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Wenn Flüchtlinge in die Komfortzone eindringen

Von Peter Grubmüller, 21. Juli 2018, 00:04 Uhr
Wenn Flüchtlinge in die Komfortzone eindringen
Das "Willkommen"-Ensemble: Martin Dreiling, Katharina Bigus, Thomas Bammer, Barbara Novotny, Markus Subramaniam und Nadine Breitfuß (v. l.) Bild: Winkler

Kulturhof Perg: Begeisternde Premiere der hintersinnigen Komödie "Willkommen".

"Wer will jetzt alles Panna Cotta?" Das ist der erste Satz des Stücks "Willkommen" – und zugleich der letzte belanglose. Im Dialoge-Spektakel der anwesenden Autoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz, das der Kulturhof Perg am Donnerstag zur prächtigen österreichischen Erstaufführung brachte, wird nicht herumgeredet. Die Wohngemeinschaft von fünf Mittelschicht-Singles verwandelt sich zum rhetorischen Minenfeld, als Anglistik-Dozent Benny mitteilt, dass er einen einjährigen Lehrauftrag in New York ergattert hat. Er wird bei seinem Geliebten wohnen, sein Zimmer möchte er Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Natürlich nur, wenn alle einverstanden sind. Benny ist fein heraußen, er verschwindet. Sein Akt der Nächstenliebe trifft die anderen.

Beleidigtsein als Volkssport

Künstlerin Sophie ist Feuer und Flamme für die Idee. Für die ältere Verwaltungsangestellte Doro, die für Flüchtlinge großzügig spendet, kommt das nicht infrage. Sie mag keine arabischen Männer – weder deren Gehabe noch das ständige Beleidigtsein, das in der arabischen Kultur Volkssport sei. Banker Jonas brauche Ruhe, um das Probejahr zu überstehen. Und die Sozialpädagogik-Studentin Anna will ergründen, ob sich die Abneigung auf Araber beschränkt. Wie sich herausstellt, ist sie von dem Türken Achmed schwanger, der in einer Fahrradwerkstatt arbeitet.

In dieser liberalen Umgebung entzünden sich plausible Bedenken, die in Rassismus-Vorwürfen explodieren. Julia Ribbeck schafft es bei ihrem Regie-Debüt, Figuren und Haltungen so zu balancieren, dass Heuchelei und Zynismus entlarvt werden, ohne die Plausibilität der Argumente zu beschädigen. Das Publikum erkennt sich im Spiegel, aber fühlt sich nie denunziert.

Zu Ribbecks Sensibilität kommt ein feines Ensemble: Katharina Bigus ist als Doro ein Ereignis. Barbara Novotny findet für Sophie eine bitterschöne Einsamkeit – ihre Figur hatte mit Benny ein Verhältnis, ehe dieser schwul wurde. Nadine Breitfuß stellt die zweifelnde, verknallte Anna mit ungekünstelter Tiefe ins Dauerfeuer der Worte. Markus Subramaniams (Achmed) Liebeserklärung für Anna ist zum Weinen schön. Thomas Bammer gestaltet Benny mit kleinen Mitteln zum großen Anstifter, und Martin Dreiling formt Jonas voller Spannung als leicht ablenkbaren Karrieristen. Die von Bühnenbildner Jan Hax Halama entworfene Wohnküche rahmt diese Gefechte und Versöhnungen ideal. Ja, man versöhnt sich auch. Die fünf sind nicht dumm, nur ehrlich.

Fazit: Pflichttermin für alle Fans hintergründiger Komödien. Ein Abend, der nicht moralisierend, sondern voller Witz nachwirkt.

"Willkommen", Schauspiel von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, Kulturhof Perg, Regie: Julia Ribbeck, Premiere: 19. Juli, Termine: 25., 26., 27. Juli; 22., 23., 24., 25., 29., 30., 31. August; 1. September. Karten/Infos: 0677/61600890, www.kulturhof-perg.at

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Punkt (423 Kommentare)
am 21.07.2018 12:17

wenns doch nur um die Komfortzone ginge,
ich liebe Fremdes auch die arabische, afrikanische Kultur-auch bei uns A B E R:. .
googelt doch einmal die Problematik multiresistente Keime im Zusammenhang mit der Flüchtlingsflut (in Europa) auch RKI(Robert Kochinstitut):
totgeschwiegen in den Medien-warum?

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 21.07.2018 10:31

Die Ankommenskultur ist täglich in den Medien.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 21.07.2018 22:10

Achmed, der in der Fahrradwerkstätte arbeitet......
Ach wie "realistisch" ist das denn?
Was sich ein krankes Hirn so alles ausdenken kann.

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