Jedermann, Perser und ein Pferd, das in eine Bar kommt
Die Salzburger Festspiele zeigen heuer fünf Schauspielpremieren
Johan Simons, Frank Castorf, Dusan David Parizek und Ulrich Rasche – es sind vier starke Regisseure mit unverkennbarer Handschrift, die heuer das Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele prägen. Den Anfang macht am 22. Juli der unverwüstliche "Jedermann" am Domplatz.
"So einen biederen, völlig weihelosen ,Jedermann’ gab es schon lange nicht mehr", urteilte im Vorjahr die FAZ über Michael Sturmingers Neuinszenierung des Traditionsstücks mit Tobias Moretti und "Buhlschaft" Stefanie Reinsperger, während die NZZ "ein beinahe leises, mutig säkulares Kammerspiel" ortete. So uneins die Kritik in ihrer Bewertung des Versuchs war, dem salbungsvollen Bekehrungsstück das Katholische auszutreiben, so einig war man sich darüber, dass dem Regie-Einspringer kein großer Wurf gelungen war. Für heuer ist nicht nur eine neue Musik (Wolfgang Mitterer ersetzt Matthias Rüegg), sondern auch die merkliche Veränderung einiger Szenen sowie der Tischgesellschaft angekündigt.
Eine Woche später zeigt man im Landestheater ein Stück, das zum Festspielmotto "Passion, Ekstase, Leidenschaft" passt. Heinrich von Kleists Trauerspiel "Penthesilea" präsentiert sich in Johan Simons’ Regie jedoch in ungewohnter Manier: als Zwei-Personen-Stück. Alles ist fokussiert auf Penthesilea und Achilles. Erlesen ist die Besetzung: Die Titelrolle spielt Sandra Hüller ("Toni Erdmann"), Achilles ist Jens Harzer, vor zwei Jahren ein eindrucksvoller Caliban im "Sturm" auf der Pernerinsel.
Dort darf sich heuer Frank Castorf austoben. Der Ex-Volksbühnen-Intendant widmet sich Knut Hamsuns Roman "Hunger" und packt zu dieser Passions- und Leidensgeschichte noch das zwei Jahre später erschienene Sequel "Mysterien" dazu. Ab 4. August gibt es ein Wiedersehen unter anderem mit Sophie Rois.
Abrechnung des Comedians
Samuel Finzi und Mavie Hörbiger sind die Protagonisten des zweiten Zwei-Personen-Stücks im Programm. Dusan David Parizek hat sich des Romans "Kommt ein Pferd in die Bar" von David Grossman angenommen. Ein Stand-up-Comedian tritt zur Abrechnung mit sich selbst an und lässt eine Vorstellung aus dem Ruder laufen. Premiere: am 8. August im "republic".
Eine Wucht verspricht die letzte Schauspielproduktion zu werden, die am 18. August Premiere feiert. Ulrich Rasche nimmt sich des ältesten Dramas der Menschheit an und zeigt "Die Perser" des Aischylos. Zwei große Scheiben in Dauerrotation sollen das Landestheater an seine Grenzen treiben und die Schrecken des Krieges anschaulich machen.
Die Premieren
22. Juli: „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal, Regie: Michael Sturminger, Domplatz
29. Juli: „Penthesilea“ von Heinrich von Kleist, Regie: Johan Simons, Landestheater
4. August: „Hunger“ von Knut Hamsun, Regie: Frank Castorf, Pernerinsel
8. August: „Kommt ein Pferd in die Bar“ von David Grossman, Regie: Dusan David Parizek, Republic
18. August: „Die Perser“ von Aischylos, Regie: Ulrich Rasche, Landestheater