"Der Vorname": Verbales Gemetzel um Adolf
Unterhaltsame und gut gespielte Komödie "Der Vorname".
Es ist ein feines Kammerspiel, das Regisseur Sönke Wortmann ("Das Wunder von Bern") inszeniert hat – mit einem erlesenen, deutschen Schauspiel-Ensemble und nach der genialen Komödienvorlage des französischen Autorenduos Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patelliere, das auf Theaterbühnen Erfolge feierte und auch bereits verfilmt wurde. Wortmann hat es ein wenig aktualisiert und auf Deutschland zugeschnitten, da kommen nun auch Goethe und die AfD vor. Der intellektuelle Literaturprofessor Stefan (herrlich pingelig und von oben herab dozierend Christoph Maria Herbst) und seine Lehrerinnen-Ehefrau natürlich mit Doppel-Nachnamen (stets um gute Stimmung bemüht Caroline Peters) laden zum Abendessen: Musiker Rene (sensibel und vermeintlich schwul Justus von Dohnany) kommt ebenso wie Elisabeths Bruder, der reiche, aber gar nicht belesene Thomas (Florian David Fitz) und dessen schwangere Freundin (erfrischend Janina Uhse). Nach anfänglichem Geplaudere offenbart Thomas, wie der erwartete Sohn heißen werde: Adolf ... Na bumm, das sitzt! Man könne doch ein Kind nicht nach einem Massenmörder benennen, schon gar nicht in Deutschland ... ist Stefan entsetzt.
Es entspinnt sich ein verbales Gemetzel, bei dem der Vorname bald ins Hintertreffen gerät, weil so vieles heraufblubbert, was bisher dicht unter Familien- und Freundschaftsdecken gehalten wurde. Pointierte Dialoge, geschliffene Wortduelle, Egoismen und Eitelkeiten, Verletzungen und Sehnsüchte gibt es bei dieser von einem beherzt – lustvoll aufspielenden Team – samt amüsantem Kurzauftritt von Iris Berben als kiffender Oma – umgesetzten Komödie. Unterhaltsam!
"Der Vorname", D 2018; 95 Min.
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film:
Wie stehen Sie zu Ihrem Vornamen, herr Adi Hütter?
„Es steckt eigentlich eine tragische Geschichte dahinter. Mein Onkel Adolf ist 27-jährig bei einer Steinlawine tödlich verunglückt. Meine Oma wollte unbedingt nochmals einen Adolf in der Familie haben. Meine Eltern wollten mich anders nennen, aber meine Oma hat sich durchgesetzt. Meine Mutter hat immer ,Adi’ zu mir gesagt. So nennen mich alle. Natürlich hätte ich mich umbenennen können, wollte das aber nicht. Ich denke aber, man sollte die Geschichte hinter diesem Namen kennen.“
Adi Hütter (48), geb. in Hohenems, ehemaliger Fußballspieler, seit heuer Cheftrainer bei Eintracht Frankfurt