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Kühlen Kopf bewahren beim Heizungstausch

Von Valentin Bayer, 28. Februar 2023, 05:48 Uhr
Kühlen Kopf bewahren beim Heizungstausch
Mit bis zu 50 Prozent der Kosten wird in Oberösterreich der Heizungskesseltausch gefördert. Bild: APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU

WELS. Gerhard Dell vom Energiesparverband über die wichtigsten Fragen für Umsteiger

Viermal so viele Beratungen zum Heizungstausch wie im Jahr zuvor hat der Energiesparverband Oberösterreich 2022 durchgeführt – nämlich rund 20.000. "Es freut uns sehr, dass wir so vielen Menschen helfen können. Die Leute wollen etwas bewegen", sagt Gerhard Dell, Geschäftsführer des Energiesparverbandes.

Derzeit gebe es drei Heizungsformen, die vor allem wegen ihrer Nachhaltigkeit in Oberösterreich gefördert werden: Pelletheizungen, Wärmepumpen und Nah- bzw. Fernwärme. "Wir haben eine sehr gute Fördersituation, es werden bis zu 50 Prozent der Investitionskosten ersetzt. Das sind oft rund 10.000 Euro", sagt Dell. Für einkommensschwache Haushalte gebe es das Programm "Sauber heizen für alle", das bis zu 100 Prozent der Kosten für den Heizungstausch ersetzt.

Welche Heizform die sinnvollste ist, müsse individuell entschieden werden. "Wenn es vor dem Haus einen Fernwärmeanschluss gibt, wird das oft die einfachste Variante sein. Wer eine Ölheizung hatte, hat oft schon einen guten Lagerraum für Pellets", sagt Dell. Ähnlich variabel seien auch die Kosten: "Es gibt gewisse Richtwerte, aber das hängt stark von der Lage ab", sagt der Experte.

Es sei immer sinnvoll, das zu beheizende Gebäude thermisch zu sanieren. "Es muss nicht immer das ganze Haus sein – das ist auch eine Frage der finanziellen Ressourcen. Es bringen schon Einzelmaßnahmen wie die Dämmung der obersten Geschoßdecke Verbesserungen", sagt der Geschäftsführer des Energiesparverbandes.

Von langen Wartezeiten solle man sich nicht entmutigen lassen: "Es gibt Unternehmen, die innerhalb weniger Monate eine Heizung installieren. Und selbst wenn es länger dauert: Lieber jetzt anfangen zu warten als im Herbst. Die Wartezeiten werden nicht kürzer", sagt Dell.

Der Energiesparverband Oberösterreich ist auch auf der Energiesparmesse in Wels von Freitag bis Sonntag vertreten. Dort beraten Experten individuell zum Heizungstausch.

Nah- bzw. Fernwärme
Fernwärme Bild: Colourbox

Nah- bzw. Fernwärme

Ist ein Nah- bzw. Fernwärmenetz in der Nähe vorhanden, ist das oft die naheliegendste Variante. „Ein Vorteil ist, dass im Haus kein eigener Heizkessel errichtet werden muss. Die Wärme wird direkt über das hauseigene Wärmenetz, also die Heizungsrohre, verteilt – die sind in den meisten Häusern bei einem Umstieg schon vorhanden“, sagt Gerhard Dell, Geschäftsführer des Energiesparverbands Oberösterreich.
In Oberösterreich gebe es rund 350 Fern- bzw. Nahwärmenetze. „Grundsätzlich ist also in fast jeder Gemeinde ein Netzwerk vorhanden. Ob Fernwärme im Einzelfall sinnvoll ist, hängt stark von der nächsten Anschlussmöglichkeit ab“, sagt Dell.

Bei aktuellen Förderaktionen, die der Energiesparverband betreut, liegen die Kosten für die Hauseigentümer bei rund 25.000 Euro– ohne die Förderungen gegenzurechnen. „In diesem Wert sind auch die durchschnittlichen Grabungskosten schon enthalten – die tatsächlichen Kosten für den Einzelnen hängen stark davon ab, wie weit die Leitungen verlegt werden müssen und wie schwierig die Grabungsarbeiten sind – ob also nur Erdreich aufgegraben wird oder zum Beispiel eine Zufahrt aufgerissen werden muss“, sagt Dell.

