"Solange Hoffnung besteht, arbeiten wir weiter": 2 Arbeiter nach Einsturz von Gewölbe in Schärding vermisst
SCHÄRDING. Nach dem Einsturz eines Gewölbes in der Schärdinger Buchhandlung Schachinger werden zwei Bauarbeiter vermisst. Am Abend war ein ferngesteuerter Baggerroboter im Einsatz.
Um 14.20 Uhr ist es auf dem Unteren Stadtplatz in Schärding vollkommen still. Die Einsatzkräfte versuchen, etwas zu messen, das für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar ist: Spezielle Schallsensoren des Bundesheeres sollen den Herzschlag jener beider Bauarbeiter aufzeichnen, die wenige Stunden zuvor im Erdgeschoß des jahrhundertealten Hauses verschüttet worden sind. „In einer halben Stunde wissen wir mehr“, sagt der stellvertretende Bezirkspolizeikommandant, Herbert Kirchberger.
Die Minuten verstreichen quälend langsam, Dutzende Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettung, Polizei und Bundesheer verharren in absoluter Stille. Für einige ist es die Gelegenheit, zum ersten Mal seit Stunden zumindest ein wenig zur Ruhe zu kommen. Seit dem Vormittag stehen sie bei hochsommerlichen Temperaturen im Einsatz.
Unter Schutt begraben
Bei den beiden verschütteten Bauarbeitern dürfte es sich laut Polizei um zwei 23-jährige Männer aus Syrien handeln, die Renovierungsarbeiten durchgeführt haben. Während dieser entstanden immer größere Risse in den Wänden, schlussendlich stürzte die Decke ein. Eine Person konnte sich noch selbstständig aus dem Gebäude befreien, die beiden Syrer wurden jedoch unter einem meterhohen Schutthaufen begraben.
Wie Einsatzleiter und Feuerwehrkommandant Markus Furtner mitteilt, ist das Gebäude stark einsturzgefährdet, eine Suche im Gebäude ist deshalb zu gefährlich und vorerst abgebrochen worden. Neben Fachoffizieren des Bundesheeres wurden auch Statiker angefordert, um die Lage zu analysieren. „Sie haben uns informiert, dass ein Eintritt in das Gebäude zu gefährlich ist und wir derzeit leider nicht helfen können“, sagt Furtner.
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Neben dem betroffenen Gebäude, in dem sich eine Buchhandlung befindet, wurden auch zwei Nachbarhäuser evakuiert. Deren Bewohner wurden vom Roten Kreuz versorgt. Zwischenzeitlich standen in Schärding 81 Feuerwehrkameraden von sieben Feuerwehren aus dem Bezirk und dem benachbarten Neuhaus am Inn im Einsatz. Zusätzlich wurden Suchhunde, die bereits nach einem schweren Erdbeben in der Türkei im Einsatz waren, nach Schärding gebracht.
„Ende der Ortung“, vermeldet ein Soldat des Bundesheeres. Auf dem Stadtplatz wird es gegen 14.45 Uhr wieder lauter. Ein Lebenszeichen der beiden Vermissten finden die Sensoren nicht. Dennoch: „Wir können jetzt nicht sagen, wir hören auf. Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen. Solange Hoffnung besteht, arbeiten wir weiter“, sagt Kirchberger um kurz vor 15 Uhr.
Am Nachmittag versuchen die Retter, über ein Nebengebäude doch noch zu den Verschütteten zu gelangen. Feuerwehrmänner mit Brecheisen betreten das gelbe Nachbarhaus. Laute Schläge gegen eine Wand sind auf dem Stadtplatz zu hören. Die Einsatzstelle wird am späten Nachmittag abgesichert. Gemeinsam mit dem Bundesheer arbeiten die Kameraden weiter an einer möglichen Bergung. „Eine Überlebenschance bleibt immer. Auch wenn sie in diesem Fall gering ist“, sagt Furtner.
"Kein Lebenszeichen"
Am Abend vermeldeten die Einsatzkräfte kleine Fortschritte. "Wir arbeiten uns Millimeter für Millimeter vom Nebenhaus aus vor, eine Hausmauer wurde schon durchgebrochen. Jetzt geht es mit einem Baggerroboter genauso weiter durch den Schuttberg. Wir vermuten die beiden Männer im Bereich der Mischmaschine. Dass sie sich dort befinden, dafür spricht auch, dass die Hunde in diesem Bereich angeschlagen haben", sagt Furtner.
Der Suchtrupp findet dann auch persönliche Gegenstände der beiden Vermissten. Mehrere Lkw-Ladungen von Schutt, der händisch aus dem Haus geschafft wurde, ist schon abtransportiert worden, wie Bürgermeister Günther Streicher am späteren Abend berichtet und besorgt sagt: "Lebenszeichen gibt es aber noch immer keines."
Bildergalerie: Traurige Gewissheit: Verschüttete Bauarbeiter in Schärding sind tot
Galerie ansehen„Helfen alle zusammen“
Am frühen Abend durften die Bewohner der beiden evakuierten Nachbarhäuser für je 30 Minuten in ihre Wohnungen zurück, um ihr wichtigstes Hab und Gut zu holen. Wann sie wieder in ihre Häuser zurückdürfen, ist zu dem Zeitpunkt unklar. „Wir brauchen irgendeinen Raum für unsere Arbeit“, sagt Claudia Radlmair vom Streetwork Schärding, das in einem der Gebäude untergebracht ist. „Aber ich bin sehr optimistisch, dass eine Lösung gefunden wird. Wenn es in Schärding hart auf hart kommt, helfen alle immer zusammen. Davon gehe ich auch dieses Mal wieder aus.“
Der Artikel wurde zuletzt um 22:04 aktualisiert.
Man muss dem Denkmalschutz die Frage stellen ob er mit den überbordenden Auflagen rechtzeitige Sanierungen verhindert und somit das Gefahrenpotential erhöht.
Was Suder wieder alles so zu wissen vorgibt...
Na, tun ma wieder mal jemanden anpatzen, ohne auch nur irgendein Fakt dieser Tragödie zu kennen?
Man kann nur hoffen, dass beiden ein zweites Mal die Flucht gelang und wohlbehalten rauskamen.
Baumeister DI. Leithner Alfred wäre der Beste.
Keiner kennt die alten Häuser so wie er.
So ist es 👍
Hoffentlich können die Rettungsmaßnahmen bald starten.
Newsticker wäre hilfreich
Alle Achtung, ziemlich geistreich dein Kommentar...
Ein Newsticker hilft weder den Einsatzkräften die versuchen LEBEN zu retten noch den verschütteten Personen!
Du bist wohl ohne soziale Kontakte, isoliert von der Gesellschaft und brauchst Updates um online was zu erfahren...
Die Helfer geben bestimmt das Beste und es genügt wenn du das am nächsten Tag erfährst wie die Sachlage ausging...
Hoffentlich können die beiden Arbeiter möglichst bald und gesund geborgen werden!
Das wird schwierig werden, aber die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich wünsche es beiden!🤭