"Die Natur geht uns alle an, und es kann jeder einzelne etwas dazu beitragen"
MEHRNBACH. Der Mehrnbacher Verein "lebensraum:natur" will mehr Natur-Bewusstsein schaffen.
"Sepp, da miaß ma was tuan!" So hatte Mehrnbachs Ortsbauernobmann und Imker Roland Mitterbucher vor eineinhalb Jahren bei einer Imkertagung zu Tierarzt Josef Voglsperger gesagt, als es um den Rückgang der Artenvielfalt und der Biodiversität in der Natur ging. Es wurde etwas getan – seit Jahresbeginn gibt es in Mehrnbach den Verein "lebensraum:natur", der sich mit Biodiversität und Naturschutz beschäftigt. Die Botschaft, die der Verein vermitteln will, ist einfach: "Lebensraum zurückgeben!"
Um das Engagement möglichst breit aufstellen zu können, wurden viele Interessensgruppen zur Teilnahme motiviert, denn für Voglsperger und sein Team ist klar: "Es geht jeden an, und jeder kann etwas tun!" Verschiedene Fachbereiche wurden dafür geschaffen: Neben Vertretern der Landwirtschaft sind auch die Jägerschaft und die Imker im Verein vertreten, auch der Bereich der privaten Gärten, die Kommune, die Pädagogik und die Pfarre sind mit im Boot. Gerade bei den privaten Gärten gebe es viele Möglichkeiten, seinen Beitrag zu leisten, sagt Voglsperger: "Auch wenn ich nur einen Balkon mit ein paar Grünpflanzen habe, kann ich etwas beitragen." Das sei die Botschaft, die in den Köpfen der Menschen ankommen müsse: "Wenn es um die Natur und den Naturschutz geht, sind wir alle gefordert, es ist ausnahmslos jeder in die Pflicht zu nehmen. Niemand kann sagen, er kann nichts tun", sagt Josef Voglsperger und fügt hinzu: "Naturschutz beginnt im Kopf, muss aber in der Natur ankommen."
Keine Schuldzuweisungen
Der Verein wolle keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger Schuldzuweisungen erteilen, vielmehr werde man "auf Augenhöhe und mit gegenseitiger Wertschätzung" zusammenarbeiten. Die Vereinsarbeit stehe auf zwei Säulen, sagt Voglsperger: "Erstens permanente Bewusstseinsbildung betreiben und zweitens konkrete Maßnahmen und Projekte umsetzen."
Der Verein setzt sich auch mit grundsätzlichen Fragen auseinander, erklärt der Vereinsobmann. Der Strukturwandel im Lebensraum habe zu großen Veränderungen geführt, sagt der promovierte Tierarzt. Zunehmender Verkehr, die verstärkte Versiegelung von Boden durch Straßen und Neubauten habe unter anderem zu einer Zerschneidung von Lebensräumen geführt. Die dadurch entstandenen "Inseln" in einer fragmentierten Landschaft seien anfälliger bei störenden Einflüssen. Es gehe darum, der Natur Lebensraum zurückzugeben, nicht Lebensraum zu schaffen. "Wir haben ihn ja genommen!", sagt Voglsperger.
Die Sache mit Insektenhotels
Die Biodiversität leide auch oder gerade durch den Rückgang der Insekten. "Insekten sind die sechsbeinigen Regenten", verdeutlicht Josef Voglsperger. Wie wichtig gute Aufklärung über das komplexe System Natur sei, zeigt er am Beispiel von Insektenhotels, die vermeintlich eine probate Maßnahme für den Erhalt der Insektenvielfalt seien: "Die Nahrungs- und Brutmöglichkeiten der Wildbiene zum Beispiel müssen eng beieinander liegen, sonst bringt eine Nistmöglichkeit gar nichts. Die meisten Insektenhotels gefallen leider nur den Menschen, aber nicht den Wildbienen." Daher sei Aufklärung über effiziente Maßnehmen so wichtig.
Infos zu Privat-Gärten
Ein Stammtisch zum Thema „Private Gärten – ein Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen“ am Montag, 3. Juni (19.30 Uhr, Gasthaus Koller) bietet die Möglichkeit zum Informationsaustausch für Gartenbesitzer. Private Gärten und der Siedlungsraum seien für die Erhaltung der Artenvielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt von großer Bedeutung, heißt es in einem Info-Blatt des Vereines. Schon kleine naturbelassene Teilbereiche in den Gärten könnten etwas bewirken.
Ein Video-Interview mit Josef Voglsperger sehen Sie hier:
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