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Der NS-Kurzzeit-Kanzler und seine Minister

Von Markus Staudinger, 13. März 2018, 00:04 Uhr
Der NS-Kurzzeit-Kanzler und seine Minister
Seyß-Inquart Bild: Archiv/ÖNB

Wer waren die Männer, die im März 1938 Hitlers Platzhalter spielten – und was wurde aus ihnen?

Angelobt spätabends am 11. März 1938, abgetreten am 13. März: Die Regierung von NS-Kanzler Arthur Seyß-Inquart hatte mit nicht einmal 48 Stunden eine denkbar kurze Amtszeit.

Mit dem Beschluss des "Anschluss-Gesetzes" enthob sich Seyß-Inquarts Regierung am 13. März selbst des Amtes. Die gleichzeitig für 10. April angesetzte Volksabstimmung über den "Anschluss" galt nur als Formsache.

Wer waren die Männer, die im März 1938 Hitlers Platzhalter spielten – und was wurde aus ihnen?

Arthur Seyß-Inquart, Rechtsanwalt in Wien, war schon im Ständestaat Verbindungsmann zu den Nationalsozialisten. Auf Geheiß Hitlers wird er im Februar 1938 Innenminister in Österreich, am 11. März Kanzler. Seine Rolle schätzt er schon bei den Ultimaten, die er am 11. März auf Befehl von Hermann Göring an Kurt Schuschnigg übermitteln muss, so ein: "Ich bin nichts als ein historisches Telefonfräulein." Als "Reichsstatthalter" darf Seyß-Inquart bis April 1939 die österreichische Landesregierung führen, dann wird auch diese aufgelöst.

Starker Mann in Österreich ist schon ab 1938 der Deutsche Josef Bürckel, Hitlers Beauftragter für die Volksabstimmung.

1940 wird Seyß-Inquart Reichskommissar für die Niederlande. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Deportation von mehr als 100.000 niederländischen Juden in Todeslager. Unter anderem deswegen wird er 1946 in Nürnberg zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Auch drei gebürtige Oberösterreicher gehörten Seyß-Inquarts Kurzzeit-Kabinett an: Vizekanzler Edmund Glaise-Horstenau, geboren in Braunau, hatte schon früh (der Familientradition folgend) eine Offizierslaufbahn eingeschlagen. Er saß ab 1936 auf Hitlers Wunsch in Österreichs Regierung. Im Krieg ist er als General in Kroatien eingesetzt. In den Kriegsverbrecher-Prozessen in Nürnberg tritt er als Zeuge auf. Am 20. Juli 1946 begeht er Selbstmord.

Kurzzeit-Landwirtschaftsminister ist 1938 Anton Reinthaller. Der Gutsbesitzer aus dem Innviertel gehörte vor 1938 jenem Flügel der NSDAP an, der für eine Annäherung von Nationalsozialisten und Ständestaat eintrat. Im NS-Regime wird er Reichstagsabgeordneter, Unterstaatssekretär in Berlin und Landesbauernführer und Landesjägermeister im Donauland. In der SS bekleidet er den Ehrenrang eines Brigadeführers. 1955 ist Reinthaller einer der Mitbegründer der FPÖ und bis zu seinem Tod 1958 deren erster Bundesparteiobmann.

Görings Schwager aus Grünburg

In Grünburg im Steyrtal geboren wurde Justizminister Franz Hueber. Nach dem Studium in Wien begann er als Konzipient eines Notars in Saalfelden, dort lernte er 1920 Paula Göring, die Schwester Hermann Görings, kennen und heiratete sie. Im NS-Regime war er Unterstaatssekretär im Justizministerium in Berlin, ab 1942 Präsident des deutschen Reichsverwaltungsgerichtes. Nach einer Haftstrafe nach dem Krieg ließ er sich 1950 in Salzburg nieder.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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jago (57.723 Kommentare)
am 13.03.2018 12:06

Endlich weiß ich, wen mein Vater (und meine Onkeln) mit "Scheißinquack" gemeint hat.
Na gut, vor diesem Artikel habe ich es auch schon gewusst, aus dem Readers Digest.
(Zenzi)

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renele (3.081 Kommentare)
am 13.03.2018 09:46

Wer waren die Männer ? Meine schwiegermutter ( Leider schon verstorben ) war im KZ. Oft erzählte sie mir davon und sie erzählte mir auch , das sie oft nach dem Krieg Leute getroffen hat, die dabei waren als sie vertrieben und gefangen wurden und im KZ von KZ Aufsehern gequält wurden und viele von ihnen getötet wurden. Interessant wo sie solche leute nach dem Krieg überall angetroffen hat. Z.b. kommt sie zu einem Arzt und erkennt einen KZ Aufseher, der ein sehr perverses Verhalten im KZ hatte. Schade das sie nicht mehr lebt, solche Leute könnten dazu beitragen, die ehemaligen Menschen die solche Menschen verraten haben, auch öffentlich zu nennen. Aber da hat man zu lange gewartet.

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.03.2018 12:20

Verraten? Das haben doch die Nazi.
(duck)
Dazu meine ganz persönliche, katholische Einstellung, die genau genommen buddhistisch und hinduistisch ist: in der Seelenwanderung durchleben wir verschiedene Zustände, einmal als Täter, ein andermal als Opfer, jedesmal aber zum Weiterentwickeln der Seele.

Die Täter sind notwendig für die Opfer: irgenwer hat den Jesus geißeln müssen und auf den Balken nageln. Ich halte es für pervers, mit dem Finger auf diese Täter zu zeigen grinsen

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phare (2.726 Kommentare)
am 13.03.2018 09:01

Selbstentlarvend waren gestern die Gesichter von Strache und Kickl bei der gestrigen Rede Andre Hellers.

Die rechten Recken unserer Gegend suchen momentan krampfhaft nach einer Strategie, weil sie ihre Felle davonschwimmen sehen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.03.2018 12:25

Schadenfreude ist eine stellvertretende Bosheit.

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( Kommentare)
am 13.03.2018 06:52

Da war er wieder, der Reinthaller (Bild im Bild):
[img=http://static1.nachrichten.at/storage/image/9/0/6/1/1611609_cms2image-frame-747x560_1pD5yI_TtnKhZ.jpg[/img]

Da steht bei den Blauen doch noch einiges an Aufarbeitung an...

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( Kommentare)
am 13.03.2018 06:53

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.03.2018 12:28

Da hat ein ] gefehlt, schdimmz!

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renele (3.081 Kommentare)
am 13.03.2018 09:48

Ich hoffe das dieser Kommentar gemeldet wird und Folgen hat.

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.03.2018 12:36

Ich bin nicht dafür, dass die Hormongesteuerten (wieder) in den Untergrund gezwungen werden. Schwammerln wachsen auch im Finstern weiter.

Die FPÖ ist zur Zeit nicht aus eigener Leistung so stark geworden (über 20%) sondern nur durch die Verwirrung der unmündigen Stammwähler auf der linken "Reichshälfte". Dazu noch die Flüchtlinge, die zu außergewöhnlichen Existenzängsten geführt haben.

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