"Egal, in welcher Laune ich anfange zu singen, ich höre glücklich auf"
Sopranistin Brigitte Geller wird ab Herbst neuer Star im Landestheater-Opernensemble.
Derzeit ist sie mit dem Bruckner Orchester auf großer Großbritannien-Tournee. Ab der kommenden Spielzeit wechselt die Schweizer Opernsängerin Brigitte Geller von der Komischen Oper Berlin ans Linzer Landestheater.
OÖNachrichten: Die wichtigste Frage zuerst: Wie schaffen Sie es, vom Beginn des zweiten Satzes bis zur Mitte des fünften Satzes von Mahlers 2. Symphonie quasi unbeweglich auf der Bühne zu sitzen und geduldig auf Ihren Einsatz zu warten?
Brigitte Geller: (lacht) Es ist schwierig. Je weniger man zu singen hat, umso anstrengender ist das Warten. Man muss die innere Energie hochhalten, darf sich keinen Spannungsabfall leisten. Es ist ein kleiner Part, den ich in Mahlers Zweiter singe. Aber jeder Ton hat bei Mahler eine besondere Bedeutung. Seine Vielschichtigkeit ist unglaublich, er bietet dem Hörer ein ganzes Spektrum an Gefühlen. Er ist so volksnah, so menschlich, so natürlich.
Mit Herbst wechseln Sie von der Komischen Oper Berlin ans Linzer Musiktheater. Mit welchen Rollen werden Sie Ihren Einstand feiern?
Die erste Rolle wird die Vitellia in Mozarts "La clemenza di Tito" sein (Premiere am 2. November, Anm.) Das wird ein ganz besonderer "Tito", einer mit neuen Rezitativen des zeitgenössischen Komponisten Manfred Trojahn. Das finde ich sehr spannend, weil man dadurch ganz nah am modernen Sprachduktus dran ist. Auf diese Verschränkung freue ich mich.
Wie geht’s weiter?
Danach folgt im Jänner Richard Strauss, den ich wahnsinnig liebe. Und zwar seine "Elektra". Im Mai 2019 stehe ich dann als "Medea" in Luigi Cherubinis gleichnamiger Oper auf der Musiktheaterbühne.
Apropos, die Bühne des Musiktheaters haben Sie ja bereits im September 2017 zum ersten Mal kennengelernt. Sie sangen mit großem Erfolg die Kaiserin in "Die Frau ohne Schatten" unter der Leitung von Markus Poschner. Wie haben Sie Linz erlebt?
Ein tolles Haus, es ist eines der modernsten Opernhäuser Europas. Die Drehbühne ist fantastisch, die Technik ebenso. Und die Akustik – das ist für mich das Entscheidende! – funktioniert besonders gut, sie ist sehr ausgeglichen.
Welches "Erweckungserlebnis" hat Sie einst zur Oper gelockt?
Musik war immer in meinem Leben: das Klavier, die Flöte. Das Singen kam später dazu. Als ich im Kinderchor in der "Tosca" mitsang, das war in der Tat ein einschneidendes Erlebnis. Der zweite Akt, kurz vor dem Mord – da wusste ich, das ist etwas Besonderes. Ich dachte mir: "Was die da auf der Bühne kann, vielleicht kann ich das auch." Singen ist für mich eine körperliche, künstlerische und seelische Betätigung gleichermaßen. Egal, in welcher Laune ich anfange zu singen, ich höre glücklich auf.
Welche Rolle würde Sie denn besonders glücklich machen?
Die Marschallin im "Rosenkavalier"! Diese Oper begleitet mich nun schon seit mehr als 20 Jahren, die Rolle der Sophie habe ich bereits in verschiedenen Inszenierungen gesungen. Da jetzt noch eins draufzusetzen und auch die "Marschallin" zu geben, das wäre ein Traum.
Die Schweizerin überzeugte in "Die Frau ohne Schatten" mit ihrer stimmlichen Opulenz. Foto: Artner
Zur Person
Brigitte Geller ist in Basel in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Sie studierte ab 1985 Flöte und ab 1986 Gesang an der Musikhochschule Basel und am Opernstudio Zürich. Nach Abschluss des Studiums wurde sie Ensemble-Mitglied des Theaters der Stadt Heidelberg.
Nach der Spielzeit 1997/1998 wechselte Brigitte Geller an die Komische Oper Berlin, der sie derzeit noch als Ensemble-Mitglied angehört. 2012 wurde sie zur Berliner Kammersängerin ernannt.
Mit der Saison 2018/19 wechselt Geller ans Landestheater Linz. Ihr Bruder ist der Saxophonist, Jazz-Musiker und Film-Komponist Maximilian Geller.