Piotr Beczala, Weltstar der Oper, als leidenschaftlicher Liedsänger
Der polnische Tenor, dessen Karriere 1997 in Linz startete, verwöhnte das Brucknerhaus-Publikum mit Liedern seiner Heimat.
Am Sonntag war der Ausnahmetenor Piotr Beczala für einen Liederabend im Brucknerhaus zu Gast, in jener Stadt, von der aus 1997 seine große Weltkarriere startete, die ihn zu einem der gefragtesten lyrischen Tenöre werden ließ.
Abseits der großen Opernbühnen ist es durchaus eine Herausforderung, die Stimme für die doch viel intimere Atmosphäre des Liedgesangs zu reduzieren, ohne dabei an Strahlkraft und Timbre zu verlieren. Für seine zurzeit laufende Liedtournee mit dem großartigen Helmut Deutsch als Partner am Klavier wählt Piotr Beczala nicht aus dem üblichen Standardrepertoire aus, sondern wandelt stilsicher und höchst leidenschaftlich in bei uns kaum bekannten Gefilden polnischer und russischer Literatur. Stanislaw Moniuszko ist als Schöpfer der polnischen Nationaloper bekannt, seine unzähligen Lieder, die in hochromantischem Ton schwelgen und den Sängern ideale Melodien zum Phrasieren anbieten, findet man bei uns nur ganz selten auf dem Programm.
Nicht minder kompositorischer Nationalheld ist Mieczyslaw Karlowicz. Seine frühen Lieder begeistern durch eleganten Melodienreichtum und absolut sängerfreundliche Faktur. Keine Frage, dass sich Piotr Beczala bei diesem heimatlichen Repertoire absolut zu Hause fühlt.
Auch im zweiten Teil des Abends blieb man beim Slawischen und gestaltete ungemein feinsinnig einige Romanzen von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Trotz opernhafter Bögen, die Beczala weit ausschwingen ließ, sind es ganz intime Musikstücke von fast zerbrechlicher Machart und introvertierter Aussagekraft. Auch die vier Lieder von Richard Strauss sind das Gegenteil von opernhafter Größe und beschlossen diesen sehr feinsinnigen, nicht unbedingt die Stimme in gewagte Höhen zwingenden Liederabend, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.
Fazit: Ein feines Konzert aus einem Guss, das angenehmerweise abseits des gängigen Repertoires viel Hörenswertes bot.
Brucknerhaus: Piotr Beczala und Helmut Deutsch, 6. 10.
und i hab glaubt der hat zahnschmerzen weil er so erbärmlich jammert
Der Freischütz war natürlich beim Herrn Weltstar dabei.
Fazit: Ein schöner Liederabend, der aber uns Publikum nicht restlos zufrieden stellte.
Von einem Opernstar möchten wir keine Pastelltöne, sondern lyrisches Schmelzen und dramatische Ausbrüche hören. Abgesehen davon, dass die Strauss Lieder so gar nicht überzeugen konnten. So warteten wir alle auf den Zugabenteil. "Kuda, kuda" aus Eugen Onegin, "Dein ist mein ganzes Herz" von Lehar erhofften wir uns schon. Doch nein, Herr Bezcala gab noch ein Liedchen und das war's dann.
Na ja, Eugen vielleicht demnächst in der WienerStaatsoper und "Max" im Freischütz in Dresden.