Sie stärkt Kinder, um Mobbing zu stoppen
SCHALCHEN, BEZIRK. Drohen, beschimpfen, ausgrenzen, zuhauen: Mobbing in Schulen ist leider kein Einzelfall. Die Gewaltbereitschaft nimmt zu. Mehr als 500 Schüler wurden im vergangenen Schuljahr alleine in Oberösterreich suspendiert, mehr als die Hälfte davon – wie berichtet – an Mittelschulen. Die Schalchnerin Jennifer Schwendner ist seit September im Einsatz, um Druck aus dem Kessel "Klassenzimmer" zu nehmen. Die ausgebildete Selbstbehauptungs-, Resilienz- und Persönlichkeitstrainerin gibt Kindern und Jugendlichen Werkzeuge an die Hand, um Konflikte gewaltfrei zu lösen und sie gegen Mobbing zu stärken.
Spielerisch und interaktiv
Wie reagiere ich, wenn mich jemand beleidigt? Wie schütze ich mich vor Mobbing? Wie verhalte ich mich gegenüber dem aggressiven Mitschüler? Auf einfache, anschauliche Art und Weise vermittelt die 36-Jährige Kindern und Jugendlichen, wie sie sich in ungerechten Situationen behaupten und schützen können. Das macht sie mit praktischen Übungen, spielerisch und interaktiv. "Ich möchte ihnen vermitteln, dass sie nicht alles Doofe annehmen und schon gar nicht mit nach Hause nehmen. Ich zeige etwa anhand von Tiermodellen, wie man in einer Konfliktsituation ruhig bleibt. Nicht jede Meinung ist wichtig, denn nicht jede Meinung ist richtig. Umgekehrt stärke ich ihre Stimme, denn für Dinge, die ihnen wirklich wichtig sind, dürfen und sollen sie sich einsetzen. In meinen Trainings geht es nicht darum, wer wen gehänselt hat, sondern um Teambuilding. Das, was in der Wirtschaft bereits gang und gäbe ist", sagt Schwendner und ergänzt: "Es geht um die Stärkung und zu lernen, wie man mit doofen Situationen, die jeder im Laufe seines Lebens erleben wird, umgehen kann. Je früher ich das lerne, umso besser."
Nicht nur die Gewaltbereitschaft nimmt zu, sondern auch die psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Experten der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie schlugen erst im vergangenen Herbst Alarm, weil die Suizidalität bei den jungen Leuten um das Dreifache gestiegen ist. Auch Mobbing-Situationen über einen längeren Zeitraum können für die junge Psyche besonders belastend sein. Mobbing ist keine Neuerfindung, doch während die Hänseleien einst mittags zu Schulschluss endeten, sind Betroffene von Cybermobbing nicht einmal mehr zu Hause sicher. "Jetzt geht es online weiter. Es werden Fotos gepostet, jemand aus der WhatsApp-Gruppe geschmissen oder Hassnachrichten verschickt. Die Kinder sind am Vormittag in der Schule und viele von ihnen nachmittags bis abends am Handy. Ihnen fehlt die Regenerationszeit", sagt Schwendner und verweist auf die Bedeutung von Vereinen: "Ein Ort außerhalb der Schule, in dem die Kinder gute Erfahrungen machen, sich austauschen und Halt finden können, ist extrem wichtig." In ihren Einheiten holt sie auch Lehrer und Eltern ins Boot. Um Cybermobbing vorzubeugen, rät sie Lehrern, gemeinsam mit den Schülern Verhaltensregeln zu erarbeiten, die zum Schluss von allen unterschrieben werden. Allerdings sind Empathie und soziales Lernen keine Angelegenheiten auf ein paar Einheiten, sondern müssen laut Schwendner im Lehrplan fix verankert werden.
Nächster Vortrag mit Jennifer Schwendner am Mittwoch, 15. Mai, um 19 Uhr im EKIZ Braunau. Anmeldung unter Telefon 0699/16886620.
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