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Umwidmung für Saudi-Villa am Mondsee: Diversion für Ex-Bürgermeister

Von nachrichten.at/apa, 27. November 2024, 17:02 Uhr
Mondsee
Der Mondsee gefiel dem saudischen Prinzen Khalid bin Abdullah so gut, dass er hier ein Domizil errichten wollte. (Symbolbild) Bild: colourbox.de

WELS. Ein wegen Amtsmissbrauchs und Geschenkannahme angeklagter ehemaliger Bürgermeister ist am Mittwoch in der Causa um eine fragwürdige Umwidmung zugunsten eines saudi-arabischen Prinzen mit einer Diversion davongekommen.

Im Zuge des Prozesses in Wels kam heraus, dass das Projekt offenbar politisch bis hinauf zur damaligen Staatsspitze gewünscht war.

Zur Vorgeschichte: Ein saudi-arabischer Prinz wollte einen Ferienwohnsitz in der Gemeinde im oberösterreichischen Seengebiet errichten. Ein namhafter Unternehmer aus der Region trat als Vermittler auf. Einem Landwirt wurde ein Grünlandgrundstück günstig abgekauft und danach umgewidmet. Da keinerlei Anbindung zum bestehenden Siedlungsgebiet bestand, behalf man sich damit, dass man das Projekt als Hotel bezeichnete und das Areal als Bauland mit Sonderbetrieb Tourismus widmete. Im Gegenzug zahlte der Prinz einmalig mehr als fünf Millionen Schilling (rund 364.000 Euro) und dann jährlich 500.000 Schilling (36.336,42 Euro) bzw. später 50.000 Euro per anno an die Gemeinde.

"Der Prinz war uns stets sehr wohlgesinnt"
Bereits 1998 berichteten die OÖNachrichten von dem dubiosen Geschäft. Bild: OÖN

Anzeige von BH brachte Fall ins Rollen

Das Projekt war in der Region durchaus bekannt, es gab sogar Medienberichte dazu. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft erfuhr aber erst 2023 durch eine Anzeige der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck im Rahmen der Gemeindeprüfung davon. Sie erhob Anklage gegen einen ehemaligen Bürgermeister wegen Geschenkannahme und Amtsmissbrauch. Die Tourismuswidmung sei "vorgeschoben" und das Anwesen ein Zweitwohnsitz gewesen, so der Anklagevertreter.

Zu diesem Schluss kam auch ein Naturschutzsachverständiger aus dem Raumordnungsverfahren: Er sah eine Umgehung der Raumordnungsbestimmungen, indem man das Areal als Hotel widmete, obwohl es aus seiner Sicht ein Zweitwohnsitz gewesen sei. Das Ergebnis seiner Expertise war "eindeutig", erinnerte er sich. Aus Sicht des Naturschutzes sei das Projekt "als massiver Eingriff ins Landschaftsbild negativ zu beurteilen" gewesen. Warum es dann dennoch umgesetzt wurde, wollte der Richter wissen. Antwort: Dass die Aufsichtsbehörde bei negativen Naturschutzstellungnahmen trotzdem Projekte durchgewunken habe, sei keine Seltenheit gewesen. In diesem Fall habe man sich auf wirtschaftspolitische und staatspolitische Interessen berufen.

Offenbar politische Rückendeckung bis zur Staatsspitze

Am ersten Prozesstag war klar geworden, dass der damals zuständige Landeshauptmannstellvertreter Christoph Leitl (ÖVP) die Sache nicht selbst entscheiden wollte, sondern in die Landesregierung einbrachte. Dort wurde die aufsichtsbehördliche Genehmigung erteilt. Der ursprüngliche Geschäftsführer der "Hotel"-Firma, der auch geholfen hat, den Grundstücksdeal einzufädeln, beichtete, der Prinz habe damals ein großes Grundstück mit Blick auf den Mondsee und abgeschirmt von der Öffentlichkeit gesucht. So etwas gebe es auf dem freien Markt nicht. "Da habe ich angefangen, einen Bauern nach dem anderen zu befragen, ob es eine Möglichkeit gibt" und sei an den Vorbesitzer geraten. Dann habe der bekannte Unternehmer übernommen.

Der Zeuge schilderte das Projekt sehr positiv und ebenfalls als politisch gewünscht: "Vom Außenministerium, Doktor Schüssel (Wolfgang, ÖVP, Anm.)" bis hin zum damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil seien "alle informiert" gewesen. Das Außenministerium habe sich auch einmal eingeschaltet, als es Zoll-Probleme mit dem Gepäck der Gäste gegeben habe. Wer konkret hier auf Urlaub gewesen sei, dürfe er aufgrund einer Geheimhaltungsverpflichtung nicht sagen, es seien aber etwa ein Verteidigungsminister von Saudi-Arabien hier gewesen oder die Schwester des Königs.

