stiftungen.
Nirgendwo Geschäftsführer etc.

Offenbar wurde dieser arme Mann Opfer von unfähigen Praktikanten.

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