„Auf grausamste und feigste Weise ermordet“: Prozess in Linz gestartet
LINZ. Im September 2020 wurde in einem Linzer Hotelzimmer ein Brand gelegt, in dem ein schwer verprügelter Krimineller aus Lettland lag. Der Mann starb, drei Landsleute müssen sich seit Montag wegen Mordes durch Brandstiftung verantworten.
Fünf Kriminelle aus Lettland fuhren im September 2020 nach Linz und quartierten sich in ein Hotelzimmer in der Innenstadt ein. Was sie hier wollten, niemand weiß es mangels eines Geständnisses. Die Anklage geht davon aus, dass die Männer Geldwäscherei bzw. Kreditbetrügereien begehen wollten. Zwei der Männer, sie sind im Alter von 45 bis 51 Jahren, haben in ihrer Heimat sogar eine Verurteilung wegen Mordes ausgefasst. Darunter das spätere mutmaßliche Mordopfer.
Drei Betten für fünf, teils schon schwer alkoholisierte Hotelgäste. Wer sollte sich mit wem ins Bett legen? „Ich schlafe bei dem Schwulen“, soll das spätere Opfer gesagt haben. Der derart Beschimpfte bekam die Beleidigung gar nicht mit, weil er schon schlief und wurde extra aufgeweckt, um von der Verbalinjurie zu erfahren.
So erzählte es jedenfalls der Drittangeklagte am Montag vor Gericht den Mitgliedern des Geschworenensenats. Weil sich quasi alle über die Beleidigung aufgeregt hätten, sei eine Vier-gegen-Einen-Situation entstanden. Aus dem Streit wurden rasch Tätlichkeiten.
Drei Letten müssen sich als Angeklagte verantworten. Der Vierte ist tot, er erlag im Krankenhaus seinen schweren Brandverletzungen, der Fünfte soll mit dem mutmaßlichen Mord nichts zu tun haben, er wurde als Zeuge eingestuft.
Laut Anklage schlugen die drei Beschuldigten im Zimmer des sogenannten Self-Check-In-Hotels, in dem es keine Rezeption gibt und alle Türen mittels Codes geöffnet werden, auf den 50-Jährigen ein. Bis das Opfer stark blutete und eine schwere Kopfverletzung erlitten hatte und am Boden lag. Daraufhin sollen die Anwesenden nach und nach das Zimmer verlassen haben. Zwei kehrten aber wieder zurück, angeblich um Lebensmittel zu holen.
Laut Anklage übergossen sie den bereits bewusstlosen 50-Jährigen mit 80-prozentigem Rum und zündeten diesen an. Das Motiv laut Staatsanwalt: Beweise vernichten und den Zeugen „beseitigen“. Für ihn ist klar, dass alle drei Angeklagten eine absichtlich schwere Körperverletzung sowie einen Mord durch (versuchte) Brandstiftung begangen haben.
„Es sind absolute Schwerverbrecher, die nach Österreich kommen und auf grausamste und feigste Weise einen Landsmann töten“, gab der Ankläger den Geschworenen zu bedenken. Dass der Getötete „auch ein Mörder ist, das tut nichts zur Sache.“
Die Angeklagten bekannten sich nur teilweise schuldig, räumten höchstens ein, auf den Landsmann eingeschlagen zu haben. Doch auch dieser habe noch Gewalt ausgeübt, behaupteten sie. Die Brandlegung und damit den Mord wollte keiner der drei begangen haben.
Reichlich Zweifel versuchte Strafverteidiger Andreas Mauhart zu streuen und bezeichnete die Anklage als „löchrig.“ Wenn das ein Käse wäre, würde man nicht satt werden.“ Dass das Opfer bewusstlos geschlagen worden sei, um es in dem brennendem Zimmer sterben zu lassen, könne nicht richtig sein, meinte Mauhart.
Er verwies auf Zeugen, wie einen anderen Hotelgast, der an die Tür geklopft „und eine Antwort bekommen hat.“ Auch ein Polizist soll noch ein paar Worte mit dem 50-Jährigen gewechselt haben. „Er war betrunken und nicht ganz fit. Dann wird er eine geraucht haben“, brachte der Verteidiger eine angebliche Unfallversion ins Spiel, wonach sich der spätere Tote selbst angezündet habe.
Das Gericht begann am Montag mit den Einvernahmen der Beschuldigten. Diese dürften den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Ab Dienstag sollen dann Gutachter und Zeugen zu Wort kommen. Ein Urteil ist für Mittwoch geplant.