Kaineder: "Irgendwann ist jeder Hochwasserschutz zu klein"
LINZ. Das Land habe seine Lehren aus dem Hochwasser 2013 gezogen, ist Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) sicher. Es werde viel in Schutzbauten investiert, zudem sollen strengere Regeln in der Raumordnung kommen, um Neubauten in Gefahrenzonen zu verhindern.
OÖNachrichten: Was war die größte Erkenntnis aus dem Hochwasser 2013?
Stefan Kaineder: Wenn man am Wasser lebt ist es einfach eine Wirklichkeit, dass das Wasser immer wieder kommen kann. 2013 war verheerend. Die Donau hat so viel Wasser geführt, dass man damit in einer Sekunde dreimal ein olympisches Schwimmbecken anfüllen kann. Das hat logischerweise nicht mehr durchgepasst. Wir haben im Eferdinger Becken gesehen, dass ein Hochwasser dann große Schäden anrichtet, wenn es massive Zersiedelung gibt. Das was wir jetzt lernen, sind Rückschlüsse für die Raumordnung. Wir müssen vorsichtig sein, nicht mehr in Hochwassergebiete hineinzubauen, da sind strenge Regeln auf dem Weg. Und wir müssen die, die nicht absiedeln können, schützen. Da ist nach 2013 sehr viel Geld auf den Weg gebracht worden, denn wir haben das Ziel die Menschen vor dem Hochwasser zu schützen und die Auswirkungen zu minimieren.
Nach 2002 wurden viele Maßnahmen gesetzt. Aber das Hochwasser 2013 hatte wieder schlimme Folgen. Wurde nicht genug getan?
Es kommt immer darauf an, wo kommt der Regen herunter und welcher Zubringer führt viel Wasser. Beide Hochwässer waren Donau-Hochwässer, aber sie waren sehr unterschiedlich und sehr unterschiedlich sind dementsprechend auch die Maßnahmen, die man setzen muss.
Hochwasserschutz immer auch ein Stückweit umstritten, Eingriff in die Natur, in die Landschaft. Das sind Argumente, die auch von grüner Seite gebracht werden. Wie löst man diesen Gegensatz auf?
Die Hochwasserschutzmaßnahmen, die wir wahrnehmen, das sind Dämme und mobile Elemente, sind Eingriffe ins Landschaftsbild. Es gibt aber sehr viele Maßnahmen, die haben einen dreifachen Benefit, die nehmen wir gar nicht wahr. Zum Beispiel, indem wir dem Fluss einfach mehr Raum geben. Wir haben den Flüssen immer mehr Platz abgetrotzt. Aus zwei Gründen: Damit das Land urbar wird und die Flüsse schiffbar werden. Jetzt merken wir, das ist sehr sehr schlecht, wenn das Wasser kommt. Je gerader der Fluss, desto schneller ist das Wasser in der nächsten Stadt. Und der zweite Aspekt ist, dass es die Gewässerökologie zerstört. Das ist wirklich ein Schaden für die Ökologie. Jetzt geben wir den Flüssen wieder mehr Platz: Das ist gut für die Natur, wenn viel Wasser kommt hat es Platz und wir Menschen können wieder an den Fluss heran als Naherholungsgebiet.
Geht das überhaupt noch oder ist nicht schon zu verbaut?
Das ist in der Regel sehr schwierig und sind auch viele Verhandlungen notwendig. Weil der Platz natürlich jemandem gehört. Aber wir kommen Schritt für Schritt heran. Wir haben uns sehr viel vorgenommen im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan. Da sind Schwerpunkt-Strecken festgelegt worden und über diese Grundstücke verhandeln wir jetzt.
Die folgenreichste Maßnahme sind Absiedlung. Wie läuft das ab?
Wenn die Absiedelung für uns als Gesellschaft günstiger ist, als der Bau eines Dammes und die Gemeinde dort als Überflutungsgebiet widmet – und sicherstellt, dass keiner mehr hinbaut – bekommen die Menschen ein Absiedlungsangebot. Da gibt es ein Berechnungsmodell, nach dem werden die Menschen entschädigt. Unser Interesse ist natürlich, dass möglichst wenige im Überflutungsgebiet bleiben. Damit ist der Schaden beim nächsten Hochwasser viel, viel geringer. Auch die Gefahr für die Einsatzkräfte ist geringer, denn sie sind bei diesen Extremereignissen natürlich gefordert.
