Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger verstorben
WIEN. Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger (SPÖ) ist am Samstag 81-jährig verstorben.
Das teilte der SP-Pensionistenverband (PVÖ) mit, als dessen Wiener Präsident Edlinger bis 2019 fungierte. Er war langjähriger Wiener Kommunalpolitiker, aber auch Präsident des Fußballvereins Rapid Wien und des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW). Von 1997 bis 2000 war er der 15. Finanzminister der Zweiten Republik.
Tief betroffen zeigte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen. "Mit großer Leidenschaft hat Rudolf Edlinger Jahrzehnte lang das politische Geschehen in Österreich geprägt, zunächst als Gemeinde-und Stadtrat in Wien und dann als Finanzminister der Republik. Ich habe ihn in meiner Zeit im Parlament als sozial verantwortungsvollen Politiker sehr geschätzt, und es war immer eine Freude mit ihm zu diskutieren. Besonders in Erinnerung bleibt mir sein ausgeprägter Sinn für Humor", so der Bundespräsident in einer Aussendung: "In Erinnerung bleibt aber auch sein unbeirrbares Engagement für soziale Gerechtigkeit und seine antifaschistische Grundhaltung, die sich zuletzt in seinem Wirken als Präsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands manifestierte."
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner würdigte Edlinger als aufrechten und engagierten Sozialdemokraten, der sich in all seinen Funktionen immer für die Anliegen der Menschen stark gemacht habe. "Die Lücke, die er hinterlässt, ist groß. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Familie", so Rendi-Wagner. Dass Edlinger "unfassbar fehlen" werde, betonte auch SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch.
Wiens Bürgermeister und SP-Landesparteichef Michael Ludwig reagierte in tiefer Trauer. "Als einer meiner Amtsvorgänger als Wiener Wohnbaustadtrat, langjähriger Mandatar des Wiener Landtages und Gemeinderats, als Nationalratsabgeordneter sowie als Finanzminister und zuletzt als Präsident des PVÖ Wien hat Rudi dem politischen Geschehen in Österreich immer seinen Stempel aufgedrückt", teilte der Bürgermeister mit. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) würdigte ihn als "Politiker, der Empathie und sozialdemokratische Wert großgeschrieben hat".
"Es ist unfassbar traurig, dass Rudi Edlinger von uns gegangen ist", erklärte Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl: "Ein langjähriger Wegbegleiter in der Politik und bei Rapid wird sehr fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie." PVÖ-Präsident Peter Kostelka würdigte die "lange und erfolgreiche politische Karriere" des Verstorbenen, und PVÖ-Ehrenpräsident Karl Blecha hob die freundschaftlich und politische Verbundenheit seit Jugendtagen hervor.
Seitens der ÖVP zeigt sich Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec bestürzt. "Rudolf Edlinger war ein fachlich versierter Sozialpolitiker, der sich durch Feingefühl und Konstruktivität ausgezeichnet hat", erklärte sie. FPÖ-Frauen- und Seniorensprecherin Rosa Ecker bezeichnete ihn als starkes Sprachrohr für die Anliegen der Senioren.
Kein Blatt vor dem Mund
Edlinger, am 20. Februar 1940 geboren, war gelernter Lithograf. 1964 stieg er als SPÖ-Bezirksparteisekretär auch beruflich in die Politik ein. 1976 bis 1981 war er Landesparteisekretär der Wiener SPÖ. Von 1969 bis 1986 saß Edlinger im Gemeinderat, die letzten fünf Jahre davon als Klubobmann.
Am 25. Juni 1986 wechselte er als Amtsführender Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung in die Landesregierung. Im November 1994 übernahm er das Ressort Wirtschaft und Finanzen. Von Jänner 1997 bis Februar 2000 war Edlinger dann Finanzminister. Nach dem Ausscheiden aus der Regierung durch die Bildung der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 blieb er noch zwei Jahre als Nationalrats-Abgeordneter politisch aktiv.
Gerne fungierte Edlinger als Reibebaum, nur selten nahm er sich ein Blatt vor den Mund. So trug er etwa gerne eine Krawatte mit blauen Schweinen. Legendär wurde etwa sein Spruch, wonach er lieber seinen Hund auf die Wurst als die ÖVP auf das Budget aufpassen lassen würde.
