Polizeiauto in Flammen: Haftstrafen für Jugendliche
LINZ. 16-Jähriger füllte Benzin in Plastikflasche und übergoss Fahrzeug.
Zum dritten Mal in diesem Jahr sitzt Marco J.* vor dem Richter. Sein Gesicht verbirgt er hinter einem schwarzen Aktenordner, die Kapuze hat sich der 16-Jährige tief ins Gesicht gezogen. Zum ersten Mal ist er gestern als Angeklagter ins Linzer Landesgericht gekommen. Als Zeuge der Geschehnisse vom 14. November des Vorjahres hatte er bereits ausgesagt, auch als Opfer wurde er befragt. Weil jene, mit denen er ein Polizeiauto im Linzer Stadtteil Ebelsberg in Brand gesteckt hatte, fürchteten, er würde sie verraten. Schläge und Tritte sollten Marco J. zum Schweigen bringen.
Gestern legte der junge Linzer ein Geständnis ab. Er habe aus allem "sehr sehr viel gelernt", sagte sein Verteidiger, er sei Opfer einer "toxischen Gruppendynamik" geworden. Der Prozess, bei dem sich drei weitere Burschen im Alter von 17, 18 und 20 Jahren verantworten mussten, fand in großen Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vor dem Schwurgerichtssaal postierten sich acht Polizeibeamte.
Haftaufschub für Angeklagte
Wie berichtet, hatten sich zahlreiche Jugendliche an jenem Sonntagabend im November 2021 im Süden von Linz ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei geliefert. Böller explodierten, Benzin wurde auf die Straßen geschüttet, Raketen auf eintreffende Beamten abgefeuert. Und am Ende brannte ein Polizeiauto.
Die Aufnahmen der Vandalenakte stellte die Jugendbande, die sich "La Casa Bariks" nannte, stolz ins Internet. Ihr Motiv: Wut. Wegen der verhängten Corona-Maßnahmen und der daraus resultierenden Kontrollen durch die Polizei. Der Rädelsführer wurde bereits verurteilt, gestern waren jene angeklagt, die direkt an dem Brandanschlag beteiligt gewesen sein sollen. Marco J. räumte ein, Benzin aus einem Kanister in eine Plastikflasche umgefüllt und damit das Dienstauto der Beamten übergossen zu haben. Er habe sich aber zunächst versichert, dass niemand darin saß. Er wurde zu sieben Monaten Haft verurteilt, zwei davon unbedingt.
Sein 20-jähriger Freund, der an den Randalen ebenfalls beteiligt war, musste sich noch wegen weiterer Straftaten verantworten: Versicherungsbetrug, gefährliche Drohung, Sachbeschädigung. Unter anderem soll er einem Security-Mitarbeiter am Linzer Hauptbahnhof gedroht haben, ihn "auf die Gleise zu werfen". Er wurde zu 15 Monaten Haft verurteilt, fünf davon unbedingt. Jener Bursch, der das Benzin besorgt hatte, kassierte sechs Monate Haft, die Hälfte davon unbedingt. Über den vierten Angeklagten wurden vier Monate bedingte Haft verhängt. Alle bekamen Haftaufschub – weil sie laut Verteidigern mittlerweile auf "einem guten Weg" seien. * Name geändert
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