Pelletheizung
Eigenständig agieren mit Pelletheizung Bild: colourbox

Pelletheizung

Für eine Pelletheizung ist eine passende, großzügige Lagermöglichkeit für das Brennmaterial notwendig. „Dazu eignet sich zum Beispiel ein trockener Kellerraum. Oft kann auch der ehemalige Lagerplatz für die Tanks einer Ölheizung umfunktioniert werden“, sagt Gerhard Dell. Vorab sei auch zu bedenken, ob es eine Zufahrtsmöglichkeit für die Pelletlieferungen gibt. „Auch da hat sich aber viel getan, Pellets können mittlerweile wie Öl über Leitungen in das Lager gepumpt werden“, sagt der Energiesparexperte.

Alternativ gibt es die Möglichkeit, Pellettanks in der Erde zu vergraben – das treibt aber die Kosten in die Höhe. „Die Kosten für eine Pelletheizung liegen nach unserer Erfahrung im Regelfall bei maximal 31.000 Euro – je nach den individuellen Anforderungen kann der Preis aber höher oder niedriger ausfallen“, sagt Dell.

Für viele Landwirte und deren Verwandte, die Zugang zu günstigen Hackschnitzeln haben, seien diese als Wärmequelle eine attraktive Möglichkeit – der Wartungsaufwand bei entsprechenden Heizungsanlagen sei aber höher als bei einer Pelletheizung.

„Allgemein liegt der Vorteil bei diesen Heizformen darin, dass man damit unabhängig ist“, sagt Dell.

Wärmepumpe
Bild: colourbox

Wärmepumpe

Wie sinnvoll eine Wärmepumpe ist, hängt vom vorhandenen Wärmeverteilungssystem im Haus ab. „Sie funktioniert sehr gut mit einer Fußbodenheizung oder Niedrigtemperatur-Heizkörpern. Heizkörper mit hohen Durchlauftemperaturen zwischen 60 und 70 Grad wird eine Wärmepumpe wahrscheinlich nicht beheizen können“, sagt Gerhard Dell.

Bei Luft-Wärme-Pumpen gilt es vorab zu klären, ob die Entfernung zu den Nachbarn ausreichend ist: „Die Kompressoren erzeugen natürlich ein Geräusch, das lästig werden kann“, sagt Dell. Kostenrelevant für Wärmepumpen-Systeme mit Erdwärmekollektoren ist, wie aufwändig die Grabungen sind – ob zum Beispiel Felsen im Erdreich vorhanden sind.

Wesentlich für das Beziehen der Förderung ist die Jahresarbeitszahl. Diese sagt aus, wie viel Strom für wie viel Wärme verbraucht wird. Auch die eingesetzten Kühlmittel müssen umweltfreundlich sein.
Eine PV-Anlage sei grundsätzlich immer sinnvoll, aber bei einer Wärmepumpe nicht zwingend besser als bei anderen Heizungen. „Die PV-Anlage erzeugt meist den Strom genau dann nicht, wenn viel geheizt wird“, sagt Dell. Im Schnitt würden Wärmepumpen ohne Förderung rund 22.000 Euro kosten.

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer

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12  Kommentare
12  Kommentare
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fitness-mama (6 Kommentare)
am 16.04.2023 14:52

Also wir haben schon vor ein paar Jahren von Öl auf Wärmepumpe umgestellt und das keine Minute bereut. Klar war es ein Aufwand, weil wir inzuge dessen auch thermisch saniert haben und eine Fußbodenheizung reingebaut haben (obwohl das laut Vaillant Berater gar nicht unbedingt notwendig gewesen wäre – aber ich liebs jetzt!), aber dafür sind wir jetzt unabhängig von dem Wahnsinn mit den Gaspreisen im letzten Jahr und federn von den Stromkosten eh auch mit der PV was ab. Weg von fossil jedenfalls und das war mir am wichtigsten.