Leidenschaft auch für den Sport: Rapid trauert
Noch vor zwei Wochen saß Edlinger beim 3:0-Heimsieg Rapids in der Bundesliga gegen den WAC auf der Tribüne. Der Rapid-Präsident mit der zweitlängsten Amtszeit war im November 2014 zum Ehrenpräsidenten des Clubs gewählt worden.
"Rudi Edlinger hat eine Ära geprägt und war ein Präsident, der ein echtes Vorbild bleibt", sagte der aktuelle Rapid-Präsident Martin Bruckner. "Ich habe auch seinen Rat sehr geschätzt und oft angenommen. Seine Verdienste rund um unseren Herzensverein sind nicht hoch genug einzuschätzen. Meine persönliche Anteilnahme und jene des SK Rapid gilt der Familie von Rudi Edlinger, sowie allen Wegbegleitern. Wir werden unserem Ehrenpräsidenten stets ein ehrendes Andenken bewahren."
Ähnlich reagierten die beiden Rapid-Geschäftsführer. "Rudi Edlinger war ein großer Rapidler und auch eine enorm große menschliche Persönlichkeit", meinte Christoph Peschek. "In seine Ära fallen großartige sportliche Erfolge und wichtige infrastrukturelle Maßnahmen und Weichenstellungen. In Gedenken an Rudi werden wir selbstverständlich unser Heimspiel gegen Ried mit einer Trauerminute beginnen und mit Trauerflor antreten. Unser Klub verliert einen großen Rapidler."
Zoran Barisic bezeichnete Edlinger als väterlichen Freund. "Vorwiegend ihm habe ich zu verdanken, dass ich nach meiner Tätigkeit als Co-Trainer bei der Kampfmannschaft beim SK Rapid weiterarbeiten und viel lernen durfte." Auch Ehrenkapitän Steffen Hofmann trauert um Edlinger: "Er hat unseren Club über mehr als ein Jahrzehnt wie ein echter Sir und Gentleman geführt." 2006 habe ihn Edlinger von München zu Rapid zurückgeholt. "Er wurde für mich rasch zu einer Art Wiener Opa."
Rapid führte in einer Aussendung an, dass unter der Präsidentschaft Edlingers in Sachen Infrastruktur nicht nur die Komplettüberdachung des Hanappi-Stadions und der Bau der Tiefgarage abgeschlossen worden (2002), sondern u.a. auch eine Rasenheizung (2006) installiert sowie ein moderner Fanshop (2010) und das Rapideum (2011) eröffnet worden sei. Zudem sei eine zeitgemäße Geschäftsstelle bezogen (2007) und das Trainingszentrum im Ernst-Happel-Stadion (2012) eröffnet worden.
..."Ich lasse lieber meinen Hund auf die Wurst als die ÖVP auf das Budget aufpassen" !!!
...mit diesen legendären "wurst-sager" bleibt finanzminister a.d. edlinger vielen menschen in erinnerung !!!
Als Herr Edlinger Finanzminister war, hatte Österreich den EU-Vorsitz inne. Herr Edlinger musste daher das Treffen der EU-Finanzminister leiten. Es wurde damals gespöttelt, weil Herr Edlinger nicht Englisch kann. Er hat seine Aufgabe mit Bravour gemeistert. Ein gesunder Hausverstand ist auch für Politiker wichtiger als irgendwelche Studien.
zu VONWOLKENSTEIN:
...es ist immer noch besser kein englisch zu sprechen, als "der jüngste demenz-kranke" in die geschichte einzugehen und außerdem ständig mit negativen schlagzeilen - wie z.b. "keinen laptop zu besitzen" und zur überraschung, diesen dann letztlich "laptop im kinderwagen spazieren fahren" - in den medien aufzuscheinen !!!
Vonwolkensrein: …dazumal ist es ja auch um nichts gegangen, ähnlich wie auch noch heute….
Einer der letzten gestandenen Sozialisten
mit solchen Leuten wie Ihm wäre die SPÖ heute noch an der Spitze.
R.I.P. Herr Edlinger … Sie waren noch ein Politiker mit Rückgrat, dem man vertrauen konnte … da könnten sich einige der heutigen Politiker aus allen Lagern sehr viel abschauen!
Ja und zwar zu einer Zeit, da es noch kein SMS und WA gab. Da hat man sich die „Schweinereien“ noch bei ein paar Spritzer im Hinterzimmer ausgemacht.
Was ich ja nicht als verwerflich ansehe, denn Politik funktioniert wahrscheinlich nur so.