Wie steht es um die Bereitschaft von Gemeinden, die Umwidmung zu Überflutungsgebiet durchzuführen?
Ganz unterschiedlich. Es ist das Hochwasser unterschiedlich gelagert. Es gab 2013 im Eferdinger Becken Zonen, da standen die Häuser meterhoch unter Wasser. Und dann gibt es Zonen, da steht das Wasser so 20 bis 30 Zentimeter hoch. Und entsprechend unterschiedlich ist auch das Problembewusstsein und der Handlungsdruck. Bei ersterem ist es Gefahr für Leib und Leben, bei dem anderen geht es um Schäden am Haus, was auch schlimm ist.
Hochwasserschutzbauten sind nicht unumstritten und werden manchmal bis zur letzten Instanz bekämpft. Wie geht man damit um?
Da braucht es Rückhalt in der Gemeinde, das ist auch die verantwortliche Ebene. Wenn man das gut erklärt, ist Einvernehmen möglich. Wenn es aber gar nicht möglich ist und gewisse Projekte aber sein müssen, gibt es natürlich die Frage, kann man sich die Grundstücke auch gegen den Willen der Eigentümer beschaffen. Wir haben das aber quasi nie. Wir fördern das auch sehr großzügig und unser Ziel ist ja, die Menschen vor einer Katastrophe zu schützen. Das verstehen die meisten dann auch.
Die Regenmengen 2013 waren enorm. Und das eigentlich unglaubliche war, dass nach 2002 so rasch ein neues Extremereignis folgt. Gibt es dafür eine Erklärung?
Eine Wahrscheinlichkeit ist eine Wahrscheinlichkeit. In der Theorie kann jedes Jahr ein hundertjährliches Hochwasser passieren. Was wir jedenfalls sehen, ist dass mit de Klimakrise extreme Wetterereignisse zunehmen. Das hat sich zuletzt auch in Italien und Spanien gezeigt. Erst kam kein Regen, der Boden war ausgedörrt. Als der Platzregen dann kam, konnten die Böden nichts aufnehmen und das Wasser war sofort im Fluss. Das heißt, wir müssen uns eigentlich auf höhere Taktung und höhere Intensität vorbereiten. Das wissen wir auch beim Hochwasserschutz, deswegen arbeiten wir auch konsequent daran.
Gibt es so etwas wie einen hundertprozentigen Schutz?
Den gibt es leider nicht. Da müssen wir ganz ehrlich sein. Das sehen wir zum Beispiel auch bei Rückhaltebecken. Wir bauen riesige Becken, aber die haben immer so etwas wie eine „Sollbruchstelle“. Wir legen die Becken zum Beispiel für ein hundertjährliches Hochwasser aus. Dann kommt ein 150jährliches und der Schutz reicht nicht. Wenn das Wasser dann nicht weiterströmen kann, ruiniert uns dieses Hochwasser die Schutzmaßnahmen und das darf nicht passieren. Deshalb ist es wahrscheinlich ehrlich zu sagen, irgendwann ist jeder Hochwasserschutz zu klein, so groß können wir ihn gar nicht bauen.
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Viele Hochwässer sind menschengemacht, indem Flüsse kanalartig begradigt und eingeengt wurden und ihnen somit der Platz weggenommen wurde. Häuser und sonstiges wurden ebenso auf ehemaligen Fluss-Gebieten gebaut. Bei den Hochwässern versuchen die Flüsse sich dan den Raum, der ihnen früher mal gehörte, zurückzuerobern.
Und Hochwässer hat es schon immer gegeben. Man stelle sich nur mal vor, wir hätten in der heutigen Zeit eine Flut wie die Magdalenenflut im Jahr 1342. Da war die Flut 2013 ein Lercherlschas...
."In der Theorie kann jedes Jahr ein hundertjährliches Hochwasser passieren. .."
Der kann fast so gut rechnen wie die SPÖ....
Naja, stimm aber, auf mehrer Jahrtausende gesehen.
