Nur der gerade Harnstrahl ist wichtig
TV-Entertainer Harald Schmidt plauderte in Gmunden mit dem Philosophen Franz Schuh
In seiner "Late Night Show" schüttete Harald Schmidt 19 Jahre lang giftigen Zynismus in tagesaktuelle Meldungen – und dadurch waren diese leichter zu verdauen. Er watschte irrtümlich Prominente genauso wie Wichtigtuer ab. Dass er selbst nie der Wichtigtuerei verdächtigt wurde, lag an seiner rhetorischen Wendigkeit, an seinem Tempo, an seiner humanistischen Bildung. Wer es mit Schmidt aufnehmen wollte, zerschellte an ihm.
Am Samstag war der Philosoph Franz Schuh bei den Salzkammergut Festwochen im Stadttheater Gmunden auch recht oft in Gefahr, von dem begnadeten Zyniker überrannt zu werden. Nach knapp einer Stunde beschwerte sich ein Mann aus dem Publikum über das "abartig schlechte Interview". Einige klatschten. Schmidt vermutete eine organisierte Provokation, um Schuh nicht so erniedrigt sitzen zu lassen.
Und so fing alles an: Schuh eröffnete mit dem Befund, Schmidt gebe ausschließlich sinnlose Interviews. Da stand der Karren schon halb im Dreck, weil Schmidts Auftritte stets mehr waren als die Summe ihrer Gags. Aber mehr als exzellent getaktete Unterhaltung waren sie trotzdem nicht, das sollten sie auch nicht sein. Warum also die Sinnfrage? Weil ein Philosoph nicht anders kann.
"Scheiß auf die Inhalte!"
In Schmidts Show wäre Schuh gehäckselt worden, aber nein, Schmidt ist ein höflicher Gast. In Gmunden holte er nur zu einer langen Antwort aus: "Interviews sind für mich eine Form von Stegreiftheater. Ich probiere Sätze aus, ich sage manche Sachen, weil mir der Rhythmus gefällt. Ich probiere neue Inhalte, die ich bloß zuhause abklären muss, damit sich dort niemand wundert, wenn zu lesen ist: Ich sei ausgezogen und lebte jetzt mit meinem Steuerberater zusammen." Er könne alles sagen, "ich laufe ja nicht als Experte". "Scheiß auf die Inhalte!", sei sein Credo. Das klingt kokett – das ist es auch. Jedenfalls würden Privatsender auf diese Weise verfahren. Denen gehe es nicht ums Programm, sondern um die Rendite ihrer Investoren. Schmidt: "Marx ist wichtig, aber nur für die Arbeitsebene." Im ausverkauften Stadttheater wurde munter gekichert. Und: "Ja", Schmidt spekuliere an der Börse, aber "Nö", bei ehemaligen Arbeitgebern nachzutreten, finde er langweilig.
Schlechtes Gewissen?
Fernsehen sei anfangs ein Vehikel gewesen, um sich als Kabarettist bekannter zu machen. "Und das kann man nicht, wenn man niemandem auf die Füße tritt, allerdings erst ab Bundespräsident aufwärts", sagte Schmidt. Was er damit meine? "Wer sich ab 8000 Euro netto im Monat aus dem Fenster lehnt, der ist dran. Das halte ich für eine faire Geschäftsgrundlage." Schlechtes Gewissen? Kenne Schmidt nicht. Schuh diagnostizierte eine Art von Hofnarr, der in der "Medien-Aristokratie zum Herrn" geworden sei, und Schmidt schüttelte sich: "Solange der Harnstrahl gerade runterrinnt, ist alles in Ordnung."
In vierminütigen Fragen, in denen er Gags aus Schmidts Shows nacherzählte, wollte Schuh auch noch der Moral hinterher, aber Schmidt wurde schneller. Er arbeite wie ein Zahnarzt, "wer Schmerzen hat, wird behandelt." Und er, der "Privatier mit abgeschlossener Vermögensbildung", versicherte, "dass wir uns all diese Gedanken nicht gemacht haben." Aber weil in Österreich die Boshaftigkeit Teil der Verfassung sei, fahre Schmidt so gerne nach Wien.
Nach 70 Minuten war die Plauderei vorbei. Abartig schlecht? Nein. Aber für Schmidt-Verhältnisse auch nie wirklich gut.
Nur der gerade Harnstrahl ist wichtig.....
sagte der Schneebrunzer.
Nun, ich war dort und habe mich köstlich amüsiert!
Letztlich hat Harald Schmidt nur die Late-Night-Show von David Letterman kopiert. Das Konzept der Sendung ist wohldurchdacht und die "Witze" sind nicht so spontan wie angenommen. Aber es kommt eben noch immer an wie beabsichtigt. So lange sich gutes Geld damit verdienen lässt, spult Schmidt das Band immer wieder ab.
bin ich froh, das ich nicht hingegangen bin.
Schmidt hat nie "Kleine Leute" sondern immer nur Promis oder solche die sich dafür gehalten haben verarscht.
So wie er selbst sagt: Leute mit € 8000,- netto / Monat aufwärts ! Solche Typen müssen halt auch ein bisschen was aushalten.
er war einer von den Ersten die sich um Umgangsformen einen Scheiß scherten, hat Schule gemacht
Harbachoed-Karl
Hauptsache der Prostata geht`s gut!
Im Oberstübchen darf`s auch daneben
gehen!
Das Schandmaul wird hier zum Wortkünstler
erhoben, dabei war er nur geschliffen ordinär!
Zu viel der Ehre, hier den Zyniker, der genug
Menschen auf wenig hohem Niveau beleidigt hat,
auch noch lobend zu erwähnen!
Gleiches Niveau wie Raab und Böhmermann!
Mit etwas Wehmut denke ich an Frank Elstner,
Schönherr, oder Kulenkampff
Jede Zeit hat ihre Künstler !
Früher war es einmal: Ihro untertänigst Ergebener A. Bruckner,
und beim heutigen, modernen Publikum
muß schon einmal Scheiße o. Ä vorkommen,
wenn gelacht werden soll.
Fürs Schenkelklopfen ist noch eine Lade tiefer erforderlich.
Damit hat sich eben auch H. Schmidt
zum Entertainer qualifiziert.
Schhmidt hatte immer nur die Schmähs seiner Schreiberlinge weitergegeben, so wie es auch bei den Deutsch - österreichischen Schwätzern ist.
Erstens kommt es auch beim Weitergeben darauf an, wie man es macht - und da war Schmidt genial.
Und zweitens hat er oft genug bewiesen, dass er auch ohne Gagschreiber im Hintergrund im TV-Business eine einzigartige Stellung einnimmt.
Der Mann ist intelligent, gebildet, schlagfertig, witzig, boshaft und menschlich - damit ist er bis heute einzigartig.
und DAS ist euch einen Artikel wert?
Die vielen Klicks hat dieses Zeugs eh nur gekriegt, weil die Leute wohl - wie auch ich - ein medizinisches Thema erwartet haben.
ich habe nie verstanden, was an Harald Schmidt witzig sein soll.
Um Schmidt zu verstehen benötigt man einen Mindest-IQ !
Köstlich, die vier.