Musikerin (19) aus Weibern bei Busunfall getötet: Übermüdeter Chauffeur wurde verurteilt
KLAGENFURT. 42 Verletzte und eine getötete 19-jährige Oberösterreicherin: ein verheerender Busunfall in Kärnten hatte am Freitag ein gerichtliches Nachspiel. Dem Freund der Verstorbenen, der beim Unfall neben ihr saß, geht es weiterhin schlecht.
„Musik ist die Sprache der Engel“, heißt es in der Traueranzeige des Musikvereins Weibern, in Erinnerung an die 19-jährige Jana R. Der tragische Unfalltod der jungen Oberösterreicherin im Vorjahr ist vielen Menschen sehr nah gegangen.
- Aus dem Archiv: Oberösterreicherin (19) bei schwerem Unfall mit Flixbus getötet
Das Musiktalent saß als Passagierin in einem Flix-Fernreisebus, der von Prag nach Triest unterwegs war. Sie war in Linz in Begleitung ihres Freundes zugestiegen, um in Italien ihre Familienangehörigen zu treffen.
Der vollbesetzte Doppeldecker fuhr auf der B317 bei Micheldorf in Kärnten im Bezirk St. Veit an der Glan.
Unfall passierte am frühen Morgen
Es war der 19. September 2023, 4.48 Uhr, ein neuer Tag war angebrochen, als das verheerende Unglück passierte.
Der Bus fuhr in einer leichten Linkskurve geradeaus weiter, ein dahinter fahrender Autolenker sah die Funken sprühen, als das Personentransportfahrzeug die Leitschiene touchierte und dann frontal gegen die Betonwand prallte.
42 Personen wurden teils schwer verletzt, für die angehende Musikstudentin aus dem Bezirk Grieskirchen kam jede notärztliche Hilfe zu spät.
"Hab mich nicht müde gefühlt"
„Ich habe mich nicht müde gefühlt“, beteuerte gestern vor Gericht der wegen grob fahrlässiger Tötung angeklagte Busfahrer. Seine ursprüngliche Aussage, kurz vor dem Unfall nach einer Wasserflasche gegriffen zu haben, sei aber „Blödsinn“, übersetzte ein Dolmetsch die Aussagen des 27-jährigen Ukrainers.
Die Staatsanwältin warf dem Fahrer vor, stark übermüdet am Steuer eingeschlafen zu sein. „Er war immer wieder mehrere Sekunden lang auf der Gegenfahrbahn unterwegs und hatte die Augen nur noch halb geöffnet“, sagte die Anklägerin.
Überwachungskamera filmte Fahrer
Das Überwachungsvideo der Dashcam des Busses, die auch den Fahrerbereich filmte, zeigt, wie der Chauffeur im letzten Moment noch versuchte, das Lenkrad herumzureißen.
Laut Ermittlungsergebnissen hatte der Dienstplan damals vorgesehen, dass die zwei Fahrer sechs Tage am Stück (teils auch nachts) arbeiteten und dann drei Tage freinehmen durften.
Der zweite Buschauffeur, mit dem sich der Angeklagte abgewechselt hatte, sagte hingegen aus, dass ihm an seinem Kollegen am Unfalltag nichts Außergewöhnliches aufgefallen wäre.
Schlangenlinien gefahren
Jener Autofahrer, der hinter dem Doppeldecker unterwegs war, erinnerte sich im Zeugenstand: „Ich hatte eigentlich schon zum Überholen angesetzt, habe aber gesehen, dass der Bus Schlangenlinien fährt, deshalb habe ich das gelassen.“
Laut der Sachverständigen-Gutachterin war eindeutig Übermüdung die Unfallursache, sie sprach von „einem tranceartigen Zustand beziehungsweise einem Schlafen mit offenen Augen“.
Janas Freund saß neben der 19-Jährigen, als der Unfall passierte, als sie starb. Seinen Plan, Medizin zu studieren, hat der junge Mann vorerst aufgegeben. Er leidet an schweren Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung, wie der Opferanwalt dem Gericht mitteilte. Das berichtete die Kleine Zeitung.
Vergebung statt Vergeltung
Der Opferseite geht es aber nicht um Revanche oder Genugtuung. Im Gegenteil zeigen die Familienangehörigen des Opfers Verständnis für die Lage des Busfahrers.
Sie machten gestern einen Trauerschmerzengeldbetrag von lediglich 2000 Euro geltend, eine symbolische Geste. Man wolle den Angeklagten nicht noch mehr „schädigen“, betonte der Rechtsvertreter der Familie.
Das Urteil, zwei Jahre bedingt, ist bereits rechtskräftig.