Hochwasser gibts eigentlich ja gar nicht.
So heißt das nur, wenn was von Menschen gemachtes davon betroffen ist.
Das Problem ist nicht das Wasser, sondern die Raumordnung.
Weiters:
Wenn das Wasser wegen dem Hochwasserschutz ein bestimmtes Gebiet nicht überschwemmt, dann säuft halt ein anderes Gebiet ab.
Das Wasser muss ja irgendwo hin.
Zuletzt wurde halt die Wachau und Linz technisch verschont und dafür unwichtigere Gebiete überschwemmt.
Im Prinzip könnten wir uns so gut schützen, dass gar nichts passiert, sondern alleinig Ungarn absäuft.
Das ist Fachsprache.
Am besten informieren, zum Beispiel auf hora.gv.at.
Hundertjährig basiert auf Statistik, Statistik bringt Durchschnittswerte, diese verändern sich aber nach Anzahl der Ereignisse.
Muss man nicht wissen. Muss man dann aber auch nicht kommentieren.
Wn die Bauern wegen 3 Silo Ballen mit 5 riesen Traktoren die Felder niederwalzen damit die Felder kaum mehr Wasser aufnehmen können, wird der Hochwasser Schutz bald nutzlos sein.
KANA auf geht's!
Nehmen Sie sich einen Rechen, Heugabel und ein paar Grastücher und holen Sie mit einem Radlbock das Gras von der Wiese. Das verdichtet sicher nicht den Boden.
Oder haben Sie einen anderen Vorschlag?
Ja natürlich, nicht Siloballen machen sondern Heu . Aus dieser Heu Milch kann man dann sogar Käse und beste Butter machen die dann nicht mehr von Irland importiert werden muss.
Und zum Heu machen fahren die Bauern nicht mit ihren Traktoren aufs Feld?
Jeder Hochwasserschutz ist in seiner Funktion begrenzt. Aber jetzt daherkommen und wieder von Klima und Katastrophen und Baulandrückwidmung reden, bringt in der Sache nichts und kostet nur unnötig Geld. Bei den Grünen und ihren Freunden von der Allerletzten Generation höre ich immer nur negatives zur Zukunft und gar nichts Positives, um die Motivation zu schaffen, die Aufgaben anzupacken. Daher haben die Grün*Innen und ihre Kleberfreunde*Innen immer die Mundwinkel steil nach unten gezogen.
Man kann sich natürlich gegenüber vielem verschließen. Zum Beispiel den zunehmenden, punktuellen Starkregenereignissen im Sommer, trockenen Wintern und ausgedörrten Böden gegenüber. Und einer fehlgeleiteten Siedlungspolitik gegenüber.
Spannend wird es aber dann immer beim Geld. Richtig, Absiedlung, Rückwidmungen, Schutzbauten etc. verschlingen sehr viel Geld. Vergessen Sie aber nicht, was seit 2002 Sachschäden und Aufräumungsarbeitseinsätze nach Überschwemmungen und Hochwasser gekostet haben.
Kaineder hat offenbar auch noch nicht kapiert, dass Österreich um zwei Millionen Einwohner zuviel hat! Diese zwei Millionen Menschen brauchen natürlich auch Wohnraum! Aber solche Sachthemen auch vernunftbegabt anzugehen, ist den GRÜNEN nicht gegeben!
Zuviele Einwohner? Auf welcher Studie oder ähnlichem basierte Ihre Behauptung?
Das Problem sind nicht zuviele Einwohner sondern die Zersiedelung und dass Bauland gehortet wird und jahrzehntelang brach liegt. 23% des Baulands in Österreich ist unbebaut, im Burgenland sogar 40%. Platz wäre genug und wenn's wegen Lebensmitteln ist könnte man sicher viel von diesem Bauland wieder rückwidmen.
Jahrzehntelang brach liegt....., ist eh besser, als bebaut.
Weniger Beton, mehr Fläche, wo Wasser versickern kann.
Natürlich hat Österreich zu viele Einwohner.
Aber nicht nur um 2 Millionen, sondern um etwa 8,5 Millionen.
In den Tälern/Ballungsräumen steigt man sich doch nur mehr auf die Füße.
Alleine im Dreieck Linz-Wels-Steyr leben 660.000 Menschen.
