Auf Tour mit Langoth und Eigruber
Bürgerlich bis proletarisch: Wer waren Oberösterreichs Nationalsozialisten?
Es war ein Freuden-Wochenende für Oberösterreichs – mittlerweile nur noch halbillegale – Nazis. Am Samstag, 5. März 1938, hatten Zehntausende Innenminister Arthur Seyß-Inquart, Hitlers Mann in Österreichs Regierung, freudig in Linz begrüßt.
Am Sonntag, 6. März, setzte der Minister seinen Besuch in Oberösterreich mit einer Fahrt durchs Land fort. "Bei schönstem Vorfrühlingswetter", berichtete die Linzer Tages-Post, "erreichte die Kolonne Aigen-Schlägl."
Mit dem Minister unterwegs sind zwei prominente Vertreter der oberösterreichischen Nationalsozialisten: der Steyrer August Eigruber, 30 Jahre alt und Gauleiter der illegalen NSDAP, sowie Franz Langoth (60), Leiter des "Hilfswerks Langoth", das seit 1934 Nationalsozialisten unterstützt, die durch die Illegalität "in Not" geraten sind.
An Eigruber und Langoth lassen sich die beiden Strömungen festmachen, die Oberösterreichs NSDAP in der Zeit zwischen 1933 und 1938 prägten. Franz Langoth war ein Teil jener großdeutschen Honoratioren, die den bürgerlichen Flügel ausmachten, August Eigruber repräsentierte den proletarischen Flügel.
Langoths politische Karriere reicht weit zurück: Von 1918 bis 1934 war der Landeschef der Großdeutschen Volkspartei Mitglied der Landesregierung. In den frühen 30er-Jahren gingen die Großdeutschen eine Kampfgemeinschaft mit der österreichischen NSDAP ein, auch Langoth wendete sich den (bald verbotenen) Nationalsozialisten zu.
Strategien und Methoden
In der Ständestaat-Diktatur (1934–1938) gehörte Langoth zu jenen Nationalsozialisten, mit denen das Regime eine Versöhnungslösung und eine Einbindung in die Einheitspartei "Vaterländische Front" (VF) anstrebte.
Anders August Eigruber: Wegen illegaler Parteibetätigung wurde der Steyrer Arbeiter, geboren 1907 als uneheliches Kind, zweimal im Anhaltelager Wöllersdorf inhaftiert. Seiner Parteiarbeit im Untergrund tat das keinen Abbruch.
Ihre Strategien und Methoden waren unterschiedlich, was zu Friktionen führte – das Ziel der beiden Flügel war aber das gleiche: der Anschluss Österreichs an NS-Deutschland. Letztlich lief es auf eine Arbeitsteilung hinaus: "Die bürgerlichen Nationalsozialisten spezialisierten sich auf den Interventionismus (...), auf das Unterhöhlen und Penetrieren des ,austrofaschistischen Regimes‘", schreibt der Historiker Thomas Dostal. "Die ,proletarischen‘ Nationalsozialisten fungierten als der permanente Stachel im System." Wozu auch Gewalttaten zählten.
Karriere machten nach dem "Anschluss" sowohl Eigruber als auch Langoth. Eigruber wurde als Gauleiter zum bestimmenden Mann in "Oberdonau", Langoth wurde Leiter der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt in der "Ostmark" – und 1943 noch Oberbürgermeister von Linz.
Auch nicht schlecht. In Linz sinds 1986 drauf gekommen, dass Langoth ein Nazi war.
https://www.linz.at/strassennamen/Default.asp?StrassenName=L&action=Strassenname&hist=historisch
Dann haben sie einfach die Kaisergasse "verlängert"..
Der erste Teil (5.März) dieser Erinnerung an die für die Geschichte Österreichs wichtigen Zeit vor 80 Jahren in den OÖN: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/5-Maerz-1938-Jubelnder-Empfang-fuer-Hitlers-Wunsch-Minister;art4,2832002
Viel wichtiger ist die Frage, wer sie aktuell SIND.
Auffällig sind da z.b. Politiker, die als Lieblingsautor Leute angeben, die maßgeblich für die NS-Propaganda federführend waren.
Und wie steht die heutige Poltik z B Herr Podgorschek zu Männern?
Guter Artikel. Er streift das wichtige Thema, woher die Nazis gekommen sind. Was danach geschehen ist, dürfte eher bekannt sein als die sehr aufschlussreiche Vorgeschichte.