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dobisam (1.180 Kommentare)
am 28.02.2023 18:22

Wie wird eigentlich die Fernwärme erzeugt?
Wird da die Ferne verfeuert?
Oder wird sie doch durch Hackschnitzel, Gas, ÖL,... betrieben?
Oft ist eine Müllverbrennung üblich, aber wie soll das funktionieren, wenn der Müll getrennt wird?

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alex87654321 (15 Kommentare)
am 28.02.2023 13:34

Ich habe letztes Jahr umgestellt von Gas auf Pellets. Hatte 35700kwh Gasverbrauch (396m² Wohnfläche) bei 21C/kwH! Klar ein milder Winter...Verbrauch bis dato 3,6to Pellets bei 22C im ganzen Haus. Nach meiner Rechnung (klar auch durch Förderung) amortisiert in 5,5 Jahren bei 550€/to Pelelts und 13C/kwH Gas. Bin ich froh vom Gas umgestiegen zu sein!

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weinberg93 (16.897 Kommentare)
am 28.02.2023 16:26

95 kWh/m2 im Jahr - da besteht erheblicher Sanierungsbedarf!

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alteraloisl (2.681 Kommentare)
am 28.02.2023 09:18

Ich bin mit meiner Ölheizung sehr zufrieden. Kann bis 2 Jahre auf Vorrat einlagern, brauche wenig Strom für den Brenner und Umwälzpumpe. In der letzten Heizperiode kann ich beweisen, dass ich sehr günstig geheizt habe., Habe auch die Temperatur (22 Grad) nicht verändert. Werde sicher nicht umstellen. Hätte ich eine Wärmepumpe, hätte ich beinahe die doppelten Kosten gehabt. Strom kann man ja nicht auf Vorrat einlagern.

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Zonne1 (3.945 Kommentare)
am 28.02.2023 09:36

Putin und die anderen ausländischen Öl und Gas-Despoten sind Ihnen auf ewig dankbar.
Die Kriege können somit weiterlaufen

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reibungslos (15.296 Kommentare)
am 28.02.2023 15:25

Waldarme Länder müssen jetzt schon Millionen Tonnen Pellets importieren, hauptsächlich aus USA und Kanada. Wenn bei uns das Holz knapp wird, ist der Krieg mit Russland beendet und man wird dankbar die sibirischen Pellets nehmen.

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Orlando2312 (22.922 Kommentare)
am 28.02.2023 08:50

Energiekonzerne sind Abzocker. Öl und Gas ist pfui.

Ich rate Ihnen eindringlich zu einer Pelletsheizung.

Ihr lokaler Pellets-Verband.

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tradiwaberl (16.054 Kommentare)
am 28.02.2023 06:25

"Ist ein Nah- bzw. Fernwärmenetz in der Nähe vorhanden, ist das oft die naheliegendste Variante."

Stimmt nicht.
Ist eine Fernwärme vorhanden, wird gar nichts anderes mehr gefördert.
Sollte man auch wissen.

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Coolrunnings (2.697 Kommentare)
am 28.02.2023 07:13

Hier wird überhaupt sehr viel Unsinn verzapft...z.Bsp. beim Thema Pelletheizung war die Aussage: „Allgemein liegt der Vorteil bei diesen Heizformen darin, dass man damit unabhängig ist“, sagt Dell."
Mit Pellets bin ich also "unabhängig"? Selten so einen Blödsinn gelesen.

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Zonne1 (3.945 Kommentare)
am 28.02.2023 08:35

man ist zumindest bei einem großen Lagerraum soweit unabhängig, das man sich Monate oder Jahre für die nächste Lieferung Zeit lassen kann, um einen besseren Preis abzuwarten.

und unabhängig von den ausländischen Öl und Gas-Despoten ist man mit Pellets auf jeden Fall.

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Coolrunnings (2.697 Kommentare)
am 28.02.2023 10:05

@Zonne:
Wie "unabhängig" Pellet-Heizungen sind, hat man ja in den letzten 12 Monaten gesehen...Pellets hatten die höchste Teuerungsrate, sogar im Vergleich zu Öl und Gas.
Da hat die Pellets-Lobby voll zugeschlagen...derzeit ist ja sogar die Wettbewerbsbehörde mit dem Thema befasst.

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