Reformen sind für China unausweichlich
PEKING. Experten warnen vor Auswirkungen der Krise
Probleme auf dem chinesischen Immobilienmarkt (der ein Viertel der Wirtschaftstätigkeit ausmacht) drohen, wie berichtet, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt in eine Rezession zu stürzen. Rund 70 Prozent der privaten Vermögen sind in Immobilien investiert, deren Preise fallen. Dazu kommen eine schrumpfende Bevölkerung, die hohe Jugendarbeitslosigkeit von 21 Prozent und geopolitische Spannungen. Sinologin Susanne Weigelin-Schwiedrzik von der Uni Wien schreibt dem Immosektor enorme Bedeutung zu und warnte in der Zib2 davor, die Krise auf die leichte Schulter zu nehmen: „Ich wundere mich über Analysten, die dies als normalen Vorgang bezeichnen.“
„Dinge scheitern immer langsam, bevor sie zusammenbrechen“, sagt auch William Hurst, China-Experte der Universität Cambridge. Kurzfristig bestehe ein erhebliches Risiko einer Finanzkrise oder einer Wirtschaftskrise anderen Ausmaßes, die der chinesischen Regierung sehr hohe soziale und politische Kosten bringen würden: „Irgendwann wird es eine Abrechnung geben müssen.“
Experten sind sich einig, dass China um Wirtschaftsreformen nicht herumkommen wird, und skizzieren drei Möglichkeiten, um aus der Krise zu kommen: erstens eine schnelle, schmerzhafte Krise, die die Schulden abschreibt, die überschüssigen Industriekapazitäten abbaut und die Immobilienblase zum Platzen bringt.
Zweite Option ist ein jahrzehntelanger Prozess, in dem China die Sünden der Vergangenheit sukzessive abbaut – auf Kosten des Wachstums. Die dritte Möglichkeit ist die Umstellung auf ein verbraucherorientiertes Modell mit Strukturreformen, die kurzfristig Schmerzen verursachen, aber dem Land schneller wieder auf die Beine helfen. Der aktive Wechsel zu einem neuen Wirtschaftsmodell gilt als sehr unwahrscheinlich.
Sowohl die Regierung als auch die Zentralbank haben zuletzt Maßnahmen ergriffen, etwa um den Privatkonsum zu steigern und die Währung zu stärken.