Thomas zeigte, wer der Kapitän ist
SAINT-LARY-SOULAN. Tour: Sky-Teamkollege Froome verlor viel Zeit, Quintana gewann Pyrenäen-Kurzetappe
Der Waliser Geraint Thomas hat gestern einen großen Schritt Richtung Gesamtsieg bei der Tour de France gemacht. Der britische Radprofi distanzierte seinen ersten Verfolger und Teamkollegen, Christopher Froome, auf den 65 Kilometern über drei Bergwertungen von Bagnères-de-Luchon nach Saint-Lary-Soulan um 48 Sekunden. Den Tagessieg auf dem 17. Teilstück sicherte sich der Kolumbianer Nairo Quintana. In der Gesamtwertung führt Thomas nun 1:59 Minuten vor dem niederländischen Zeitfahr-Weltmeister Tom Dumoulin. Froome rutschte auf den dritten Rang ab (2:31).
"Das war ein Befreiungsschlag für die gesamte Mannschaft, wir haben lange darauf gewartet", sagte Quintana, der eigentlich bei der 105. Auflage angetreten war, um sie zu gewinnen. Doch dafür verlor er schon zum Auftakt durch Defekte viel Zeit, in den Alpen wurde er dann abgehängt. Nun gab der kletterstarke Kolumbianer von der Movistar-Equipe wieder ein starkes Lebenszeichen von sich.
Dass er seinen ersten Tour-Sieg tatsächlich schaffen will und auch darf, untermauerte Thomas gestern mit einem weiteren beeindruckenden Auftritt. Auf den letzten Metern der Etappe ließ er seine Gefährten Dumoulin und den Slowenen Primoz Roglic stehen und holte noch einige Sekunden heraus. Froome musste schon zuvor dem Tempo Tribut zollen, weshalb nun Thomas die Nummer eins im so dominanten Sky-Team innehat.
Vor dem letzten Pyrenäen-Abschnitt am Freitag haben heute noch einmal die Sprinter das Wort. Ob aber Peter Sagan, der Mann im Punktetrikot, diesmal ein Wörtchen um den Sieg mitsprechen kann, ist fraglich. Der Slowake stürzte gestern bei 70 km/h auf der Abfahrt vom Col de Val Louron-Azet. Nach der Zieldurchfahrt musste er zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus.
Tour-Held gibt Wels erneut die Ehre
„Ohne das Herz für den Radsport, das hier einige haben, würde es diese Veranstaltung nicht mehr geben“, sagt Paul Resch. In Wels ist davon genug vorhanden, weshalb es kommenden Mittwoch schon die 20. Auflage des von den OÖN präsentierten Welser Innenstadt-Radkriteriums (ab 16.30 Uhr) gibt. Dem der deutsche Tour-Held John Degenkolb wie schon 2015 die Ehre gibt.
Macher Resch erinnert sich zurück an die Anfänge. „Als wir 1999 Premiere hatten, waren wir über die 1500 Besucher schon froh. Ein Jahr später holte ich dann den damaligen Top-Radstar Mario Cipollini, und der hob das Rennen mit seiner Präsenz auf eine andere Ebene.“ Kriterien in Wien, Graz und auch Bad Ischl gibt es längst nicht mehr. Resch hielt mit Wels dagegen die Stellung und brachte alljährlich Topfahrer in die Messestadt.
Der bekennende Italien-Fan, der sogar das Wasser beim Stadtbrunnen heuer wieder in Giro-Rosa einfärben will, hätte heuer zum runden Geburtstag gerne Vincenzo Nibali nach Wels gelotst. Nach dessem Wirbelbruch, erlitten auf der Tour-Etappe nach Alpe d’Huez, war dieser Plan aber Geschichte.
Nun machte er mit Degenkolb, der am 15. Juli mit dem Triumph auf der Roubaix-Etappe nach sechs zweiten Plätzen seinen Tour-Fluch besiegte, einen ebenso tollen Fang. Dazu strampeln sich fast alle rot-weiß-roten Spitzenfahrer wie Lukas Pöstlberger, Michael Gogl, Riccardo Zoidl und Felix Großschartner genauso wie die heimische Damen-Elite und der Nachwuchs ab. Ob auch Cipollini 17 Jahre nach seinem letzten Auftritt in Wels als Zuschauer wiederkehrt, entscheidet sich erst am Sonntag.
Ausscheidungsrennen geplant
Spazierfahrt wird diese 20. Auflage auf jeden Fall keine. Resch will dem Schaurennen der Herren heuer eine besondere Schärfe verleihen. „Ab der 30. Runde werden alle drei Runden die letzten zwei Fahrer herausgenommen. Die Profis werden sicher keine Freude damit haben“, glaubt Resch. Doch wer (Startgeld) zahlt, darf auch anschaffen.