Er könnte schlimmer als Weinstein sein
32 Wochen lang behauptete sich "I’ll Be Missing You" 1997 an der Spitze der rot-weiß-roten Charts.
Der New Yorker Rapper Sean Combs, der sich damals noch Puff Daddy nannte, war mit dieser Nummer auch in Österreich berühmt geworden – etwas, was seine spätere Beziehung mit Sängerin Jennifer Lopez (1999–2001) nur zementiere. Heute sitzt der 54-Jährige, der mit dem Label Bad Boy Entertainment Rap und Hip-Hop sexy und lukrativ machte, in seiner Heimat New York in Haft.
Die Vorwürfe gegen Combs, dessen Nettovermögen sich (laut Forbes) auf eine Milliarde US-Dollar beläuft, sind erschütternd. Bewahrheiten sie sich, wird sein Fall von einer größeren Dimension sein als jener des gefallenen Film-Moguls Harvey Weinstein. Die zentralen Fragen und Antworten:
? Was wird Combs vorgeworfen? Die US-Strafverfolgung wirft ihm Verbrechen im Zusammenhang mit einem Muster körperlicher und sexueller Gewalt vor, das Jahrzehnte zurückreichen soll. Die "New York Times" fasst die Anklageschrift der Bundesanwaltschaft als Vorwurf zusammen, "ein kriminelles Unternehmen betrieben zu haben, mit dem er sich des Sexhandels, der Zwangsarbeit, Nötigung und Anstiftung zur Prostitution schuldig gemacht" habe.
? Wie bekannte sich Combs?
Durchgängig als nicht schuldig. Der Rapper war im September verhaftet worden. Combs und seine Juristen hatten eine Freilassung beantragt und dafür eine Kaution von 50 Millionen US-Dollar vorgeschlagen – als Sicherheiten hätten sein Wohnsitz in Miami und das Haus seiner Mutter gedient. Sein Anwalt hatte digital überwachten Hausarrest vorgeschlagen. Sein Ansuchen wurde abgelehnt. Combs wartete im "Metropolitan Detention Center" in Brooklyn auf seine Gerichtsverhandlung.
? Wie hoch könnte seine Strafe ausfallen?
Bei einer Verurteilung im Fall der US-Bundesstaatsanwaltschaft drohen eine obligatorische Mindeststrafe von 15 Jahren, Combs könnte aber auch lebenslänglich bekommen.
? Wie hat der Fall Combs seinen Anfang genommen? Im November 2023 hatte Combs’ frühere (immer wieder einmal) Lebensgefährtin, R-’n-’B-Sängerin und Modell Casandra "Cassie" Ventura (38), Klage gegen ihn eingereicht: Combs habe sie mehr als zehn Jahre "in einem Kreislauf von Missbrauch, Gewalt und Sexhandel gefangen gehalten". Der Fall wurde nur einen Tag danach außergerichtlich beigelegt – und zwar "freundschaftlich, ohne dass dies als ein Eingeständnis von Schuld zu werten ist", sagte ein Anwalt von Combs. Ventura soll 30 Mio. Dollar gefordert haben – welche Summe sie tatsächlich bekommen hat, ist unbekannt.
? Wie ging es weiter? Venturas Offenbarung brachte den Stein ins Rollen: "Forbes" listet Klagen und Anschuldigungen, die bis 1990 zurückgehen, von gut 15 Männern und Frauen gegen Combs auf. Ein Anwalt will 120 potenzielle Opfer verteidigen. Alle Vorwürfe ähneln sich in zweierlei: Die Klagenden gaben meist an, sehr jung gewesen zu sein; Drogen sollen im Spiel gewesen sein.
? Was kam durch die Offenbarung von Combs’ ehemaliger Lebensgefährtin noch ans Licht?
Im Zuge von Venturas rechtlichem Vorgehen tauchte der Begriff "Freak-offs" ("Ausflippereien") auf, die auch zu Combs’ kriminellem Repertoire gehören sollen: Sie als Sexpartys zu beschreiben, wäre fahrlässig beschönigend. Stimmt, was darüber zu lesen ist, waren es vielfache (Gruppen-)Vergewaltigungen, deren Opfer Combs mit Suchtmitteln, Gewalt und seinem Einfluss als Star kontrolliert haben soll.
? Warum macht der Fall Combs so viele große Stars nervös?
Der Musik-Mogul gab früher glamouröse "White Partys", quasi "Fête Blanches", um die sich das Who’s Who riss, wie der "Hollywood Reporter" berichtete. Diese Partys werden (medial) in die Nähe der "Freak-offs" gerückt. Es stellt sich die Frage, wer hier teilgenommen oder wer überhaupt davon etwas mitbekommen haben könnte?
? Welche Promis werden medial in die Nähe von Combs gerückt?
Oscar-Sieger Leonardo DiCaprio, die Musikstars Jay Z und Beyonce, die Schauspielstars Ashton Kutcher und Kevin Heart, Reality-TV-Star Kim Kardashian und viele, viele mehr. Der Prozess gegen Combs soll im Mai 2025 starten. Für die Stars wird es keine ruhige Zeit.
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