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"Die Volkskultur ist meine Heimat"

Von Herbert Schorn, 09. März 2020, 00:04 Uhr
Verleihung der Hans-Samhaber-Plakette
Verleihung der Hans-Samhaber-Plakette Bild: Alexander Schwarzl

Mit der Hans-Samhaber-Plakette holt das Forum Volkskultur verdiente Ehrenamtliche vor den Vorhang Volkstanz, Heimatforschung, Trachtenpflege: Heuer wurden in Molln vier Persönlichkeiten ausgezeichnet.

"Die Volkskultur ist meine Heimat"
Cäcilia Doppermann Bild: Alexander Schwarzl

Cäcilia Doppermann, Schardenberg

"Ich bin mit Nadel und Zwirn auf die Welt gekommen", sagt Cäcilia Doppermann und lacht. Die 68-Jährige stickt, spinnt am Spinnrad Wolle zu Fäden und beherrscht die alte Technik des Klöppelns. Daneben gibt sie ihre Kenntnisse bei Kursen im Freilichtmuseum Finsterau an Interessierte weiter. Bekannt ist Doppermann auch für ihre Stoffpatschen, die sie aus Maisstroh und Bast herstellt.

Am Freitag wurde sie für ihr vielfältiges Engagement im Bereich der Volkskultur in Molln beim "Auftakt der Volkskultur" mit der Hans-Samhaber-Plakette ausgezeichnet. Übergeben wurde sie vom Namensgeber Hans Samhaber und dem Präsidenten des Forums Volkskultur, Herbert Scheiböck.

Kinder, Handarbeit und Tankstelle

Die Innviertlerin aus Schardenberg ist seit Jahrzehnten aktiv: So gründete sie 1978 den Heimat- und Trachtenverein mit, der einen Troadkasten aus dem Jahr 1782 erhielt und nun als Heimatmuseum nutzt. Das alles erledigte sie trotz knapper Zeit: Sie zog nicht nur vier Töchter groß, sondern führte auch eine Tankstelle und lenkte jahrelang den Schulbus. Und auch mit 68 ist ihr Wissensdurst nicht gestillt: 2019 besuchte sie einen Kurs, um zu lernen, wie man Golddraht herstellt. Warum tut sie sich das noch an? Ganz einfach: "Weil ich’s noch nicht konnte."

"Die Volkskultur ist meine Heimat"
Hermann Braumann Bild: Alexander Schwarzl

Hermann Braumann, Peterskirchen

Hermann Braumann liebt die Musik – und noch mehr die Geselligkeit. So war es naheliegend, dass der Innviertler irgendwann bei der Volkskultur landete. Noch dazu, wo er (für drei Monate) Schüler von Hans Samhaber war. Umso schöner war es für ihn dann, die Plakette aus den Händen seines ehemaligen Lehrers zu erhalten. Er startete als Volkstänzer. Denn als sein Sohn Bernhard im Kindergarten tanzen lernte, packte auch den Vater die Lust. 1978 kam er zum Trachtenverein Ried, später begründete er den Innviertler Volksmusikkreis mit. 15 Jahre leitete er den Verband der Heimat- und Trachtenvereine im Innviertel.

Nebenbei organisierte er Musikantenstammtische in Gasthäusern in Pram und Tumeltsham. "Im Wirtshaus zu singen, ist am schönsten", sagt er. "Da kommen Leute, die von Herzen singen." Außerdem treffe man dort nur lustige Leut’, sagt er mit einem Augenzwinkern: "Wer nicht lustig ist, bleibt eh daheim." Die Pflege von Traditionen ist ihm wichtig: "Die Volkskultur ist meine Heimat."

"Die Volkskultur ist meine Heimat"
Barbara Kern Bild: privat

Barbara Kern, Bad Goisern

Barbara Kern pflegt einen historischen Zugang zur Volkskultur, die sie aber lieber "Alltagskultur" nennt. Sie studierte Geschichte und Tourismus und kehrte danach wieder in ihre Heimat Bad Goisern zurück. Dort begann sie als Fremdenführerin, bevor sie 2008 für die Landesausstellung im Salzkammergut tätig war. Nun ist sie im Hand.Werk.Haus Salzkammergut aktiv, in dem sich Handwerksbetriebe vereinten, die ihre Arbeit als Teil der kulturellen Identität verstehen. Daneben hält sie Vorträge und organisiert Veranstaltungen.

Kern beschäftigt sich intensiv mit den Themen Tracht und Handwerk sowie deren historischen Wurzeln. Ein museales Verständnis der Alltagskultur ist ihr dennoch fremd. "Die regionale Kultur konnte sich nur deshalb entwickeln, weil es multikulturelle Einflüsse von außen gab", sagt die 48-Jährige. So habe zum Beispiel das Dirndl seine Ursprünge in spanischer Mode. Daher sei es auch heute wichtig, die Vielfalt in der regionalen Kultur zuzulassen.

"Die Volkskultur ist meine Heimat"
Hans Wagneder Bild: Alexander Schwarzl

Hans Wagneder, Gmunden

Er ist der Chronist der kleinen Leute in Gmunden. Hans Wagneder schreibt über Wirte, Bäcker, Fleischhauer und Gemischtwarenhändler der Stadt, über die Seefiaker, die heute Bootsverleiher heißen, über den Kupferschmiedemeister Josef Putz, bei dem er selbst einst das Handwerk lernte. "Geschichte hat mich schon immer fasziniert", sagt der 75-Jährige. "Ich habe das Gefühl, wenn ich das nicht alles aufschreibe, weiß es in ein paar Jahren gar niemand mehr."

3000 Postkarten mit alten Ansichten

Anfang der 2000er-Jahre verfasste der Kupferschmied, der bis zur Pensionierung im Wasserwerk der Stadt arbeitete, gemeinsam mit Erwin Herrmann die Gmundner Chronik. Nebenbei hat er noch eine Sammlung mit 3000 Stück von alten Ansichten seiner Heimatstadt, die er immer wieder in seine Werke einfließen lässt.

Nun arbeitet der Vater zweier Töchter an der nächsten Chronik. Das Thema ist durchaus naheliegend: die Gmundner Keramik. Wagneder will aber nicht über die zwei großen bekannten Firmen schreiben. Er widmet sich den kleinen Handwerkern, die schon längst geschlossen haben, beschreibt Techniken und Malweisen. Sein Ziel blieb aber seit der ersten Chronik gleich: "Ich will dieses alte Wissen der Nachwelt erhalten."

Die Hans-Samhaber-Plakette

Die Plakette ist nach dem Ehrenpräsidenten des Forums Volkskultur Hans Samhaber benannt und wird jährlich an verdiente Ehrenamtliche vergeben. Die Ehrenzeichen wurden am vergangenen Freitag beim „Jahresauftakt der Volkskultur“ vor rund 150 Vertretern der 25 Landesverbände des Forums Volkskultur im Saal des „Wirt im Dorf“ in Molln vergeben.

Video: Jahresauftakt der Volkskultur

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Autor
Herbert Schorn
Redakteur Kultur und Leben
Herbert Schorn
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