Die schönste Form eines Chorkonzerts
Extrem schwieriges Programm mit außerordentlicher Qualität veredelt – so lässt sich das Brucknerfest-Konzert des englischen Tenebrae Choir am Sonntag im Alten Linzer Dom zusammenfassen.
Dirigent Nigel Short weiß als ehemaliges Mitglied der King’s Singers genau, wie sich Stimmen mischen und wie man mit Klang spielt, um ihn der jeweiligen Literatur sowie dem Aufführungsort anzupassen. Es ist kein Zufall, dass das 2001 gegründete Vokalensemble international gefeiert und mit Preisen überschüttet wird. Das Konzert in Linz folgte dem Motto des Brucknerfests und setzte sich mit dem Ansfeldner Klangmagier und seinen Auswirkungen auf die Moderne auseinander. An den Anfang stellten die Londoner Meistersänger vier Motetten Anton Bruckners: "Christus factus est", "Locus iste", "Os justi" und "Virga jesse". Faszinierend, wie das Ensemble die langen Phrasen mit samtigen Klang spannte, vom tragenden Pianissimo bis zum explosiven Fortissimo.
Kaminski bis Ligeti
Die Chorwerke Heinrich Kaminskis sind ohne Bruckner nicht denkbar und scheinen in direkter Nachfolge zu stehen: Seine Motette "Die Erde" nach Zarathustra-Texten könnte aktueller nicht sein: Geht es doch um die Ausbeutung unseres Planeten, die Kaminski in packende Klangbilder setzte. Noch mehr tat das die A-cappella-Messe von Paul Hindemith, sein letztes vollendetes Werk. Steigerung in Hinsicht Komplexität und Präzision waren noch György Ligetis "Lux aeterna" und Arvo Pärts "Da pacem Domine". Zwischen den Chorsätzen ergänzte Organist Johannes Zeinler mit Musik von Arvo Pärt, der Sonatine aus op. 18 von Hugo Distler und Bruckners "Perger-Präludium" gekonnt und ideal passend das Vokalprogramm. Das konzentriert lauschende Publikum war von dieser noblen Klanglichkeit begeistert.
Fazit: Ein Chorkonzert der Superlative