Gericht bot Diversion an

Das Gericht bot dem Ex-Ortschef angesichts der Ergebnisse des Beweisverfahrens eine Diversion an, wenn er die Verantwortung übernehme - das tat der Angeklagte - und eine Geldbuße von 6.000 Euro zahle. "Wir haben alle gesehen, dass hier etwas Verbotenes gemacht wurde. Für Umwidmung wird Geld geboten, sehr viel Geld", sagte der Oberstaatsanwalt. Der Angeklagte habe das nicht initiiert, "er hat da mitgemacht". Dennoch wolle er sich einer Diversion "nicht verschließen". Der Verteidiger wies darauf hin, dass sein Mandant im Gegensatz zu anderen Beteiligten "eigentlich gar kein Geschäft gemacht hat. Er hat alles nur gut gemeint".

Die Verhandlung wurde daraufhin offiziell bis zum Eingang der Zahlung vertagt. Wenn der Ex-Bürgermeister die Geldbuße bezahlt, wird das Verfahren gegen ihn eingestellt.

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16  Kommentare
16  Kommentare
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Libertine (6.068 Kommentare)
vor 5 Minuten

Für mich ein krasses Fehlurteil, da die Causa schon längst verjährt sein müsste. Noch dazu hat der beschuldigte nicht eigenmächtig entschieden, sondern diverse Gremien damit befasst. Auch hat er sich nicht persönlich bereichert. Aber so kann es passieren wenn man in die Fänge unseres verjuristeten Beamtenstaates gerät, von Hausverstand bleibt dann nicht mehr viel übrig. Das Posting zählt nur in dem Fall, dass die mediale Berichterstattung stimmt.

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betterthantherest (37.880 Kommentare)
vor 45 Minuten

... der Bauer wurde mit ein paar Nätsch abgespeist.

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faun (674 Kommentare)
vor 58 Minuten

unglaublich... korrupter Haufen bis oben hin!

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maierei (1.481 Kommentare)
vor einer Stunde

Am Ende anscheinend nur ein Kavalierdelikt. Natürlich nur, wenn das Parteibuch passt. Schäbig, schädlich, einfach ÖVP

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fegu08 (70 Kommentare)
vor 56 Minuten

Nur boshaft

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transalp (11.318 Kommentare)
vor einer Stunde

Sauerei.
Und wer steckte dahinter?
Die Landes- ÖVP!!! 👎😡
Und wieder alles super vom Tisch gekehrt.

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spitalsarzt (577 Kommentare)
vor einer Stunde

Na dann. Wieder alles im Lot ob der Enns. Wir machen so weiter wie bisher.

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2020Hallo (4.788 Kommentare)
vor einer Stunde

WAS lernt man nun daraus als sog. Ortskaiser wenn Könige anmarschieren ? Ich finde so etwas einfach nur PFUI ! 🤮🤮

Jeder „kleine“ Häuslbauer kommt sich ver……… vor, wenn ich daran denke wie „stark“ da bei uns der Beamte auf der Gemeinde mitsprechen wollte….🙈👎

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2020Hallo (4.788 Kommentare)
vor einer Stunde

Hoffentlich möchte nicht auch Putin noch a Grundstück am Mondsee….🙈🙈👎👎

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jack_candy (8.899 Kommentare)
vor einer Stunde

O du mein Österreich ...

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handycaps (2.432 Kommentare)
vor einer Stunde

Ich hoffe Leitl und Schüssel haben zumindest den Anstand und übernehmen die € 6000.-

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2020Hallo (4.788 Kommentare)
vor 2 Stunden

Tja ich kenne eine - leider - war Unfallgegnerin unseres Kindes, die kam als FAHRERFLÜCHTIGE auch mit einer Diversion davon - 100 Euro………🙈🙈👎👎

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kapa (440 Kommentare)
vor 2 Stunden

So günstig kommst bei einer Freunderlwirtschaft also davon.......

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spitalsarzt (577 Kommentare)
vor einer Stunde

Heimatpartei ÖVP.

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KeinSpieler (705 Kommentare)
vor 2 Stunden

...vom Landwirt günstig gekauft - also der wurde kräftig über den Tisch gezogen!

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powerslave (1.331 Kommentare)
vor 2 Stunden

Tu felix Österreich in a nutshell..

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