Oberösterreichs jüdische Gemeinde
Rund 800 Juden leben 1938 in Oberösterreich: Schon vor dem "Anschluss" hetzen Nazis gegen sie, danach holen sie sich unverzüglich ihre Geschäfte.
In Deutschland galten seit 1935 die "Nürnberger Rassengesetze": Jüdischen Deutschen – und allen, die die Nazis in ihrem Rassenwahn dazu erklärten – wurde das Wahlrecht aberkannt, sie durften kein öffentliches Amt mehr bekleiden, keine Ehen mit Nichtjuden mehr eingehen.
Abseits der gesetzlichen Entrechtung standen Schikanen, üble Hetze und der Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte an der Tagesordnung.
Auch in Österreich, wo die NSDAP im Ständestaat verboten war, hetzten Nationalsozialisten schamlos gegen Juden: Auf illegalen Flugblättern werden jüdische Geschäfte aufgelistet, in denen "Volksgenossen" nicht einkaufen sollen. Ende 1937 stellt der "Österreichische Beobachter", die illegale Zeitung der Nationalsozialisten, auch jene an den Pranger, die in jüdischen Geschäften einkaufen.
Rindvieh und Hakenkreuz
Wenn sich jemand Sorgen um einen "Anschluss" an NS-Deutschland machen musste, dann waren das auf jeden Fall die jüdischen Oberösterreicher.
Rund 800 Juden lebten 1938 im Land, der Großteil in Linz, Steyr und Wels. Unter ihnen waren erfolgreiche Unternehmer, wie die Industriellenfamilien Spitz und Mostny, Ärzte wie Eduard Bloch (er war Hausarzt von Adolf Hitlers 1907 verstorbener Mutter Klara), aber auch viele Familien, die in bescheidenen Verhältnissen lebten.
Antisemitismus schlug Jüdinnen und Juden schon vor dem "Anschluss" entgegen, doch da hatten sie noch Gelegenheit, sich zu wehren. Rechtlich und auf andere Weise.
Hans Pasch, Jude und Eigentümer von Schuhgeschäften an der Landstraße, erinnert sich im Interview mit dem Linzer Historiker Michael John an Begegnungen mit Sepp Wolkerstorfer, dem späteren NS-Bürgermeister von Linz (1938–40). "Der Mann hat ein kleines Hutgeschäft gehabt, vis-à-vis von uns", erzählte Pasch. "Meist haben wir uns blöd angeredet. Er hat gesagt: ,Du Saujud’ – und ich habe was gesagt wie ,Du blöder Hund’ oder den schönen Spruch: Von der Nordsee bis zur Schweiz, erkennt man das Rindvieh am Hakenkreuz."
Damit war nach dem 12. März Schluss. Etliche jüdische Unternehmen und Geschäfte wurden blitzartig "arisiert" und von vielfach selbst ernannten "kommissarischen Leitern" übernommen, – darunter das Kaufhaus "Kraus und Schober" am Linzer Hauptplatz oder der stadtbekannte "Zuckerl-Schwager" in der Bischofstraße.
Jüdische Unternehmer wie Josef Eibuschütz, Hugo und Erich Mostny und Viktor Spitz wurden verhaftet, Verzweiflung machte sich breit: Spitz’ Angehörige Friederike und deren Söhne Alexander und Eduard begingen am 19. März Selbstmord.
800 ?!
Diese Zahl überrascht mich.
Daher haben die Oberösterreicher die damaligen Säuberungen anders in Erinnerung als die Zeitzeugen in Polen oder anderswo mit einem höheren Anteil an Juden in der Bevölkerung.
nicht nur der Antisemitismus sondern auch viele andere taten der nazis waren verwerflich und verbrecherisch. drum Aufklärung ja, aber nicht verfälscht. den Antisemitismus gabs schon Jahrhunderte vor den nazis.
Wenn du damit sagen willst, dass die Nazis den Antisemitismus nicht erfunden, sondern nur opportunistisch genutzt haben, gebe ich dir recht.
Anders gesagt: wer den Antisemitismus immer nur an der NS-Zeit fest machen will, trifft nur einen Teil des Problems.
Antisemitismus ist die "Religion" der Vollidioten in diesem Land und auch anderswo.
Nationalsozialismus = Herrschaft der Korrupten, Arbeitsscheuen und Verbrecher.
@einh...
dieser Kommentar ist eine Punktlandung - besser kann man es nicht sagen
unter anderen wohnte auch der private Arzt von hitlers Eltern in Linz.er war jude.