40 Jahre als Berichterstatterin an der Front: Antonia Rados wird am Donnerstag 70
Die Journalistin reiste für den ORF und bis 2022 für RTL in umkämpfte Gebiete
Sie fuhr dorthin, wo keiner sein will, um der Öffentlichkeit zu zeigen, wie es in umkämpften Regionen dieser Welt zugeht: 40 Jahre lang betätigte sich TV-Journalistin Antonia Rados als Kriegsberichterstatterin. Sie lieferte Reportagen aus Ländern wie dem Irak, Somalia, Afghanistan sowie zuletzt der Ukraine und erlangte mit ihren Fernsehauftritten internationale Bekanntheit. Ihren 70. Geburtstag begeht sie am Donnerstag im Frieden, denn sie hat sich im Vorjahr zur Ruhe gesetzt.
Rados wollte immer die Wirklichkeiten abbilden, alle Seiten hören, Abstand einhalten, nicht ihre Meinung sagen. So habe sie ihre Arbeit gelernt, klärte sie in einem von vielen Abschiedsinterviews im Vorjahr auf. "Wir sind Augenzeugen, keine Kämpfer", so die Journalistin. Wobei es nicht immer einfach sei, die Ansprüche an die eigene Arbeit einzuhalten. "In Krisen- und Kriegsgebieten muss man ständig gegen die eigenen Gefühle kämpfen. Weil man zuerst einmal ein Mensch ist und Dinge sieht, die einen sehr berühren. Leid, Tod, Gewalt."
Im Nachhinein sei es für sie schwer vorstellbar, dass alles gutgegangen ist. Dreimal täglich wundere sie sich über ihr Glück. Das Etikett als Heldin, die aus dem Krieg zurückkehrt, lehnt Rados völlig ab. "Ich habe eine kugelsichere Weste, einen Helm, eine Logistik, ein Fax. Ich schäme mich manchmal, wie privilegiert ich dort bin. Es gibt so viele Leute, die bleiben müssen, die nichts zum Essen haben, die leiden."
Rados wurde am 15. Juni 1953 in Klagenfurt geboren. Nach dem Studium der Politikwissenschaft dockte sie 1978 beim ORF an und sollte dort bis 1991 tätig sein, wobei sie etwa aus Chile, dem Iran oder auch Rumänien berichtete. "Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mich erwartete, aber ausprobieren wollte ich es schon. Es gab damals nicht nur keine Frauen in dem Beruf, sondern auch kaum Möglichkeiten, aus diesen Ländern zu berichten", so Rados.
1995 ging sie zum deutschen Medienhaus RTL, wo sie sie mit ihrem Einsatz im Irak-Krieg 2003 große Bekanntheit erlangte. Über ihre Arbeit in dieser Zeit hielt sie fest: "Es ist ein permanentes Abtasten der Grenzen." Als sie das Land schließlich wieder verließ, fühlte sie sich "süchtig nach Luft und gutem Essen, einem heißen Bad und guter Musik".
2007 erregte sie mit der Reportage "Feuertod" über afghanische Frauen, die sich selbst verbrennen, Aufsehen. Ein Jahr später wechselte sie zum ZDF. Doch mehrere Monate später gab RTL wieder ihre Rückkehr bekannt, wo sie bis zu ihrer Pensionierung 2022 blieb. Im Frühling des Vorjahres war sie noch in der Ukraine im Einsatz.
Über ihr Privatleben hält sie sich bedeckt. Sie betont aber, dass es ihr wichtiger als der Krieg sei. "Ich habe viele Kriegsberichterstatter getroffen, deren Privatleben Opfer ihres Berufes wurde. Das wollte ich nie", so die Journalistin mit Wohnsitz in Wien und Paris.
Ein außergewöhnliche Journalistin, die der ORF niemals hätte ziehen lassen sollen!