Vorbestrafter 22-Jähriger soll Vater in Obernberg erstochen haben, war es Notwehr?
OBERNBERG/INN. Mit einem Messer soll ein 22-Jähriger Freitagfrüh in Obernberg am Inn seinen Vater (59) attackiert und tödlich verletzt haben. Der mutmaßliche Täter ist vorbestraft und saß bereits wegen des Verbrechens des schweren Raubes in Haft. Allerdings sollen laut ersten Ermittlungen vor der Messerattacke Schüsse im Haus gefallen sein.
In Obernberg am Inn (Bezirk Ried im Innkreis) ist in den Morgenstunden ein Familienstreit eskaliert. Gegen drei Uhr früh wurden Polizei und Sondereinsatzkommando Cobra zu dem Wohnhaus alarmiert. Der Familienvater soll von seinem 22-jährigen Sohn mit einem Messer angegriffen worden sein. Das bestätigte Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried am Freitagvormittag. "Die Bestürzung in Obernberg ist groß. Mit so einem Kapitalverbrechen in der eigenen Gemeinde rechnet man nicht. Die betroffene Familie kenne ich vom sehen", sagt Obernbergs Bürgermeister Martin Bruckbauer.
Der Mann erlitt mindestens sieben Stichverletzungen im Bereich des Oberkörpers und des Rückens. Das Opfer wurde nach der Erstversorgung durch den Notarzt in das Krankenhaus nach Ried im Innkreis gebracht. Laut Ebner soll es in den Nachtstunden zu einem verbalen Streit zwischen Vater und Sohn gekommen sein, laut ersten Ermittlungen dürfte die körperliche Auseinandersetzung mit der Ohrfeige des Sohnes seinen Anfang genommen haben. "Was wir bisher gesichert wissen ist, dass der Vater durch die Messerstiche mit einem Küchenmesser gestorben ist. Der Notruf wurde von einer Nachbarin um 2.58 Uhr abgesetzt", sagt Ebner im Gespräch mit den OÖNachrichten. Das blutüberströmte Opfer konnte sich mit seinen lebensgefährlichen Verletzungen noch zu den Nachbarn retten. Die Rettungskette wurde sofort in Gang gesetzt, leider ohne Erfolg: Um kurz vor fünf Uhr Früh verstarb der 59-Jährige im Krankenhaus Ried seinen schweren Verletzungen. Eine Obduktion wurde angeordnet.
Der mutmaßliche Täter verschanzte sich im Haus, wo er sich schließlich gegen sechs Uhr Früh widerstandslos von der Cobra festnehmen ließ. "Der Vater dürfte noch zu der Nachbarin gesagt haben, dass ein Gewehr im Spiel ist", sagt Ebner.
Schüsse vor der Tat aus einem Gewehr
Genau dieses Gewehr ist jetzt Gegenstand von intensiven Ermittlungen. "Man weiß nicht, von wem die Waffe verwendet wurde. Die Spurensicherer sind vor Ort. Es ist festgestellt worden, dass mit dem Gewehr zwei Schüsse abgegeben worden sein sollen, zwei Patronenhülsen wurden gefunden. Die Waffe wurde mit einer Ladehemmung vorgefunden", sagt Ebner und fügt hinzu: "Die Hintergründe werden derzeit intensiv ermittelt. Es kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden, dass der Vater die Schüsse abgegeben hat. Der festgenommene 22-Jährige hat bei seiner Verhaftung angeben, dass der Vater auf ihn geschossen habe." Sollte sich diese Version bestätigen, dann käme auch Notwehr in Betrachtung.
Video mit Statement von Staatsanwalt Alois Ebner
Der Beschuldigte dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit erst am Samstag vernehmungsfähig sein. Ebner: "Es gibt noch keine Einvernahmen, weder des Beschuldigten noch seiner Mutter, die bei der Tat auch anwesend war. Die Mutter befindet sich in psychiatrischer Behandlung und Betreuung, der Beschuldigte hat nach seinen Angaben zufolge nach der Tat massiv Psychopharmaka zu sich genommen und ist ebenfalls nicht vernehmungsfähig."
Täter hatte Betretungsverbot für das Elternhaus
Bereits am 9. Jänner wurde über den mehrfach vorbestraften jungen Mann ein Betretungsverbot für das Elternhaus verhängt. Der 22-Jährige dürfte Drogen konsumiert haben. Der mutmaßliche Täter ist für die Justiz kein unbeschriebenes Blatt. "Wir kennen den Beschuldigten schon lange. Die erste Verurteilung erfolgte schon im Alter von 14 Jahren, mittlerweile hat er fünf Vorverurteilungen angesammelt, zwei davon wegen des Verbrechen des schweren Raubes", sagt Ebner. Der Innviertler saß wegen schweren Raubes bereits zwei Mal im Gefängnis. 2019 wurde er im Landesgericht Ried als Jugendlicher zu zwei Jahren Haft verurteilt. Am 16. September 2019 überfiel er damals eine Tankstelle in seiner Heimatgemeinde Obernberg. Mit einem Messer und den Worten "give me the money" forderte er von der Kassiererin Geld. "Eine stationäre Langzeitentwöhnung ist dringend notwendig", sagte seine Verteidigern damals. Der damals 17-Jährige sah das, wie berichtet, anders. "Es geht mir gut ohne Drogen, ich brauche sicher keine Therapie, eine Beratung reicht vollkommen." Kurze Zeit nach der Tat, bei der er 743 Euro erbeutete, wurde der Jugendliche festgenommen - in einem Wettcafé in unmittelbarer Nähe.
2021 wurde er als Junger Erwachsener in Wiener Neustadt erneut wegen schweren Raubes verurteilt. Seit Mai 2022 war der Innviertler wieder auf freiem Fuß.
Erpresser im Welser Magistrat forderte besseren Arbeitsvertrag für sich
Zum 30. und letzten Mal Solidaritätspreis der Diözese Linz verliehen
Fall Roland D.: Waren die internen Abläufe reibungslos?
Zu viel Feinstaub in der Luft: "Ein Wetterumschwung würde helfen"
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.