Uhrenlexikon
Fachbegriffe verständlich erklärt
A
Automatikuhren sind mechanische Uhren, die ihre Energie durch die Bewegung des Uhrenträgers erhalten. Hierbei wird eine Feder über einen kugelgelagerten Rotor ständig aufgeladen. Damit eine Automatikuhr nicht sofort stehen bleibt, sofern sie für einige Zeit nicht bewegt wird, steht eine Gangreserve zur Verfügung.
B
1795 erfand Abraham-Louis Breguet die Breguet-Spirale. Er erhöhte die letzte Windung der Feder und verminderte ihre Krümmung, um eine konzentrische Spiralfederentwicklung zu gewährleisten. Die Breguet-Spiralfeder wurde von allen großen Uhrmachern übernommen, die sie bis heute für hochpräzise Zeitmesser verwenden. Zwischen 1880 und 1910 ließen viele Hersteller die Inschrift „Spiral Breguet“ oder „Breguet overcoil“ in großen Buchstaben auf die Staubdeckel ihrer Uhren drucken.
C
Chronometer dürfen sich nur jene Uhren nennen, die aufgrund ihrer Präzision und hervorragender Zeitmessergebnisse amtliche Prüfungen bestehen. Während 15 bis 22 Tagen werden die Uhren in verschiedenen Temperaturen und Lagen getestet. Wenn bei diesem Test bestimmte Gangabweichungen nicht überschritten werden, stellt das prüfende Institut einen Gangschein aus.
D
Die Digitaluhr hat ihre Wurzeln bereits im Jahr 1599 mit der Uhr im Torre dell’ Orologio auf dem Markusplatz in Venedig. Im 19. Jahrhundert beeindruckte auch im Bühnenportal der Dresdner Semperoper eine moderne Digitaluhr die Besucher, indem sie die Uhrzeit durch Ziffern anzeigte. Die ersten Quarz-Digitaluhren wurden von den beiden Erfindern John Bergey und Dick Walton entwickelt. Auch heute werden Digitaluhren vorwiegend als Quarzuhren angeboten.
E
Als Ewigen Kalender bezeichnet man Uhren, die Tag, Datum, Monat und oft auch Mondphase und Jahr ohne Korrektur bis zum Jahr 2100 fehlerfrei anzeigen. Dies gilt als eine der höchsten Anforderungen in der Uhrmacherkunst. Patek Philippe brachte den Ewigen Kalender erstmals 1925 in einem kleinen Uhrwerk unter. Bis heute gehört die Schweizer Manufaktur zu den beliebtesten Herstellern für Ewige Kalender.
F
Der französische Uhrenhersteller Cartier entwickelte für den brasilianischen Flugpionier Alberto Santos Dumont 1906 mit der Cartier Santos die erste spezielle Uhr für Flieger, die am Handgelenk getragen wurde. Die Idee wurde auch von anderen Herstellern weiterentwickelt. So entstanden Fliegeruhren, die den Anforderungen der damaligen Piloten gerecht wurden. Heute zählen zu den technischen Standards bei Fliegeruhren beispielsweise schnelle und genaue Ablesbarkeit bei Tag und Nacht, Widerstandsfähigkeit gegen Druckwechsel, Stöße und Vibrationen sowie die Kompatibilität mit den anderen Instrumenten eines Fluggeräts.
G
Die Gangreserveanzeige gehört heute zu den Standardfunktionen hochwertiger Uhren und informiert über die Zeit, die eine Uhr vom Vollaufzug der Zugfeder bis zu deren völliger Entspannung läuft, ohne dass ihr erneut Energie zugeführt wird.
H
Um die jahrhundertealten Traditionen der Haute Horlogerie zu pflegen, gründeten namhafte Uhrenunternehmen die Fondation de la Haute Horlogerie im Herbst 2005. Audemars Piguet, die Richemont Group und Girard-Perregaux gehören dabei zu den Gründungsmitgliedern. Die Stiftung kümmert sich darum, dass die hohe Kunst des Uhrmacherhandwerks erhalten bleibt.
