Name: Emelie Amatschek
Alter: 15
Schule: Ramsauergymnasium
Klasse: 5N1
„Hey Kinder! Wisst ihr, was heute am Programm steht?“, fragt Mutter Sandra zu überschwänglich, um sich darauf freuen zu können. „Wir müssen die Krippe noch aufstellen, morgen ist Weihnachten und wir wollen unsere Gäste nicht ohne einer Krippe begrüßen. Also steht Timo auf, um zu beweisen, nicht ans Sofa angewachsen zu sein oder auch die verstaubte Porzellankrippe aus dem Keller zu holen. Auch Timos Schwester und sein brummiger Vater beteiligen sich an den Aufbauarbeiten, indem sie die Kommode im Wohnzimmer freiräumen. Nach einer Zeit kommt Timo wieder hoch und stellt die Krippe auf das Schränkchen. „Timo, Anna, ihr dürft sie nun aufstellen, wie ihr wollt!“, sagt Sandra und eilt in die Küche. Als sie die Kinder wieder rufen, um die fertige Krippe zu begutachten, fällt ihr vor Schreck fast der Kochlöffel aus der Hand. „Was soll das? Wieso sehe ich hier bloß Josef, Maria, das Jesuskind und einen einzelnen König, wo ist der Rest hingekommen?“ Doch Anna und Timo lächeln nur und sagen: „Die heiligen drei Könige konnten heuer nicht kommen, weil im Morgenland die Zahlen der Coronainfizierten aktuell so hoch sind. Nur Melchior, der war nämlich extra zwei Wochen in Quarantäne um das Jesuskind zu sehen (Timo zeigt auf den einsamen König). Gold konnte er wegen dem eingeschränkten Handel nicht mitnehmen, dafür hat er einen Kübel Desinfektionsmittel abzweigen können. Die Hirten wollten auch kommen, nur leider haben sich ein paar von ihnen mit dem Virus infiziert und jetzt müssen die übrigen auf ihre Testergebnisse warten. Engel konnten leider auch nicht kommen, weil sie die Menschen auf den Intensivstationen beschützen müssen. „Aha“, sagt die etwas blass gewordene Mutter „und warum sind dann noch Maria, Josef und Jesus hier?“ „Wären sie ja nicht, wenn im Krankenhaus noch ein Platz frei gewesen wäre. Aber Jesus ist im Stall eh gut eingewickelt, damit ihm das ständige Lüften keine Erkältung bringt“, meint Anna. Als sie den Blick ihrer Mutter sieht, die wahrscheinlich gerade nach einer Erklärung der fehlenden Figuren für die Gäste morgen sucht, fügt Anna noch hinzu: „Ach Mama, Jesus ist doch trotzdem geboren und darum geht es ja schließlich.“ Beim Zusammenkehren der Scherben auf der Kellerstiege flüstert Timo Anna ein leises „Danke, dass du mich nicht verraten hast“ zu. „Ist ja kein Problem“, antwortet sie, „in dieser Zeit müssen wir einfach zusammenhalten.“