Einfach nur irre.
Da kommt man auf der Bundesstraße fahrend gar nicht mehr aus dem Gewerbegebiet raus.
Der kapiert auch nicht, dass uns die Neuankömmlinge eine Stange Geld kosten und nix arbeiten.
"Österreich um zwei Millionen Einwohner zuviel"
So groß ist die SPÖ aber wirklich nicht mehr. 😂
Ö hat jetzt mehr als 9,1 Millionen Einwohner! Das ist um gut 2 Millionen zuviel! Gerade wenn man noch bedenkt, wie viele von diesen Neuzugängen tatsächlich arbeiten und für das Land etwas leisten!
Die flacheren mühlviertler Hügel könnte man leichter Hand mit Wohnsilos zubetonieren, dazu ordentlich Verkehrswege ins Tal und fertig.
Gut, dass die Hochwassergefahr der Donau in Ö erst nach dem Kraftwerk Aschach beginnt. So brauch das obere Donautal keinen Hochwasserschutz.
Oder kennt jemand Hochwasserschutzmaßnahmen dews Verbundes/Landes/Bundes in diesem Bereich?
Das Eferdinger Becken ist halt von Natur aus ein Überlaufbecken.
Wenn hingegen die Donau sich in ein Bett gefräst hat, das links und rechts durch Hügel begrenzt ist (= oberes Donautal), dann hat man dort nichts "kaputtoptimiert" und es kann nur am Talgrund überflutet werden,
".....dann hat man dort nichts "kaputtoptimiert" ...
Widerspruch!
1.)Der Verbund hat die vorgeschriebene Kompensationsbaggerung im oberen Donautal nicht rechtzeitig durchgeführt und sich so über Jahre auf Kosten der dortigen Donauanrainer dieses Geld erspart = der Verbund hat kaputtoptimiert.
Es wurde nachgewiesen und vom Verbund auch anerkannt, dass wegen der nicht rechtzeitig erfolgten Kompensationsbaggerungen der Schaden bei den Hochwassergeschädigten im oberen Donautal vergrößert wurde.
2. Trotz entsprechender Vorschreibung einer rechtzeitigen Staulegung im Wasserrechtsbescheid vom Feber 1960 (Seite 4-6) bei Überschreiten einer Durchflussmenge von 7000m3/s, erfolgte diese nicht bzw. verspätet und war oberhalb von Schlögen ohne Erfolg, da die Donau dort durch Sedimentmassen- Folge der nicht durchgeführten Kompensationsbaggerung- "verstopft" war.
Der Verbund hat viele Jahre die Donauanrainer im oberen Donautal kaputtoptimiert, seinen Gewinn aber optimiert.
Sehr einfache Sichtweise: der Verbund ist schuld.
Wenn dem Verbund gesetzlich verordnete Kosten entstehen, zahlen das die Kunden zu 100% (oder mehr) über die Infrastruktur- und Stromkosten.
Typische und bekannte Vernebelungstaktik.
So eine Antwort kann aus meiner Erfahrung nur von jemandem kommen, der-vorsichtig ausgedrückt- dem Verbund sehr nahe steht.
Aber Sie haben schon Recht. Der Verbund kann nichts dafür, dass z.B. die Hochwasserableitung über eine Schleuse beim Kraftwerk Aschach anfangs nicht funktionierte weil Sie im Staubereich völlig verschlammt war. Den Schlamm hat ja die Donau dort abgelagert. Dass der Verbund laut Wasserrechtsbescheid vom Feber 1960 verpflichtet gewesen wäre diesen "Schleusenvorraum" bei Bedarf auszubaggern (Stauraumpflege!) geht niemand etwas an.
ALFRED_E_NEUMANN ich empfehle Ihnen die Lektüre des Wasserrechtsbescheides zum Bau des Kraftwerkes Aschach. Erkenne Sie was vorgeschrieben war und wie die Realität, die Argumentation des Verbundes 2013 ausgesehen hat
DONAUKRAFTWERK ASCHACH
WASSERRECHTLICH.E B E W I L L I G U N G
Bescheid des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft
Zahl 96.-173/112 - 80.181/59 vom 12. Februar 1960Za