K
Als Krone bezeichnet man das Einstellrad zum Zeigerstellen einer Uhr bzw. zur Korrektur der Datumsanzeige. Bei wasserdichten Uhren ist die Krone zum Schutz mit dem Gehäuse verschraubbar. Die Krone ist zur besseren Handhabung oftmals auch geriffelt ausgeführt.
L
Als Lagersteine im Uhrwerk dienen Edelsteine, die eine wichtige Funktion erfüllen. Sie werden zurechtgeschliffen und vorgebohrt und fungieren als Lager für die Zahnräder innerhalb der Uhr. Dadurch reduzieren sie die Reibung zwischen den beweglichen Teilen und vermindern deren Abnutzung.
M
Die Mondphasen-Anzeige gibt in einem Zifferblatt-Ausschnitt den Stand des Mondes an, meistens von der nördlichen Erdhalbkugel aus betrachtet. Die Mondscheibe zeigt zwei gegenüberliegende Monde, von denen immer nur einer auf dem Zifferblatt erscheint.
P
Die Platine eines Uhrwerks ist eine Metallplatte, die andere kleine und kleinste Werkteile trägt. Zwischen zwei Platinen lassen sich beispielsweise die Wellen des Räderwerkes lagern.
Q
1927 stellten Joseph W. Horton und Warren Alvin Marrison die erste Quarzuhr vor. Im Gegensatz zu mechanischen Uhren sind Quarzuhren batteriebetrieben. Ein synthetischer Quarz wird mit einer elektronischen Wechselspannung auf eine konstante Schwingung von 1 Hz heruntergeteilt. Durch Einhaltung dieser besonders genauen Frequenz sind Quarzuhren sehr ganggenau.
S
Skelettierte Uhren ermöglichen einen Einblick in das Uhrwerk. Das Uhrwerk durch durch Stanzen, Sägen oder Fräsen so weit reduziert, dass Aussparungen den Blick in das Innenleben der Uhr freigeben. Handskelettierte Armbanduhrwerke werden oft mit einem Uhrengehäuseboden aus Saphirglas versehen.
T
Das Tourbillon gilt seit jeher als eine der teuersten und schwierigsten Komplikationen der Uhrmacherkunst. Louis Abraham Breguet (1747–1823) war ein einzigartiger Uhrmacher und machte viele wichtige Erfindungen, wie z.B. das erste Tourbillon. Um den Schwerkraftfehler der Unruh zu beheben, beschloss Breguet, die Unruh sowie Anker und Ankerrad in einen Käfig zu platzieren. Dieser Käfig rotiert im eigenen Takt und dreht die Unruh mit. In den meisten Tourbillons von heute wird das Drehgestell an der Welle des Sekundenrads befestigt und dreht sich somit mit dem Sekundenrad mit – also einmal pro Minute um die eigene Achse. Durch diese Drehung liegt der Schwerpunkt der Unruh immer an einer anderen Stelle, sodass diese nicht langwierig von einer Seite belastet wird. Dadurch wird der Schwerkraftfehler ausgeglichen.
W
Als erste wasserdichte Armbanduhr gilt die 1926 vorgestellte Rolex Oyster. „Oyster“ beschreibt bildlich das Konzept eines verschraubten Gehäuses: Wie eine Auster werden hier Lünette und Gehäuseboden mit dem Mittelteil der Uhr beidseitig hermetisch verschraubt. Die Krone wird abgedichtet und meist auch in das Gehäuse eingeschraubt.
Z
Uhren mit zweiter Zeitzone werden GMT-Uhren genannt. Sie zeigen neben der Ortszeit auch die Uhrzeit einer weiteren Zeitzone an. Ursprünglich bezeichnet die Abkürzung GMT jedoch die "Greenwich Mean Time”, also jene “Weltzeit”, auf die sich alle anderen Zeitangaben rund um den Globus beziehen.