Kopfhörer #123: Enns, Lust und Freude
Zwei Wiener, die sich für ihre Band den Namen einer Stadt geliehen haben, überraschen.
Dass ihr Bandname als versteckter Hinweis auf ihre Herkunft interpretiert werden könnte, darüber haben sich Kenji Araki und YBsole keine Gedanken gemacht. Warum auch? Die zwei Wiener wurden erst durch Gespräche darauf hingewiesen, dass enns auch der Name einer Stadt in Oberösterreich ist. „Wir wussten das nicht“, sagt Kenji Araki und lacht, „wir fanden nur, dass enns sich gut liest als Name für eine Band.“
So hört das, was sie als Post-Punk beschreiben, nun auf diesen Namen. Bei aller experimentellen und schrägen Zugangsart sind den beiden Melodien so wenig fremd wie der Charme akustischer Gitarren. Auf „Weekender“ zum Beispiel findet man mehr klassisches Songwriting, als man vermuten würde. Von Araki und YBsole kommt kein Widerspruch. „Wir haben viel Freude und Lust am gemeinsamen Musizieren und wollen uns da nicht in Kategorien oder gar Schubladen pressen lassen“, sagt YBsole. Im weitesten Sinn würden enns für Rockmusik stehen. Wer etwa das pulsierende „Is A No Go“ hört, wird mit dem Kopf nicken. Dennoch war es ihnen wichtig, Farbpaletten ihrer Musik zu zeigen. Gleich einen großen Release (ein ganzes Album) hatten sie dabei nie im Kopf.
Genau dieser ist es jetzt aber geworden: ein Album mit zehn Songs, das viele Facetten zeigt und bei allen elektronischen Spielereien, die man auch findet, gar nicht so schwer daherkommt, wie man vermuten könnte. „Say So“ hat fast schon eine poppige Leichtigkeit, die aber schon im darauffolgenden „Memories“ einer Soundcollage Platz macht, in der die beiden erzählend singen. Spannend.
enns: „everyone’s trying so hard, it breaks my heart" (Kodomo Kuni)